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26.12.09 / »Bete und arbeite« / »Unser kleiner Bischof« J. N. Neumann

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-09 vom 26. Dezember 2009

»Bete und arbeite«
»Unser kleiner Bischof« J. N. Neumann

Der am 28. März 1811 in Prachatitz geborene Sohn eines deutschen Strumpfwirkers und dessen tschechischer Ehefrau besuchte in Budweis das Gymnasium und das Priesterseminar sowie in Prag die Universität. Als er mit der Ausbildung fertig war, herrschte in der Diözese Budweis eine Theologenschwemme, aber in den USA Priestermangel. Beim Bischof von New York hatte der Böhmerwäldler Erfolg und wenige Wochen nach seiner Ankunft in der US-Metropole wurde er in der St. Patrickskathedrale 1836 zum Priester geweiht.

Der Neupriester hatte zwar kein Pfarrhaus, aber dafür maß seine an den Niagarafällen gelegene Pfarrei Williamsville nicht weniger als 1450 Quadratkilometer. Mit dem Rucksack auf dem Rücken war er ständig unterwegs, die ihm anvertrauten Schafe zu betreuen. Dabei trieb der begnadete Seelsorger Raubbau an seiner Gesundheit. Er überforderte sich. Gerade vier Jahre im Amt brach der nur 1,60 Meter große Hirte an Ostern 1840 zusammen. Zur Erholung kam er in ein Redemptoristenkloster. Die dort gewonnenen Eindrücke, die mahnenden Worten eines Redemptoristen „Vae soli!“ (Wehe dem, der allein steht) und die eigenen Erfahrungen mit dem Auf-sich-alleine-gestellt-sein ließen ihn noch im selben Jahr in den Orden eintreten.

Bereits vier Jahre später leitete er deren Kloster in Pittsburgh und weitere zwei Jahre darauf alle ihre amerikanischen Niederlassungen. Nach getanem Tageswerk arbeitete er abends und nachts wissenschaftlich. Zwei Katechismen, eine biblische Geschichte und diverse Aufsätze zeugen davon. „Bete und arbeite ohne Unterlass!“ war das Motto des selbstlosen Arbeitstiers.

Auch außerhalb des Ordens wurde man auf ihn aufmerksam. Mit gerade einmal 41 Jahren wurde dem tatkräftigen Seelsorger, Organisator und Wissenschaftler 1852 das Bistum Philadelphia anvertraut. Und auch in diesem Amt rieb er sich auf. „Ich werde keine 50 Jahre alt werden“, pflegte „unser kleiner Bischof“, wie er liebe- wie respektvoll genannt wurde, zu sagen. Und er sollte Recht behalten. Am 5. Januar 1860 verstarb der Heilige in Philadelphia. Manuel Ruoff


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