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26.12.09 / Farbenfrohe Schönheit / Schlesien in alten Farbfotografien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-09 vom 26. Dezember 2009

Farbenfrohe Schönheit
Schlesien in alten Farbfotografien

„Schlesien in frühen Farbfotografien“ heißt ein kleinformatiger Bildband mit 120 authentischen Farbaufnahmen, erschienen im Komet Verlag. Schlesien wurde von seinen Bewohnern sehr geliebt. Doch auch diese historische ostdeutsche Provinz, die nach Kriegsende gemäß den Beschlüssen der Potsdamer Konferenz größtenteils unter polnische Verwaltung gestellt wurde, dürfte mittlerweile in den Lehrplänen für den Geschichtsunterricht an sämtlichen Bildungseinrichtungen nur noch eine marginale Rolle spielen.

Schlesiens wechselvolle Vergangenheit, Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung seit 1945 sind inzwischen von Ereignissen wie der deutsch-deutschen Wiedervereinigung überlagert worden. Es sind auch nur noch wenige, die eine lebendige Erinnerung an das Land ihrer Kindheit und Jugend bewahren, an die Heimat von Andreas Gryphius, Joseph von Eichendorff und Gerhard Hauptmann.

Um so höher ist der kulturgeschichtliche Wert dieser einmaligen Sammlung von farbigen Landschaftsaufnahmen, Stadtansichten sowie Aufnahmen von Kirchen, Burgen und Menschen in ihrer regionaltypischen Tracht zu veranschlagen.

Zahlreiche Kulturschätze sind 1944/45 zerstört worden oder anschließend verfallen, und auch jene unberührten Gegenden wird man, außer im Gebirge, kaum noch antreffen. Im Unterschied zu den nachkolorierten Schwarzweißaufnahmen handelt es sich hier um so genannte „echte“ Farbfotografien. Sie sind 1923 und 1924 von dem Fotografen Julius Hollos (1888 – nach 1943) aufgenommen worden.

Zweifellos lautete die Vorgabe, das Land in farbenfroher Schönheit und Beschaulichkeit zu zeigen, denn Plätze, Straßen und Hafenanlagen hat man offenbar speziell für diese Kompositionen abgesperrt. Als Staffage werden hier und dort lediglich einige Kinder oder eine Droschke mit Vorspann gezeigt, so etwa auf dem aus der Höhe aufgenommenen Marktplatz von Bunzlau. Und niemand schaut aus den vielen Fenstern der pittoresken Häuser an der Breslauer Weißgerberohle. Wie gemalt wirken die meisten Landschaften, etwa die Schneekoppe und die Oderlandschaft mit dem Kloster Leubus, aber auch Ansichten wie „Dorfkirche in Kalkau“. Auch der für Schlesien mit seinen mannigfaltigen Bodenschätzen so wichtige Bergbau und die Industrie sind mit etlichen Beispielen präsent, so mit einem „Blick auf den Juliusschacht bei Waldenburg“.

Peter Walther bemerkt, dass dieser Bilderschatz einem Zufallsfund zu verdanken sei, und er verweist auf Carl Wellers „Berliner Verlagsanstalt für Farbenfotografie“. Dort erschien von 1912 bis 1930 die Serie „Deutschland in frühen Farbfotografien“ in 13 Bänden, von denen zwei Bände Schlesien gewidmet waren. Jedem Bildband war ein landeskundlicher Aufsatz beigegeben. Meck-lenburg, Pommern und Ostpreußen sind bei dieser Serie übrigens nicht berücksichtigt worden. Dagmar Jestrzemski

Peter Walther (Hrsg.): „Schlesien in frühen Farbfotografien“, Komet Verlag, Köln 2009, gebunden, 140 Seiten, 120 Farbaufnahmen, 6,95 Euro


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