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16.01.2010 / Sie machte Elsa berühmt / Die Sudetendeutsche Joy Adamson schrieb »Frei geboren«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-10 vom 16. Januar 2010

Sie machte Elsa berühmt
Die Sudetendeutsche Joy Adamson schrieb »Frei geboren«

Viele kennen Elsa, die „frei geborene“ „Königin der Wildnis“ – entweder aus der Literatur oder aber aus Kino und Fernsehen. Wenigen hingegen dürfte bekannt sein, dass die Ziehmutter und Biographin der berühmten Löwin eine Sudetendeutsche war.

Joy Adamson kam als Friederike Victoria Gessner am 20. Januar 1910 in Troppau in Mährisch-Schlesien zur Welt. Nach der Gründung der Tschechoslowakei verliert die Familie ihre ausgedehnten Ländereien, die Eltern lassen sich scheiden und das Mädchen wächst bei der Großmutter in Wien auf. Nach dem Tode des Vaters studierte die auch künstlerisch begabte Adamson Psychologie, Anatomie und Medizin.

1935 heiratet Adamson den Juden Victor von Klarville. Das Ehepaar erwägt nach Afrika auszuwandern. Als Adamson 1937 eine Fehlgeburt erleidet, fährt sie nach Mombasa, zum einen, um sich zu erholen, zum anderen, um zu eruieren, inwieweit Kenia als neue Heimat in Frage kommt. Auf der Überfahrt verliebt sie sich jedoch in den Schweizer Botaniker und Forschungsreisenden Peter Bally, der in Nairobi lebt. Sie scheidet sich von v. Klarville und ehelicht Bally. Ihr zweiter Mann weckt ihr Interesse für Botanik und gibt ihr den Spitznamen Joy, weil er ihre Vornamen als zu kompliziert und ihren Rufnamen Fifi als zu frivol empfindet.

Bereits nach vierjähriger Ehe ließ sich das Paar scheiden und Joy heiratete 1944 in Nairobi ihren dritten und letzten Mann, den britischen Wildhüter George Adamson. An seiner Seite begann Joy mit dem Sammeln und Zeichnen von Fossilien, Reptilien und Insekten. Bereits in ihrer Jugend hatte sie eine Kunstakademie besucht. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stürzte sie der Tod der geliebten Großmutter in eine tiefe Depression. Sie reiste nach London, wo sie nicht nur die Krankheit behandeln ließ, sondern auch eine Ausstellung ihrer Blumenbilder organisierte. Diese Bilderausstellung in der Königlichen Gartenbaugesellschaft war sehr erfolgreich und wurde mit der Greenfall-Goldmedaille ausgezeichnet. Kenias Regierung wurde auf Joys Talent aufmerksam und beauftragte sie, 20 kenianische Stämme zu malen.

Im Jahre 1956 brachte dann Joys Mann drei Löwenbabys mit nach Hause. George Adamson hatte sich gezwungen gesehen, das Muttertier zu töten, weil es Menschen angefallen und auch getötet hatte. Die beiden älteren der drei Geschwister wurden bald an einen Zoo in Rotterdam abgegeben, aber das jüngste behielt das Ehepaar vorerst. Es erhielt den Namen „Elsa“. Deren Schicksal verarbeitete Joy in dem in 33 Sprachen übersetzten Bestseller „Frei geboren. Eine Löwin in zwei Welten“ („Born free“) und dessen Fortsetzung „Die Löwin Elsa und ihre Jungen“. Verfilmungen für Kino und Fernsehen folgten ebenso wie weitere Bücher Adamsons über weitere Raubkatzen und Ausstellungen mit Naturzeichnungen und -fotografien der Künstlerin.

Genauso wie das Leben ihres Mannes, der 1989 von Wilderern erschossen wurde, nahm auch das von Joy ein gewaltsames Ende. Am Abend des 3. Januar 1980 brach sie von ihrem Lager im kenianischen Shaba zu einer Wanderung auf. Am darauffolgenden Tag wurde sie von einem ihrer Mitarbeiter tot aufgefunden. Erst glaubte man, dass ihr ein Löwe die tödlichen Verletzungen zugefügt hätte, doch eine Obduktion ergab, dass sie Opfer eines Mordes geworden war. Einen Monat später gab der von ihr entlassene ehemalige Mitarbeiter Paul Nakware Ekai das Verbrechen zu.            Manuel Ruoff


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