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16.01.2010 / Den Musenhof des Prinzen Heinrich wiederbelebt / 20 Jahre Kammeroper Schloss Rheinsberg – Das Festival feiert Jubiläum mit neuen Talenten und ausgewählten Aufführungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-10 vom 16. Januar 2010

Den Musenhof des Prinzen Heinrich wiederbelebt
20 Jahre Kammeroper Schloss Rheinsberg – Das Festival feiert Jubiläum mit neuen Talenten und ausgewählten Aufführungen

In Rheinsberg wird es wieder einen bewegten Musiksommer geben, ganz in der Tradition des Preußenprinzen Heinrich, der einst die Musen in das Schloss brachte. Friedrich der Große verbrachte als Kronprinz die glücklichste Zeit seines Lebens in Rheinsberg. Sein jüngerer Bruder Heinrich schuf hier einen bedeutenden Musenhof und prägte nachhaltig Schloss und Garten im Stil des frühen Klassizismus.

Wie kein anderes Schloss bezaubert Rheinsberg durch seine malerische Lage am Grienericksee. Hier verbinden sich Natur, Architektur und Kunst zu einem harmonischen Ensemble. Durch umfangreiche Restaurierungen gelang es, die originalen Raumdekorationen aus der friderizianischen Zeit (um 1740/1760) sowie die unter Prinz Heinrich geschaffenen frühklassizistischen Raumfassungen (um 1786) zurückzugewinnen.

Eingebettet in eine stille Seen- und Waldlandschaft 100 Kilometer nordwestlich von Berlin liegt der 26 Hektar große Garten des Schlosses. Er gehört zu den wenigen Gärten Deutschlands, in denen der Wandel vom Rokokogarten zum frühen Landschaftsgarten deutlich zu erkennen ist. Grundlegend für Gestalt von Schloss und Garten war die kurze Zeit des Wirkens seines Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff zwischen 1737 und 1740. Der Umriss der Schlossinsel und die Hauptachse des Gartens mit dem in Sanssouci wiederholten charakteristischen Gartenportal sowie die lange Querachse entstanden in dieser Zeit. Zu den beliebten Festivals in Brandenburg zählt die von dem Ostpreußen Siegfried Matthus 1991 ins Leben gerufene Kammeroper Schloss Rheinsberg. Junge Sänger aus aller Welt bemühen sich um eine Teilnahme. Im vergangenen Jahr waren es 40 Preisträger aus 16 Ländern, die vor mehr als 20000 Musikfreunden ihr Können bewiesen. Auch in diesem Jahr hoffen junge Sänger, die nach dem 1. Januar 1978 geboren wurden, auf einen begehrten Festivalplatz. In der Königlichen Oper Stockholm (am 1. Februar) und in der Deutschen Oper Berlin (11. bis 15. Februar) trifft eine fachkundige Jury ihre Auswahl.

Was ist besonders an den Aufführungen in Rheinsberg, fragt sich der Musikfreund, der das Festival noch nicht besucht hat. Gründer und künstlerischer Leiter des Festivals Siegfried Matthus zur Preußischen Allgemeinen Zeitung: „Aufmerksam machen möchte ich auf ein für das Festival in Rheinsberg in dieser reinen Form immer wieder praktiziertes einmaliges ästhetisches Prinzip: die Verbindung zwischen Natur und Musik. Wenn an einem schönen Sommerabend eine Oper von den jugendlichen Stimmen gesungen im erleuchteten Heckentheater oder im Park erklingt, dann ist das ein Erlebnis, das Sie nirgendwo an einem Operntheater in der ganzen Welt finden.“

Viele hochtalentierte junge Sänger haben mittlerweile mit ihrem Festival-Auftritt eine erfolgreiche Karriere starten können. So trifft man an der New Yorker „Met“, der Mailänder Scala, bei den Salzburger Festspielen, an den Opernhäusern von Athen über Stockholm, Tokio, Wien und  Sydney bis Zürich und an fast allen deutschen Bühnen auf Rheinsberger Sänger.

In den vergangenen 20 Jahren gab es mehr als 350 unvergessene Opernabende. Mit einem Sängerfest soll im Sommer (15. bis 17. Juli) an einige der beliebtesten Aufführungen erinnert werden. Und warum, so fragten sich die Veranstalter, sollte der Mann, der den Rheinsberger Musenhof einst gegründet und den Namen der Stadt in die Welt getragen hat, dieses Jubiläum nicht mitfeiern? Frank Matthus, 1964 in Berlin geborener Schauspieler und Regisseur, wird die Rolle des Prinzen Heinrich übernehmen. Gäste des Festivals, die sich gern historisch verkleiden, können den Prinzen als Teil seines Hofstaats begleiten. Bei der Kartenbestellung sollte das jeweils gewählte Kostüm angegeben werden. Die Reihe reicht von Anna Amalie Prinzessin von Preußen über August Wilhelm Prinz von Preußen bis zu Christian Ludwig von Kaphengst, einem Adjutanten des Prinzen. Da der Hofstaat auf 19 Personen begrenzt ist, empfiehlt sich eine frühzeitige Anmeldung.

Das Sängerfest beginnt jeweils um 20 Uhr. Aufgeführt werden „Prinz Heinrich inszeniert eine Oper“ mit Ausschnitten aus Glucks „Iphigenie auf Tauris“ (Schlosstheater), „Prinz Heinrich und die Musen“ mit deutschen Liedern, italienischen Canzonetten und französischen Arietten (Spiegelsaal im Schloss) sowie „Prinz Heinrich und Katharina II.“ mit Liedern, Arien und Duetten (St. Laurentiuskirche). Die schönsten unvergesslichen Momente aus 20 Jahren Kammeroper Schloss Rheinberg werden im nächtlichen Schlosshof von den Preisträgern 2010 und in historischen Filmdokumenten präsentiert. Den Auftakt des Festivalsommers in Rheinsberg macht die leichte Muse mit der konzertanten Aufführung von Paul Linckes Operette „Frau Luna“ am 26. Juni. Krönender Höhepunkt und Abschluss wird im August die Aufführung von Mozarts „Don Giovanni“ mit den Brandenburger Symphonikern im Heckentheater sein. Liebhaber werden auch wieder die Operngala, die Konzerte mit Solisten des Ensembles von „Don Giovanni“ sowie des Sängerfestes und „Der singende See“ (Abendlieder a cappella) finden. Ein Benefizkonzert am 31. Juli zugunsten des Festivals mit dem in Bayreuth, San Francisco, Amsterdam und Paris Erfolge feiernden Friedemann Röhling (Bass) unter dem Titel „Von Rheinsberg in die Welt“ verdeutlicht, dass Preisträger des Festivals oft auch international Karriere machen.             os

Karten bei Tourist-Information Rheinsberg, Telefon (033931) 39296, www.kammeroper-schloss-rheinsberg.de

Foto: Rheinsberg: Ort der Musen


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