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26.12.09 / Familien an den Rand gedrängt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-09 vom 26. Dezember 2009

Familien an den Rand gedrängt
von Harald Fourier

Im Klinikum Friedrichshain werden jährlich gut 2000 kleine Berliner zur Welt gebracht. Wer einmal sehen möchte, wie der oft zitierte „demographische Wandel“ in der Praxis abläuft, der sollte das Krankenhaus an der Grenze zum Prenzlauer Berg           besuchen. Einmal monatlich findet dort ein Informationsabend statt, bei dem Schwangere über die Modalitäten ihrer bevorstehenden Geburt aufgeklärt werden.

Über 100 Frauen sitzen dann – mal mit, mal ohne Mann – im Saal und hören zu. Ein Blick durch die Reihen zeigt das steigende Alter der deutschen „Durchschnittsmutter“. Zwar gibt es auch noch sehr junge werdende Mütter, aber dafür inzwischen auch etliche, die bereits sichtlich über 40 sind. Das Durchschnittsalter liegt bei etwa 30 Jahren. So sieht es auch die Statistik. 1970 war das Durchschnittsalter einer Mutter bei der ersten Geburt noch unter 25, in der DDR sogar unter 22.

„Wir werden immer älter, und wir kriegen immer weniger Kinder.“ Mit diesem Satz hat Franz Müntefering in den letzten Jahren auf fast allen Wahlkampfveranstaltung der SPD die Veränderungen zusammengefasst. Er hätte auch noch sagen können: „Wir bekommen unsere Kinder immer später.“

Und geheiratet wird auch immer bejahrter. Statistiker erkennen einen beträchtlichen Altersanstieg bei den Frischvermählten. Das neu erschienene Jahrbuch für Berlin und Brandenburg stellt fest, dass das Heiratsalter von Berliner Männern in nur zehn Jahren von 31,8 Jahren auf 34,4 Jahre gestiegen ist. Bei Frauen stieg es von 29,3 auf 31,6 Jahre.

Mit anderen Worten: Durchschnittsberliner kriegen Kinder mit 30, heiraten aber erst mit deutlich über 30. Kein Wunder, dass in der Hauptstadt immer mehr uneheliche Kinder zur Welt kommen. Ihre Zahl stieg von 29  Prozent im Jahr 1992 auf 49 Prozent. In  Brandenburg kommen sogar 60 Prozent unehelich zur Welt.

Damit setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort: Der Ehe wird immer weniger Bedeutung beigemessen. Der Sozialstaat macht sie unattraktiver, und auch in der im Wesentlichen vom Fernsehen vermittelten  Populärkultur findet sie kaum noch statt. Nehmen wir nur die in Berlin spielende RTL-Seifenoper „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ – in ihr gibt es keine einzige echte Familie, in der Vater und Mutter die eigenen Kinder so aufziehen, wie es immer noch der Realität in Millionen Haushalten entspricht.

Immerhin kommt derzeit noch die Mehrheit aller Kinder in traditionell familiären Verhältnissen zur Welt. Aber der Trend ist eindeutig. Wahrscheinlich werden eheliche Kinder in Berlin schon 2010 zur Minderheit.


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