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16.01.2010 / Wanderausstellung zum Bildband / Ostpreußisches Landesmuseum präsentiert Fotos aus Christian Papendicks Buch »Der Norden Ostpreußens«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-10 vom 16. Januar 2010

Wanderausstellung zum Bildband
Ostpreußisches Landesmuseum präsentiert Fotos aus Christian Papendicks Buch »Der Norden Ostpreußens«

Kompetenz und Leidenschaft kennzeichnen seine Persönlichkeit – eine Symbiose, die ihm vielleicht Außergewöhnliches abverlangt, auch noch im höheren Lebensalter. Mit seiner beeindruckenden Bilddokumentation „Der Norden Ostpreußens – Land zwischen Zerfall und Hoffnung“ hat Christian Papendick, der 1926 in Königsberg geborene Ostpreuße und heutige Wahl-Hamburger, nach Abschluss einer erfolgreichen Berufskarriere als Architekt in diesem Jahr nun vielleicht sein Lebenswerk als Fotograf vorgelegt, so seine Bewunderer. Mit über 1200 aktuellen brillanten Farbbildern und historischen Schwarz-Weiß-Fotografien dokumentiert er ein einzigartiges Bild seiner Heimat, des früheren und des heutigen, kulturell verarmten nördlichen Ostpreußen, das er auf vielen von ihm geleiteten kulturhistorischen Fahrten bereiste. In einer Wanderausstellung präsentiert das Ostpreußische Landesmuseum (OLM) in Lüneburg jetzt eine Auswahl seiner schönsten Bilder als Großfotos.

Bis auf den letzten Platz war dann auch der Diorama-Saal des Landesmuseums besetzt, als der neue Direktor Joachim Mähnert die Gäste und Besucher anlässlich der Ausstellungseröffnung „Es war ein Land – Fotografien von Christian Papendick“ nach einer musikalischen Einführung durch ein Hamburger Streichtrio begrüßte. Als er, so referierte Mähnert, auf eine Rezension mit der Überschrift „Christian Papendick, ein Magier mit der Kamera“, eine Besprechung des neuen Bildbandes, gestoßen sei, habe ihn das Werk in seinen Bann gezogen. Papendicks Fotografien seien nicht nur „magisch“ in ihrer Wirkung unter künstlerischen Gesichtspunkten, seine Arbeit sei mehr als „nur“ Kunst. Den Fotografien wohne ein explizit dokumentarischer Charakter inne. Sie fokussierten nicht nur den Augenblick, sondern sie vermittelten – durchaus lyrisch – eine Entwicklung des Königsberger Gebietes, was ganz wesentlich seinen Mehrwert für das Ostpreußische Landesmuseum charakterisiere.

Das Museum werde zukünftig die Kulturgeschichte Ostpreußens nicht nur bis 1945 thematisieren, sondern darüber hinaus präsentieren, was mit der deutschen Kulturtradition seither geschah und geschieht. Hier stünden die erschütternden Fotografien Papendicks. Denn ohne baldiges Handeln werde eine jahrhundertealte, imponierende wie verzaubernde Architektur bald fast vollständig verschwunden sein. Papendicks Werk erscheine nachdrücklich, aber angenehm unaufdringlich. Es wirke durch einen ihm inne wohnenden Zauber und werde vielleicht tief und lange beeindrucken. Das Landesmuseum hoffe, dass die Ausstellung weiter wandere und möglichst vielen Menschen präsent werde, was in Ostpreußen geschieht und in welch dramatischem Tempo unwiderruflich Schätze verloren zu gehen drohten.

Seinem anschließenden Gastvortrag über „Die Prägung des nördlichen Ostpreußen durch den Deutschen Orden“ schickte Bernhart Jähnig persönliche Worte voraus. Mit den hervorragenden Fotos von Christian Papendick bekämen wir einen Blick auf eine immer noch schöne Landschaft, vor allem wenn die Sonne scheine. Der Zustand dieses Gebietes in den letzten beiden Jahrzehnten könne jedoch vielfach nur Trauer auslösen.

Christian Papendick, erfreut über das glückliche Zusammentreffen der Buchpräsentation seiner Bilddokumentation vor wenigen Wochen in der Handelskammer Hamburg und der sich hier im Landesmuseum anschließenden Ausstellung, blickte auch zurück. Schon 1940, als er als Junge zum ersten Mal nach Nidden kam, war er vom Künstlerort und der Kurischen Nehrung begeistert. Hier entdeckte er seine künstlerische Ader und begann zu malen und zu zeichnen. Und er lernte sehen! Aus der Malerei führte ihn der Weg, fern seiner ostpreußischen Heimat, erfolgreich zur Architektur. Als er nach 48 Jahren das erste Mal die Nehrung wieder betrat, war er überwältigt. Vieles war in Erinnerung geblieben, vor allem das unvergleichliche Licht, das durch die Reflexion des Wassers und den weiten Himmel mit den grandios dahinziehenden Wolken der Landschaft eine einmalige unvergleichliche Stimmung verlieh. Doch dann das Königsberg mit dem Geist der fremden Zeit! Hier fand er nur allmählich zurück zu seinen Wurzeln, erst dann, als der Wiederaufbau des Doms begann. Auf mehreren seiner Fahrten und kulturhistorischen Reiseführungen erforschte und fotografierte er intensiv den russischen Teil Ostpreußens. 1997 erschien sein Bildband über die Kurische Nehrung. In über zehnjähriger Arbeit entstand nun das neue Buch über die schleichende Zerstörung der ostpreußischen Kulturdenkmäler, aber auch mit einem hoffnungsvollen Ausblick auf einen neuen Aufbruch. Künstlerisch sei diese Dokumentation in weiten Teilen ein mitreißendes Bild-Poem, eine mit ästhetischer Sensibilität und viel Liebe zu diesem Land unternommene Bilderreise mit auch immer wieder eingestreuten überwältigend schönen Landschaftsmotiven – so hatte der Direktor der Freien Kunstschule Stuttgart, Albrecht Leuteritz, anlässlich der Buchpräsentation in der Handelskammer Hamburg abschließend gesagt. Eine Arbeit, die Maßstäbe setzt. Anita Motzkus


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