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09.01.10 / Al Kaida dringt nach Afrika / Wird der Jemen 2010 neuer Kriegsschauplatz für die USA?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-10 vom 09. Januar 2010

Al Kaida dringt nach Afrika
Wird der Jemen 2010 neuer Kriegsschauplatz für die USA?

Mit dem von US-Präsident Barack Obama Anfang Dezember 2009 befohlenen Angriff zweier Marschflugkörper auf Ziele im Jemen ist eine neue Front in der Bekämpfung des Terrorismus entstanden – und es dürfte nicht die letzte sein. Denn längst hat das Netzwerk al Kaida neben Afghanistan und Pakistan in verschiedenen afrikanischen Ländern Ausbildungslager eingerichtet, in der „Gotteskämpfer“ auch aus Europa und den USA für den Dschihad, den „heiligen Krieg“ getrimmt werden. Aufhorchen lässt in diesem Zusammenhang der Versuch eines Nigerianers, am 25. Dezember in den USA einen Airbus in die Luft zu sprengen. Nigerianische Fundamentalisten aus dem muslimischen Norden des Landes sind längst auch in Westafrika auf dem Vormarsch und infiltrieren zunehmend Kamerun und die Elfenbeinküste.

Der Hydra Bin Ladens wachsen auf dem Nährboden radikaler Islamisten ständig neue Köpfe, so im Irak, im Iran, wo Bin Ladens Familie interniert ist, im Jemen, in Somalia, in Nigeria und im nördlichen Grenzgebiet von Kenia, ganz abgesehen von den Dschungellagern in Südostasien. Die Attacke am 17. Dezember auf Ziele im Südjemen und nahe der Hauptstadt Sanaa, die nach offiziellen Angaben 120 Todesopfer forderte, brachte indes auch große Teile der jemenitischen Bevölkerung gegen die USA auf und schuf so eher neue Symphatisanten für die Terroristen. Der Angriff galt saudischen „Gotteskriegern“, die von Norden her einsickern und ihre Lager in der Nähe von Nomadenzelten einrichten.

Die Regierung von Staatspräsident Ali Abdallah Saleh ist angesichts des wachsenden Extremismus längst überfordert. Neben der Bekämpfung von al Kaida sieht sie sich einem politisch notorisch instabilen Staatsgebiet gegenüber: Im Nordosten herrscht Rebellion des schiitischen Stammes der Houthi, die vom Iran unterstützt wird. Im Süden kommt es vermehrt zu Autonomiebestrebungen und bewaffneten Konflikten. Zwei Drittel des Landes haben sich bereits der Regierungskontrolle entzogen. In der Grenzregion zu den aufgeschreckten Saudis herrscht sogar Krieg. Schon sechsmal seit 2004 hat das Regime in Sanaa vergeblich versucht, diese Strukturen zu zerschlagen.

Die Hand der Terroristen am Indischen Ozean reicht weit. Selbst der somalische Not-Präsident Sheik Sharif Ahmed geriet 2009 unter Beschuss. Gerade in seinem Land werden viele Dschihadisten ausgebildet. Das Land ist weitgehend außerhalb jeder Kontrolle, in der Hand von al Kaida und lokalen Rebellen, von Piraten und Extremmilitanten.

Bricht das jemenitische Regime ähnlich wie das in Somalia zusammen, so dürfte al Kaida dem Ziel nahe sein, in der gesamten Region die Kontrolle zu übernehmen. Dieser Zweig der Terrororganisation speist sich aus Afghanistan-Veteranen und aus Saudi-Arabien geflohenen Islamisten.

Schon verhandeln deshalb die Strategen im Pentagon mit der jemenitischen Regierung darüber, auch Aufklärungs- und Kampfdrohnen zu stationieren. Zugleich schließen die Amerikaner einen Präventivschlag gegen den Iran nicht aus. Die Kosten sind enorm und so gibt es in den USA Überlegungen, zum ersten Mal seit 1945 wieder eine Kriegsanleihe aufzulegen. Es ist anzunehmen, dass die neuen Fronten auch die Begehrlichkeit Washingtons auf Unterstützung durch andere Nato-Länder wecken dürfte. J. Feyerabend


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