© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-10 vom 09. Januar 2010

Plädoyer für Erforschung der Grundlagen

Wozu brauchen wir das, fragt sich mancher angesichts der gigantischen Kosten des jetzt endlich fertigen Teilchenbeschleunigers LHC – haben wir nicht andere Dinge des täglichen Lebens, die dringend weiterer Forschung bedürfen?

Natürlich ist angewandte Forschung, die schnell zu verwertbaren Ergebnissen führt, lebensnotwendig; hier zu sparen, wäre fatal. Dennoch darf man darüber nicht auf Grundlagenforschung verzichten. Sie orientiert sich zwar nicht daran, wie schnell sie sich amortisiert, aber sie schafft langfristig die Grundlagen für alles, was angewandte Forschung, Entwicklung und Technologie dann in praktische Produkte für den Alltag umsetzen können.

Außerdem: Wie sähe denn wohl unser Leben aus, wenn sich nicht immer wieder Menschen mit scheinbar nutzlosen Dingen beschäftigt hätten? Der homo sapiens ist doch nur überlebensfähig, wenn er den Verstand, den Gott ihm als besondere Gabe mitgegeben hat, nutzt, auch über den konkret voraussehbaren Nutzwert hinaus.

Ohne diesen dem Menschen eigenen Urtrieb gäbe es keine Wissenschaft und auch keine Kultur. Denn so schön und ergreifend Dürers Betende Hände, Beethovens Mondscheinsonate oder Goethes Faust auch sind – einen konkreten Nutzwert haben sie eigentlich nicht.

Wer alles in Frage stellt, was über die direkte Befriedigung elmentarster Bedürfnisse hinausgeht, spricht letztlich der Menschheit ihre Existenzberechtigung ab. Darum muss auch Raum bleiben für das nicht direkt Nutzbare, für Kunst, Musik und Literatur, für Religion – und eben auch für Grundlagenforschung auf den verschiedensten Gebieten. H.J.M.