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19.12.09 / Invasion der chinesischen Investoren / Wie Peking mit Milliarden Dollar den schwarzen Kontinent ködert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-09 vom 19. Dezember 2009

Invasion der chinesischen Investoren
Wie Peking mit Milliarden Dollar den schwarzen Kontinent ködert

Besucher der Metropole Dakar, der Hauptstadt des Senegal, haben zeitweise das Gefühl, nicht mehr in Afrika, sondern in der Volksrepublik China zu sein. Denn der „Boulevard du General de Gaulle“ wird auf mehreren Hundert Metern von chinesischen Läden dominiert. Und ein ähnliches Bild bietet sich im zentralafrikanischen Kupfergürtel oder im Norden Namibias. Der Wettlauf der großen Industrienationen um die Rohstoffe des schwarzen Kontinents ist in vollem Gange und gegenwärtig haben die Machthaber in Peking mit ihren prallen Geldsäcken die Nase vorn, während der Westen noch immer mit den Folgen der Finanzkrise ringt.

Doch es sind nicht nur die Milliarden der gelben Kapitalinvasion, die die roten Machthaber nach Afrika pumpen, in ihrem Gefolge reisen Tausende von privaten Händlern mit, gründen Geschäfte und Dienstleistungsunternehmen und verdrängen zum Teil das einheimische Handwerk sowie die kleinen örtlichen Ladeninhaber.

Im diesem Jahr werkelten sich die Asiaten noch vor den USA an die Spitze der Handelspartner Afrikas. Seit 2001 hat sich das Volumen des jährlichen Warentransfers auf geschätzte 100 Milliarden Dollar verzehnfacht. Es geht dabei nicht mehr nur um die Sicherung von Rohstoffreserven wie Öl (Nigeria, Sudan) und Kupfer (Sambia), sondern auch um die Erschließung von Absatzmärkten für Chinas Billigwaren, die im Westen wegen der Wirtschaftskrise, der Bekämpfung hemmungsloser Plagiat-Unkultur und der Forderungen an den Standard und die Umweltverträglichkeit der Waren an Grenzen gestoßen sind. Im Gegenzug wollen die Geschäftsstrategen in Peking, so kürzlich Chinas Handelsminister Chen Deming, die Einfuhrsteuern für afrikanische Produkte senken oder sogar ganz abschaffen. „Während Europa die unteren Schichten anpeilt, setzen die Söhne des Himmels auf die gut verdienende, rund eine halbe Milliarde Menschen zählende Oberklasse und damit auf die Entscheidungsträger“, kritisierte jüngst die Zeitschrift „Time“. „Langfristig öffnet das auch Märkte für Chinas Produkte.“

Nach Expertenschätzungen belaufen sich die Sachanlagen der asiatischen „Invasoren“ allein für 2008 auf 5,5 Milliarden Dollar. Zusammen mit bislang gewährten Krediten und Entwicklungshilfe-Spritzen rechnet sich das Engagement auf gut 50 Milliarden Dollar hoch, mit Schwerpunkten in Simbabwe, Guinea, im Sudan, in Nigeria, Angola, Äthiopien, Sambia und dem Kongo. In Togo ist der Einfluss bereits so stark, dass die Einheimischen von „fremden Teufeln“ sprechen.

Nach den neuesten Milliarden-Zusagen Pekings wird sich das Anlagevolumen in absehbarer Zeit verdoppeln und den Westen weiter abhängen trotz der vollmundigen Versprechen eines Barack Obama. Zudem winkt für einige der afrikanischen Partner ein Schuldenerlass. Allein in Angola, dem wichtigsten Partner des afrikanisch-chinesischen Warenhandels, dürften die Investitionen gegenwärtig bei rund zehn Milliarden Dollar liegen. Mit Simbabwes Mugabe wurde erst jetzt ein Acht-Milliarden-Dollar-Handel in Erdölengagements und für die Schürfung anderer Rohstoffe unterzeichnet. In Angola sprang Peking dabei geschickt in die Lücke, die Internationaler Währungsfond und Weltbank mit ihrem Rückzug wegen der ausufernden Korruption in diesem Land hinterlassen haben.

Selten stößt dieses Vorgehen auf harsche Kritik, wie etwa durch den Chef des senegalesischen Arbeitgeberverbandes, Mor Talla Kane. „China saugt uns aus und gibt praktisch nichts zurück“, ereiferte er sich. Aus solchen Anklagen indes haben die Chinesen längst gelernt. Und sie sorgen mehr und mehr auch dafür, dass mit ihren Finanzspritzen in die Infrastruktur und die Bildung investiert und so den Gegnern der Wind aus den Segeln genommen wird. In Nigeria beispielsweise wurde das Eisenbahnwesen mit seinen 3500 Kilometern Schienentrassen modernisiert. Gleichzeitig sicherte sich Peking neben den US-Ölgiganten Exxon Mobil und der britisch-holländischen Shell umfangreiche Ölförderrechte, ebenso wie in der Bucht von Guinea, die von den Amerikanern als die neue „Bonanza“ der Ölwirtschaft gefeiert wird. Im Sudan haben die Chinesen längst die Nase vorn. Dort ist China der größte Investor und bezieht zudem große Mengen seines schier unersättlichen Bedarfs an „schwarzem Gold“ aus den umfangreichen Fördergebieten des Wüsten- und Steppenlandes. Selbst im Irak winkten Pekings Unterhändler mit hohen Investitionen. Um den Pakt mit der Regierung des Sudan zu zementieren, stützt die fernöstliche Volksrepublik die radikale Militärregierung durch regelmäßige Vetos bei Uno-Beschlüssen.             Joachim Feyerabend


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