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26.12.09 / Im Fanatismus gefangen / Mord im saudi-arabischen Dschidda

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-09 vom 26. Dezember 2009

Im Fanatismus gefangen
Mord im saudi-arabischen Dschidda

Nach ihrem erfolgreichen Romandebüt „Die letzte Sure“ entführt die US-Autorin Zoe Ferraris den Leser in ihrem zweiten Roman „Totenverse“ erneut in die islamisch-fundamentalistische Hafenstadt Dschidda in Saudi-Arabien.

Und wieder geht es um einen grausamen Mord an einer jungen Muslimin. Neben dem mit der Aufklärung des Mordes betrauten Polizisten Osama sind auch in diesem Roman der strenggläubige Wüstenführer Nayir und die Pathologin Katya wieder auf der Spur des skrupellosen Mörders.

Anschaulich stellt Zoe Ferraris das Leben der Frauen in Dschidda dar. Ein Leben im Schatten des Ehemannes, wo eine Frau ohne komplett von einem Umhang, dem so genannten Neqab, verhüllt zu sein, keinem fremden Mann gegenübertreten darf. Da die Autorin selbst ein Jahr an der Seite ihres Mannes, einem palästinensischen Beduinen, in einer muslimischen Gemeinde in Dschidda gelebt hat, wirkt ihre Schilderung der Lebensumstände von Frauen in Dschidda nicht nur sehr lebendig, sondern auch authentisch.

Zoe Ferraris erzählt in „Totenverse“ die Geschichte einer jungen Amerikanerin namens Miriam, die aus Liebe zu ihrem Mann Eric und seiner Leidenschaft für die Sitten und Gebräuche des Landes mitten in einem muslimischen Viertel lebt.

„Als sie herkamen, hatte Eric sie davon überzeugt, dass eine Wohnung in dieser Gegend sicherer war als in irgendeiner der westlichen Wohnanlagen, der Compounds. Aber in Wahrheit wohnten sie hier, weil ihm das abgeschottete Leben der Amerikaner zuwider war. Er achtet die muslimische Kultur und wollte an ihr Anteil haben … Plötzlich spürte sie, wie erschöpft sie war. Sie drehte sich zum Haus um und versuchte, sich gegen den Schock des Eingesperrtseins zu wappnen. Ohne Eric war es ihr kaum möglich, das Haus zu verlassen.“

Doch als Eric unmittelbar nach Miriams Rückkehr in Dschidda, ohne ein Wort des Abschiedes, verschwindet, schwant der Amerikanerin Böses. Miriam fühlt sich, als Nayir und Katya ihr im Zuge ihrer Ermittlungen in dem Mordfall der jungen Frau unbekannterweise einen Besuch abstatten, in ihrer düsteren Ahnung bestätigt. Hilflos stolpert auch Miriam in den Strudel gefährlicher Ereignisse.

Um die junge Amerikanerin zu schützen, gerät Nayir immer wieder in den Konflikt, nach den Regeln des Korans oder gemäß seiner Vernunft und Menschlichkeit zu handeln. Schon bald kommen dem strenggläubigen jungen Mann erste Zweifel, ob es nicht auch Situationen im Leben gibt, in denen man es mit dem Glauben nicht so eng sehen sollte. Und schon bald verdichtet sich der Verdacht, dass die ermordete Muslimin Leila eben wegen jenes religiösen Fanatismus sterben musste.

Der Ort des Geschehens und die Personen in „Totenverse“ wechseln mit jedem Kapitel zwischen den Ermittlungen von Osama, Nayir, Katya und Miriam. Wer Lust auf einen spannenden Krimi voller Religionskonflikte und Wüstenaben-teuer hat, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.         A. Ney

Zoe Ferraris: „Totenverse“, Pendo Verlag, 2009, gebunden, 429 S., 18,95 Euro


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