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26.12.09 / Moskaus Kampf gegen den Winter / Schneefälle und Frost legten die Stadt lahm − Luschkow will Schnee abschaffen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-09 vom 26. Dezember 2009

Moskaus Kampf gegen den Winter
Schneefälle und Frost legten die Stadt lahm − Luschkow will Schnee abschaffen

Am 8. Dezember versank Moskau im Schneechaos, statt der vorhergesagten ein bis zwei Zentimeter Schnee waren innerhalb weniger Stunden 20 gefallen. Noch bevor die Räumdienste ausrücken konnten, hatten sich Staus in einer Gesamtlänge von 900 Kilometern gebildet. Die Zahl der Autounfälle verdoppelte sich von den täglich über 1000 in der Millionenmetropole auf 2700. Am 15. Dezember sorgte Frost von minus 25 Grad Celsius dafür, dass in einem neuen Gebäude der Staatsduma eine Wasserleitung barst und sämtliche technischen Geräte der Büros im Haus beschädigte. Eine Sitzung ihrer ersten Kammer musste in anderen Räumlichkeiten stattfinden.

Moskaus Oberbürgermeister Jurij Luschkow empörte sich öffentlich über die Unfähigkeit der Meteorologen, zutreffende Wettervorhersagen zu erstellen. Es habe sich um eine „Wetteranomalie“ gehandelt, lautete die Erklärung des städtischen Wetteramtes. „Solche Fehler darf man nicht durchgehen lassen, denn sie kommen die Stadt und die Moskauer teuer zu stehen“, schimpfte Luschkow. Schnee und Frost sind in Moskau nichts Ungewöhnliches, dennoch legen alljährlich Schneefälle zum Winterbeginn die Straßen Moskaus lahm und verursachen Millionen Euro an Schneeräumungskosten. Ein Chaos wie dieses hatte Luschkow in diesem Jahr mit allen Mitteln verhindern wollen.

Schon im September kündigte der Oberbürgermeister, der für seine oft abenteuerlichen Ideen bekannt ist, an, Moskau über die chemische Wetterbeeinflussung durch Flugzeuge schneefrei zu halten. Nach einer Methode, die in China erfolgreich erprobt wurde, sollen Wolken mit Chemikalien „beschossen“ werden, so dass der Niederschlag in der Umgebung der Stadt abregnet. Laut Dekret des Oberbürgermeisters wird der Moskauer Luftraum zwischen dem 15. November und dem 15. März auf Schnee überwacht. Ist die Schneewolke zu groß, wird sie mit Chemikalien attackiert. Sieben Wetterflieger sind startbereit.

Die Stadtverwaltung schätzt die Ersparnisse auf 2,7 Millionen Euro. 4,1 Millionen Euro kosten die Flugzeugeinsätze, dafür werden Schneeräumkosten in Höhe von 6,8 Millionen Euro gespart. Die Idee der Wetterbeeinflussung ist nicht neu, bereits im Sommer 1980 hatten Flugzeuge Moskau während der Olympiade regenfrei gehalten. Anlässlich großer Feiern und Paraden wird das Wetter zwei- bis dreimal jährlich verändert.

Um Luschkows Pläne gab es heftige Diskussionen. Umfragen in Rundfunk und Fernsehen zeigten, dass, obwohl der Oberbürgermeister gewöhnlich fast 80 Prozent Zustimmung genießt, die Menschen unterschiedlich reagierten. Während Autofahrer weniger Schnee und Matsch begrüßen, möchten viele auf Schnee im Winter nicht verzichten.

Ökologen befürchten Schäden für die Umwelt. Ohne die schützende Schneedecke wären die ohnehin schon rar gesäten Bäume und Grünanlagen dem Frost und nicht zuletzt den versickernden Chemikalien ausgesetzt. Auch die Städte im Umland zeigten wenig Begeisterung. Weniger Schnee in Moskau bedeutet, dass sämtliche Niederschläge in der Region fallen, was die Räumdienste dort überfordern würde. Staus in der Provinz wären die Folge, Pendler hätten Probleme, in die Hauptstadt zu gelangen.      MRK

Foto: Roter Platz in Moskau: Meterologen hatten versagt.        Bild: imago


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