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© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-10 vom 16. Januar 2010
Religionsfreiheit gilt nur auf dem Papier Ägypten mit all seinen Schönheiten und Sehenswürdigkeiten ist und bleibt ein muslimisches Land mit dem Islam als Staatsreligion. Die Restriktionen gegen Andersgläubige nehmen wie im Iran, der neben Christen auch die Glaubensgemeinschaft der Bahai verfolgt, ständig zu. Jüngstes Beispiel ist die Ermordung von sieben Menschen während einer Christenmette am 6. Januar in Nag Hammadi bei Luxor. Trauernde wurden noch am kommenden Tag mit Steinen beworfen. Zwar ist in der Verfassung die Religionsfreiheit verankert, doch die Wirklichkeit ist davon entfernt (Weltrangliste der Christenverfolgung Platz 27). In einem ägyptischen Pass muss die Religion eingetragen sein. Nur der Islam, das Judentum und das Christentum sind offiziell anerkannt. Wer nicht zu diesen Glaubenskongregationen gehört, muss auf einen Pass und damit auf seine Bürgerrechte verzichten. Trotz der Anerkennung dieser beiden nichtmuslimischen Konfessionen leben alle Christen des Landes mit Diskriminierungen, zudem ist der Antisemitismus weit verbreitet. Speziell die etwa 15 Prozent koptische Christen werden in der Religionsausübung gehindert, dürfen kaum Ämter bekleiden oder neue Kirchen bauen. Die in Europa als suspekt und radikal geltende Muslimbruderschaft kann in Ägypten auf zahlreiche Anhänger blicken. Sie errang sogar ein Fünftel aller Parlamentssitze. Die 1928 von Hassan al-Banna als Reaktion auf den Kolonialismus und den Zusammenbruch des Osmanischen Reiches gegründete Gemeinschaft ist weltweit präsent und zählt nach Angaben des deutschen Verfassungsschutzes mit Schwerpunkt in München etwa 1800 Mitglieder. Der koptische Patriarch von Alexandrien, Antonios Naguib, betont, dass der Aufstieg dieser Bruderschaft die zehn Millionen Christen des Landes (darunter 195000 Katholiken) zunehmend unter Druck setze. Eine noch stärkere Verfolgung trifft die Gemeinde der Bahai im Iran, von denen 13 Mitglieder am 3. Januar in Teheran unter der Anschuldigung, Waffen in ihren Häusern zu haben, festgenommen wurden. Die Führung sitzt bereits seit zwei Jahren ein, mehrfach wurden Gräber der Bahai geschändet. Die Beschuldigungen gelten bei Beobachtern als haltlos, denn die Bahai predigen die völlige Gewaltlosigkeit. Angeblich sollen sie die derzeitigen Unruhen im Iran mit geschürt haben. Seit einem Jahrhundert leidet die Glaubensgemeinschaft, der im Iran etwa 350000 und in aller Welt drei Millionen anhängen, unter Verfolgungen, hat aber niemals mit Waffengewalt geantwortet. Die Bahai waren ursprünglich Korangläubige, haben sich jedoch losgesagt und wollen mit ihrer heutigen Lehre alle Weltreligionen im Sinne eines Weltfriedens ohne Priesterkaste beerben. Die strengen Schiiten Persiens sind nach Ansicht westlicher Politiker darauf aus, diese „Abtrünnigen“ völlig zu eliminieren. Joachim Feyerabend |
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