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16.01.2010 / Reform des DGB gescheitert / Interne Probleme und Zwist schwächen Gewerkschaften zusätzlich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-10 vom 16. Januar 2010

Reform des DGB gescheitert
Interne Probleme und Zwist schwächen Gewerkschaften zusätzlich

Die Entscheidung der neuen Familienministerin Kristina Köhler (CDU) hat Michael Sommer massiv verstimmt. Ihre Ankündigung, Linksextremismus und Islamismus künftig genauso intensiv wie den Rechtsextremismus zu bekämpfen, erzürnt den DGB-Chef. Schließlich verdient so manches seiner Schäfchen sein Geld im „Kampf gegen Rechts“, und wenn die Mittel jetzt anders verteilt werden, droht einigen der Jobverlust. Auch sind etliche Gewerkschaftsmitglieder bei der Linkspartei, kommunistischen oder sozialistischen Splitterparteien oder Organisationen wie Attac aktiv, in deren Reihen sich so mancher Linksextreme befindet. Ihnen droht Ungemach, falls Kristina Köhler ihren Worten Taten folgen lässt.
Ungemach droht aber auch dem DGB, wenn er nicht erkennt, dass der Großteil seiner Mitglieder nicht mehr ideologisch geprägt ist. Wer mehr als nur linksgerichtete Splittergruppen erreichen will, der muss mit Themen punkten, die den bürgerlichen Teil der Arbeitnehmer ansprechen, schließlich hat ein Drittel der deutschen Gewerkschaftsmitglieder bei der letzten Bundestagswahl Union oder FDP gewählt. Auch ihren Anliegen müssen die Gewerkschaften Rechnung tragen.

Verdi, die IG Metall sowie die IG Bergbau, Chemie, Energie und andere haben das erkannt, nur ihre Dachorganisation, der DGB, fährt die alt bewährte linke Linie ohne Rücksicht auf Verluste. Dies ist einer von vielen Gründen, warum sich die Einzelgewerkschaften vom DGB absetzen. Im Kampf um die Mitglieder will jede von ihnen vor allem ihr eigenes Profil schärfen. Nachdem die von den acht in der Dachorganisation vereinten Gewerkschaften geforderte Reform des DGB gescheitert ist, wenden diese sich frustriert ab.

Vor allem Verdi mit rund 2,2 Millionen Mitgliedern und die IG Metall mit 2,3 Millionen verfügen noch über eine beachtliche Machtposition und übernehmen ihre Interessenvertretung in Berlin immer öfter selbst. Allerdings leiden auch die beiden Großgewerkschaften an verkrusteten Strukturen. IG-Metall-Chef Berthold Huber will seine Organisation deswegen umbauen. Da die Gewerkschaft bis 2012 aufgrund der Überalterung 300000 Mitglieder samt Beiträgen in Höhe von jährlich 230 Millionen Euro verlieren dürfte, muss sie dringend sparen und jüngere Mitglieder gewinnen. Ein kleinerer und wenigstens teilweise verjüngter Vorstand würde da helfen. Doch sollte der IG-Metall-Vorstand in seiner jetzigen Besetzung bleiben, würde er 2015 fast komplett im Rentenalter sein, hat der „Spiegel“ spitz vorgerechnet. Aber Nachwuchsführungskräfte seien derzeit nicht in Sicht, denn das verstaubte Image hält junge Leute von der als „mega-uncool“ geltenden aktiven Gewerkschaftsarbeit ab. Vor allem Leistungsträger meiden die gerade im Dienstleistungssektor wenig angesehene Betriebsratsarbeit. Und auch Verdi sorgte für Negativschlagzeilen, weil die Gewerkschaft zwar für Mitglieder Lohnerhöhungen fordere, eigene Mitarbeiter aber zu Mindestlöhnen auslagere. Bei potenziellen Neumitgliedern kommt das gar nicht gut an.             Bel


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