26.04.2024

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19.12.09 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-09 vom 19. Dezember 2009

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

also langsam glaube ich nicht mehr an Zufälle, denn es ist wieder etwas geschehen, was in der Erfolgsserie unserer Ostpreußischen Familie einen neuen Markstein setzt. Schon der Absender auf dem Brief mit den polnischen Briefmarken machte mich stutzig, denn ich hatte ihn erst vor Kurzem in unserer Kolumne erwähnt: Zaporowski. In der sehr schwierigen Suchfrage einer Französin, deren Mutter aus einem ihr unbekannten und für sie nicht auffindbaren Ort aus Westpreußen stammte. Den hatten wir bereits ohne Hilfe unserer Leserschaft gefunden. Es handelte sich um  das von den Polen „Brynsk“ genannte Brinsk, Kreis Strasburg, einen sehr kleinen, nur aus mehreren „Buden“ bestehenden Ort – das konnten wir Frau Camille Stein mitteilen, auch einige Auszüge aus dem Namensregister aus der alten deutschen Zeit. Frau Steins Mutter Franziska war dort 1891 als Tochter des Ehepaars August Janowski und Marianne geborene Zaporowski geboren. Während sich der Name Janowski mehrmals in dem Einwohnerverzeichnis fand, gab es keinen Hinweis auf den Namen Zaporowski. Deshalb hakten wir noch einmal nach und fragten nach Trägern dieses Namens. Die Hoffnung war nicht sehr groß, denn die wechselvolle Geschichte dieses westpreußischen Ortes wird die ehemaligen Bewohner veranlasst haben, fort zu gehen, oder sie mussten ihn verlassen. Und selbst die Dagebliebenen dürften unsere Zeitung kaum lesen, zumal sie schon längst einer anderen Generation und Nation angehören.

Man kann noch so logische Folgerungen ziehen – die Wirklichkeit krempelt alles um, der Brief des Franz Zaporowski beweist es. Und damit Sie sehen, warum ich ihn in atemloser Spannung gelesen habe, gebe ich den Inhalt wörtlich weiter. Herr Zaporowski, heute in Hohenstein (Pszczölki) bei Danzig wohnhaft, schreibt:

„Als ich unlängst meine Verwandten besuchte, traf in bei ihnen auf das Ostpreußenblatt Nr. 43. Bei dem Überblicken der Inserate traf ich auf den Titel „Es gibt schon Zufälle …“ und dabei geht es um die Frau Camille Stein. Nach allen Anzeichen ist sie eine Verwandte von mir, höchst wahrscheinlich bin ich ihr Onkel. Mein Vater Dominik Zaporowski, * 1880 in Langendorf, Kreis Strasburg, Westpreußen (Brynsk, Colonie Brinsk, Langendorf, Kolonie Brynsk, Brynsk). Mein Großvater Simon Zaporowski und seine Ehefrau Marianne geborene Blas­ke­witz, herkömmlich aus Popowo bei Torun/Thorn. In dieser Ehe waren vier Kinder: Maria (Marianne), * 1870, † 1954, Apolonia, * 1873, † 1952, Dominik * 1880, † 1967, ein Junge verstarb im Kindesalter. Maria (Marianne) heiratete August Janowski. Aus dieser Ehe waren 14 Kinder, der Älteste war Jan, * 1889, † 1978. Das zweite Kind war Franziska, das müsste die Mutter von Camille sein.“

Soweit die wichtigsten Angaben aus dem Brief von Herrn Franz Zaporowski. Wenn diese Angaben stimmen, was bei der präzisen Auflistung der Namen und Daten kaum zu bezweifeln ist, wäre er tatsächlich ein naher Verwandter von Camille Stein. Dann hätten wir einen großartigen Erfolg erzielt, der vielleicht nicht der einzige bleibt, denn nach diesen Aussagen hätte ja Frau Steins Mutter Franziska 13 Geschwister gehabt. Und wenn die alle so langlebig sind, wie man aus den Daten der namentlich Genannten ersehen kann, könnten sich noch weitere Verwandte finden. Wenn es auch nicht so viele sein werden wie bei jenem Landsmann, für den ich vor einigen Jahren nach Angehörigen suchte – er kannte niemanden aus seiner Familie – und der mir dann fast schockiert mitteilen konnte, dass er auf einmal 80 Verwandte hätte!!! Wir werden jedenfalls bald und freudig von Frau Steins Reaktion und einer vermutlichen Familienzusammenführung berichten können, der zwar im heutigen Europa keine Grenzen gesetzt sind, aber Sprachbarrieren in dieser französisch-deutsch-polnischen Verständigung.

Ja, unsere Ostpreußische Familie zieht weite Kreise, das konnte auch Herr Michael Wiesemann aus Hitzacker feststellen, der neue Erfolge in seiner Familienforschung vorweisen kann, nachdem wir über erste bereits berichteten. Das Problem ist nur, dass es im alten Stallupönen zwei Wiesemann-Sippen gab, die der Suchende ihrer kaufmännischen Tätigkeit nach in „Stoff-Wiesemanns“ und „Eisen-Wiesemanns“ trennt. Er stammt aus der erstgenannten Linie, und da sind die Angaben spärlicher. Zu den Eisen-Wiesemanns bekam er konkrete Hinweise, darunter auch von zwei Leserinnen, die aus dieser Linie stammen. Nun schließt unser Leser aus Hitzacker nicht aus, dass er über die Aufzeichnungen der Angehörigen der Eisen-Wiesemanns doch irgendwo die Querverbindung zu seinen Vorfahren findet, die es mit großer Wahrscheinlichkeit geben dürfte. Eine eventuell weiterführende Idee ist Michael Wiesemann bei der Suche nach den Daten seines Großvaters gekommen. Der war sicher kein Einzelkind, das wäre für ein ostpreußisches Ehepaar ungewöhnlich, und so will er den Suchkreis auf die Geschwister seines Urgroßvaters Gustav Wiesemann und deren Nachkommen ausweiten. Er erinnert sich an ein altes Foto, auf dem der Urgroßvater einen knöchellangen, aschgrauen Militärmantel trug, Koppel und Knopfreihen wiesen Ähnlichkeiten mit den Uniformen aus den Eini­gungskriegen (1864–1871) auf. Und vielleicht erinnern sich doch noch Wiesemann-Nachkommen aus dieser Linie an das Haus in der Goldaper Straße 24 oder 26, später Nr. 4. Auf diese Weise ließe sich dann die Lücke schließen, die Michael Wiesemann derzeit hindert, in den Kirchenbüchern und Archiven voranzukommen. (Michael Wiesemann, Schulweg 8 in 29456 Hitzacker.)

Manchmal ist es nur ein kurzer Anruf, manchmal ein Zettel, sehr oft eine E-Mail mit ein paar Namen – und immer mit der Aufforderung: Nun sucht man schön! Würden wir gerne tun, aber mit ein paar fehlerhaften Angaben kann man keine Spur legen. Fast immer muss ich nachfassen, und manchmal erfahre ich erst in einem direkten Gespräch, was überhaupt gemeint ist. Deshalb bitte ich immer, schon bei der ersten Anfrage auch Telefonnummer und Postanschrift anzugeben, die E-Mail-Adresse genügt nicht, weil viele unserer Leserinnen und Leser keinen Zugang zu den elektronischen Medien haben. Das habe ich schon oft gesagt und muss es leider immer wieder tun. Auch heute. Denn es liegen wieder Anfragen ohne Adressenangaben vor und Rück­fragen blieben ohne Antwort. So kann es vorkommen, dass – manchmal auch erwünscht, weil die Korrespondenz ausschließlich über eine andere, mit dem Internet vertraute Person geht – nur E-Mail-Adressen angegeben werden. Wenn diese von interessierten Lesern nicht genutzt werden können, dann bitte die Briefe an unsere Anschrift senden. Nachfassen musste ich auch bei dem Suchwunsch von Frau Dora Ommert aus Gießen, die schon lange nach ihren Vorfahren sucht, jetzt aber erst den Hinweis auf unsere Ostpreußische Familie bekam. Hier lagen die Schwierigkeiten vor allem daran, dass die Ortsangaben ungenau waren. Jetzt können wir den Suchwunsch richtig einordnen: Wer kann Angaben über Frau Gertrud Ampt, geborene Czybayko, * 10. Januar 1919 in Fröhlichen, Kreis Johannisburg, und ihre Eltern machen? Es handelt sich bei diesen um Karl Czybayko und Frau Auguste Helene geborene Treskatis, * 7. April 1891 in Schareyken, Kreis Treuburg. Hier fand auch am 15. Dezember 1912 die Hochzeit statt. Daten zu Geburt und Tod des Karl Czybayko fehlen, es ist anzunehmen, dass er aus Fröhlichen stammt, denn alle Kinder aus dieser Ehe wurden in dem zum Kirchspiel Richtenberg gehörenden Ort geboren. „Wir interessieren uns für alle Vorfahren, die Sie finden können“, mailt die Enkelin von Gertrud Ampt, die auch die Korrespondenz führt. (E-Mail M.Ampt@gmx.de, Postanschrift: Dora Ommert, Licher Straße 89 in 35394 Gießen.)

Mit großer Freude hat Herr Horst Buchholz den Artikel in der PAZ „Deutschlands stille Reserve“ über seinen unvergessenen Kommandeur Freiherr von der Heydte gelesen und verbindet in seinem Schreiben Dank und Bitte:

„Nach meiner Fallschirm-Sprungausbildung war er als Major mein Kompanie-Chef, später war er mein Batl.Kommandeur in Afrika.

Ihm verdanke ich mein Leben, da er mich in einer kleinen Gruppe aus der Wüste zur Truppe führte. Er wurde für seine Rettungstat hoch ausgezeichnet. Nun bin ich fast 87 Jahre alt und dem Ostpreußenblatt von erster Stunde an treu, deshalb möchte ich Sie bitten, nach Kriegskameraden aus der Afrikazeit, später Italien, dann Ardenneneinsatz unter Oberst v. d. Heydte zu suchen. Mit Auskunftsstellen stehe ich in Verbindung, und vier Freunde leben noch.“

Sehr gerne, lieber Herr Buchholz, haben wir hiermit Ihren Wunsch erfüllt und hoffen, dass Ihre Treue zu unserer Zeitung auch mit einem erfreulichen Echo auf Ihre Suchfrage belohnt wird. (E-Mail: horst.buchholz@htp-tel.de)

Im Nachlass seines Onkels Egon Lemke fand unser Leser Gerd Fest zwei Fotos, die ihn in einer für den Neffen unbekannten Uniform zeigen. Die Aufnahmen wurden am 17. September 1939 in Osterode gemacht. Herr Fest vermutet, dass der Onkel damals Mitglied eines Heimat- oder Grenzschutzbundes war, der während der Poleneinmarsches zur Wehrmacht kam, denn auf der Armbinde steht „Deutsche Wehrmacht“. Es ist anzunehmen, dass die Aufnahmen auf Heimaturlaub gemacht wurden, denn sein Einsatz dürfte im Gebiet des ehemaligen polnischen Korridors gewesen sein. Aber ehe wir den Vermutungen zu viel Platz einräumen, fragen wir lieber unsere Leser: Wer kann über diese Uniform etwas sagen, hat sie vielleicht selber getragen? (Gerd Fest, Ulmenstraße 14 in 45133 Essen, Telefon 0201/265820.)

Schon jetzt will ich im Namen unserer Ostpreußischen Familie herzliche Weihnachtsgrüße an unsere treuen Leser und Leserinnen im Ausland senden, die unsere Zeitung etwas später erhalten. Und auf die sie immer sehnsüchtig warten, wie wir den Briefen aus den USA, Kanada, Südafrika und Australien entnehmen können. Das Ostpreußenblatt im Mantel der PAZ ist da eine verlässliche Brücke. Ein besonders herzlicher Gruß geht nach Sydney, wo eine kleine Vanessa mich zur Urgroßtante gemacht hat, wie mir die stolzen Großeltern berichten konnten. Und da diese begeisterte Leser unserer Zeitung sind, sei mir dieser kleine Extragruß erlaubt.

Eure Ruth Geede

Foto: Egon Lemke am 17. September 1939: Wer weiß Näheres über diese Mischung aus Reichsarbeitsdienstuniform und Wehrmachtsarmbinde?   Bild: privat


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