23.04.2024

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09.01.10 / Eishockey wird international

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-10 vom 09. Januar 2010

Eishockey wird international

Vor 100 Jahren, vom 10. bis 12. Januar 1910, fand mit der ersten Eishockey-Europameisterschaft (EM) auch das erste offizielle internationale Turnier für Nationalmannschaften statt. Austragungsort war das schweizerische Muchtern (Montreux) am Genfer See, Veranstalter der zwei Jahre zuvor gegründete Eishockey-Weltverband. Jedes Jahr sollte fortan eine europäische Meisterschaft ausgetragen werden.

Dieser kämpferische Mannschaftssport war damals gerade erst ein gutes halbes Jahrhundert alt. Zwar hatte es ähnliche Spiele bereits seit Jahrhunderten im skandinavischen Raum gegeben, aber das Eishockey, wie wir es kennen, war erst um 1860 in Kanada entstanden. Bald gab es diesseits und jenseits des Atlantik Vereine, nationale Verbände und Meisterschaften. 1893 wurde in Amerika erstmals der Stanley Cup, eine länderübergreifende Vereinsmeisterschaft, ausgetragen. Und ab 1903 wurde in England eine Vereinsmeisterschaft ausgetragen.

Im Jahre 1908 wurde der Eishockey-Weltverband gegründet, dem neben England Belgien, Böhmen, Frankreich, die Schweiz und – ab 1909 – auch Deutschland angehörten. Im selben Jahr richtete der Berliner Schlittschuhklub ein erstes internationales Turnier mit Teilnehmern aus London, Paris, Lausanne, Brüssel und Prag aus.

Der dann im darauffolgenden Jahr 1910 ausgetragene erste Wettkampf nationaler Teams war, obwohl vom Weltverband ausgetragen, seltsamerweise keine Welt-, sondern „nur“ eine Europameisterschaft. Frankreich und Böhmen beteiligten sich nicht. Im Gegensatz zum Gastgeber Schweiz und Belgien ließen sich England und Deutschland nicht durch Auswahl-, sondern durch Vereinsmannschaften vertreten. Für das Reich stand der Berliner Schlittschuhklub auf dem Eis. Dieser Verein blieb in Deutschland auch später führend, erst 1922 errang der MTV München und 1927 der SC Riessersee die Deutsche Meisterschaft. England wurde 1910 erster Europameister, Deutschland immerhin Vizemeister. Es folgten Belgien und die Schweiz. Ein außer Konkurrenz spielendes kanadisches Studententeam, die Oxford Canadians, fegte jedoch seine Turniergegner vom Eis.

Die Bedingungen waren verglichen mit den heutigen Möglichkeiten unglaublich primitiv. Eine Eishalle gab es genauso wenig wie Kunsteis, mit dessen Hilfe eine glatte Spielfläche hätte hergestellt werden können. Der Wettkampf wurde auf einem See vor den Toren von Muchtern ausgetragen.

1911 und 1914 schaffte Deutschland wiederum einen zweiten Platz bei einer Europameisterschaft, 1913 langte es „nur“ für den dritten Rang. Erst 1930 und 1934 konnte das deutsche Eishockeyteam den Lorbeer des Siegers pflücken und die Europameisterschaft für sich entscheiden. Bei der Winterolympiade 1932 errang Deutschland überraschend die Bronzemedaillie – ebenso 1976.

Auch in Ostpreußen mit seinen langen kalten Wintern wurde eif­rig Eishockey gespielt. Nach dem Zweiten Weltkrieg sammelten sich die aus der Heimat vertriebenen ostpreußischen Eishockeyspieler beim VfL Bad Nauheim und bescherten diesem Verein eine zeitweilige Blüte im Kampf um die Deutsche Meisterschaft. Hans Lody


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