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16.01.2010 / Ausgerechnet in Brasilien / Im Bundesstaat Espirito Santo wird der pommersche Dialekt gefördert und wiederbelebt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-10 vom 16. Januar 2010

Ausgerechnet in Brasilien
Im Bundesstaat Espirito Santo wird der pommersche Dialekt gefördert und wiederbelebt

Brasiliens Bundesstaat Espirito Santo führt den 22. Juni als Gedenktag der Einwanderung aus Pommern ein. Drei Gemeinden in diesem Bundesstaat wollen nun sogar das Pommersche Platt als lokale Amtshilfssprache zulassen.

Der pommerische niederdeutsche Dialekt, der in der Bundesrepublik Deutschland fast ausgestorben und in Hinterpommern ganz erloschen ist, wird in Espirito Santo zur Zeit mit großem Engagement wiederbelebt. 2004 hat eine Gruppe von Lehrern und Vertretern aus fünf brasilianischen Gemeinden, die sich Sorge um den Erhalt und die Stärkung der pommerischen Sprache machten, das „Projeto de Educação Escolar Pomerana“ (PROEPO / Pommerisches Schulprojekt) gestartet, das in den Gemeinden Santa Maria de Jetibá, Laranja da Terra, Vila Pavão, Domingos Martins und Pancas zu einer Belebung auch der deutschen Sprachkenntnisse geführt hat.

In der Stadt Pancas begann man im Mai 2008 damit, insgesamt 107 nach Altersgruppen in sechs Klassen aufgeteilte Schüler zwei Stunden pro Woche in der pommerschen Sprache zu unterrichten. Die Schüler benutzen als Lehrbuch das Wörterbuch und Lehrbuch „Upm land up pomerisch sprak“ von Ismael Tressmann. Vom selben Autor gibt es auch ein „Pomerisch-Portugugijsisch Wöirbau“, das mit Hilfe der Landesregierung gedruckt wurde und bei dessen Vorstellung der Gouverneur des Bundesstaates Paulo Hartung von einem historischen Meilenstein sprach. Tressmann war ursprünglich evangelischer Pfarrer in der Gemeinde Espigão do Oeste im Bundesstaat Rondonia im Amazonasgebiet. In dieser Amazonasgemeinde im Norden Brasiliens, die erst ab 1980 entstanden ist, sind etwa die Hälfte der heute 25000 Einwohner pommerischer Abstammung, Auswanderer aus dem Bundesstaat Espirito Santo. Im Kontakt mit den bedrohten indigenen Völkern des Amazonas, dessen Sprachen und Kulturen er erforschte, ist bei Tressmann das Bewusstsein gewachsen, dass auch die Pommern zu einem schützenswerten Volk gehören.

Ziel des PROEPO-Projektes ist die mündliche und schriftliche Beherrschung der Sprache, dabei sollen diejenigen, die Pommerisch schon sprechen, ihre Sprachkenntnisse verbessern und auch in dieser Sprache schreiben und lesen lernen, aber auch die Möglichkeit zum gänzlichen Neuerwerb der Sprache wird geboten.

Das PROEPO-Programm verfolgt jedoch nicht nur sprachliche Ziele. Es geht den Organisatoren auch um die Förderung sozio-kultureller Aspekte. In vielen ländlichen Regionen Espirito Santos ist Pommerisch noch die Muttersprache auch der Kinder. Mit dem Erlernen der pommerischen Sprache soll gerade auch die Muttersprache der Kinder und Jugendlichen im schulischen Umfeld gepflegt werden, dies hebt das Selbstwertgefühl und die eigene Wertschätzung der Schüler; es geht dabei um die Bedeutung der Sprache als Symbol für die ethnische und sozio-kulturelle Identität der Sprechenden. Laut Tressmann, dem Initiator des Projektes, bedarf es viel mehr als nur der Aktionen in der Schule, um Pommerisch am Leben zu erhalten.             Bodo Bost Fortsetzung folgt


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