16.04.2024

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16.01.2010 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern /

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-10 vom 16. Januar 2010

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,            
liebe Familienfreunde,

erfüllte Wünsche bekommen bekanntlich Kinder, das haben wir schon oft feststellen müssen, aber in unserer Ostpreußischen Familie scheint es diesmal ein wahrer Kindersegen zu sein, so viele neue Anfragen und Suchwünsche sind eingetroffen, dass ich unsere Erfolgsserie zuerst einmal unterbrechen muss. Legen wir also gleich los mit dem ersten Suchwunsch. Und der führt in das Königsberger Gebiet, in den Kreis Gumbinnen. Von dort stammt die Mutter von Herrn Claus Otto Osta­schinski, die schon vor längerer Zeit verstorben ist. Deshalb weiß er wenig über die mütterliche Linie, die Familie Grübner. Da er auch niemanden befragen kann, wendet er sich an uns in der Hoffnung, durch die Ostpreußische Familie Verwandte oder Nachbarn zu finden. Leider sind die Angaben etwas dürftig, aber immerhin besitzt Herr Ostaschinski einige Fotos, die bei der Suche etwas helfen könnten. Die Mutter Helene Osta­schinski geborene Grübner wurde am 21. Mai 1921 als Tochter des Fried­rich Wilhelm Grübner und seiner Frau Auguste Ruddeck in Warschlegen geboren und lebte später mit ihren Eltern in Lorenzfelde, Ortsteil Angermühle, Kreis Gumbinnen. Zum Zeitpunkt ihrer Heirat mit Otto Osta­schinski am 22. April 1944 in Nemmersdorf war sie in der Mühle Balsken, Kreis Angerapp beschäftigt. Sie flüchtete zusammen mit ihrer verheirateten Schwester Herta Didzius aus der Heimat. An weiteren Geschwistern der Mutter sind die Brüder Franz und August Grübner bekannt. Franz Grübner war verheiratet und hatte einen Sohn Hans-Dieter, sein Bruder August war damals noch ledig. Beide sind seit der Flucht vermisst. Herr Osta­schinski möchte nun wissen, ob von diesen Brüdern noch Nachkommen leben oder ob es andere Verwandte gibt. Vielleicht können auch ehemalige Nachbarn oder Bekannte der Brüder etwas über deren Schick­sal sagen. Die Familie Grübner stammte aus Warsch­legen, die mütterliche Linie der Mutter, Ruddeck, aus Schwiegseln beziehungsweise Schlitt im Kreis Darkehmen. Herr Osta­schinski wäre sehr glücklich, wenn er etwas mehr über seine Verwandten erfahren könnte. (Claus Osta­schinski, Burkersdorf 5 in 04603 Saara, Thüringen, Telefon 03447 / 316653.)

Wo komme ich her, wo sind meine Wurzeln? Diese Frage bewegt immer mehr Kinder und Enkel der Vertriebenen, die diese selber nicht mehr beantworten können. Auch die Geschwister ihres Vaters und er selber sind schon verstorben, deshalb wendet sich Frau Karola Sartor aus Gifhorn an uns, und ich glaube, wir werden ihr helfen können. Die Oberstudienrätin i. R. möchte in das ostpreußische Dorf fahren, in dem ihr Vater und seine vier Geschwister geboren wurden: Serteggen, Kreis Goldap. Deren Eltern, Friedrich Sartor und Mine geborene Zaefer, besaßen dort ein Grundstück. Das Haus soll nach dem Krieg noch gestanden haben, es wurde von den „Eroberern“ dann niedergebrannt. Serteggen war kein großes Dorf, es bestand aus mehreren weit verstreuten Höfen und Gehöften, in denen nur rund hundert Menschen lebten. Es dürfte also schwierig sein, ehemalige Bewohner zu finden, die sich noch an die Familie Sartor erinnern. Aber es sind ja nicht nur diese gefragt, sondern auch Bewohner der Nachbarorte und Höfe hier am südlichen Ende des Wystiter Sees, dicht an der ehemaligen litauischen Grenze, vor allem aus dem Kirchdorf Wehrkirchen, denn Serteggen gehörte zu diesem Kirchspiel. Wehrkirchen, das bis 1938 Schittkehmen hieß, hatte immerhin über 1200 Einwohner. Auch Serteggen wurde 1938 umbenannt in Serteck. Die Polen nennen es heute „Zerdziny“. Vielleicht gibt es noch Schulfreunde und Spielkameraden der Sartor-Kinder, von denen der Vater von Frau Karola Sartor, Friedrich, der älteste war. Er hatte einen Bruder Walter und drei Schwestern, Marta, Helene und Frieda. Frau Sartor hätte gerne mehr über die Familie gewusst, da ihr Vater bereits 1970 verstarb. Vor allem hofft sie, dass jemand aus unserem Leserkreis Angaben über die Lage des großelterlichen Grundstücks machen kann, vielleicht auch anhand einer Zeichnung. So könnte sie auf ihrer geplanten Reise die Stelle leichter finden, wo ihre Wurzeln liegen. (Karola Sartor, Oberstudienrätin i. R., Orchideenweg 12 in 38518 Gifhorn, Telefon/Fax 05371 / 50177.)

Oftmals genügt nur ein kleiner Anstoß, und es könnte sich doch noch eine Spur nach langer vergeblicher Suche finden. Das hofft jedenfalls meine ehemalige Kollegin Frau Margot Gehrmann, die ja unsere Ostpreußische Familie seit den Anfangsgründen verfolgt hat und sich über das Wachsen unserer Kolumne und die damit verbundenen Erfolge freut. Oft haben wir darüber gesprochen, wenn wir uns im damaligen Haus der Landsmannschaft Ostpreußen in der Hamburger Parkallee trafen. Deshalb wendet sich Frau Gehrmann – mit anerkennenden Worten für unsere Arbeit, für die ich ihr herzlich danke! – an mich, um einen Suchwunsch ihrer Cousine Brigitte Bense zu übermitteln, zu dem sie den Anstoß gab. Leider wird, wie schon Frau Gehrmann vermutet, die Sache dadurch erschwert, dass nur wenige brauchbare Informationen vorliegen. Es geht um die Familie des Vaters von Frau Bense, der aus der Elchniederung stammen soll, genauer um die Suche nach der Schwester ihres Vaters oder vielmehr nach deren Nachkommen. Der Vater Emil Otto Janz wurde am 3. Juni 1906 in Klein Gerratischken, Kreis Elchniederung geboren und evangelisch getauft. Dieser Ort ist allerdings nirgends verzeichnet, es könnte sich um das ehemalige Klein Gerrelischken, später Herzogsthal, handeln, das allerdings im Kreis Goldap liegt. Seine Eltern waren die Eheleute Johann Janz und Emma geborene Raudies, die beide aus Schudledimmen (Schulzenwiese) stammten. Er erlernte den Beruf des Holzschuhnaglers und hat wohl bis zur Flucht in Ostpreußen gelebt. Emil Janz verstarb am 5. März 1965 in Duisburg-Rheinhausen. Es gilt als wahrscheinlich, dass er Geschwister hatte, allerdings aus verschiedenen Ehen, mit Sicherheit aber eine Schwester, deren Namen Frau Bense leider nicht weiß. Diese Schwester hat in den 60er Jahren in Arolsen gelebt, ob sie verheiratet war und Kinder hatte, ist unbekannt. Wir haben also nur wenig Ansatzpunkte für die Verwandtensuche: lediglich die Namen der Großeltern Johann und Emma Janz und den ihres Sohnes Emil Otto Janz, sowie den Ortsnamen Schud­le­dim­men/Schul­zen­wie­se, ein Dorf am Rande des Großen Moosbruches, das zum Kirchspiel Kreuzingen gehörte. Auch diesen Ort konnte ich zuerst nicht finden, weil er – wahrscheinlich durch lediglich phonetische Überlieferung – als „Schuldlädiemen“ angegeben war. Der passte mir als altgedienter Kennerin ostpreußischer Ortsbezeichnungen nun überhaupt nicht ins Konzept. Vielleicht lag die bisherige erfolglose Suche von Frau Bense an der falschen Schreibweise der Ortsnamen, was bei der Schwierigkeit vor allem bei der sprachlichen Übermittlung auch verständlich ist. Ich lerne trotz meines Alters auch nie aus: Mir war die Berufsbezeichnung „Holzschuhnagler“ unbekannt. Na ja, bei dem Verbrauch von Holzschlorren im alten Ostpreußen dürfte er seinen Mann ernährt haben. Aber nun hoffen wir zuerst einmal, dass Frau Bense sich über Zuschriften freuen darf. (Brigitte Bense, Scharnhorststraße 8 in 47229 Duisburg, Telefon 02065 / 48619.)

Nicht nur Krieg und Flucht haben eng verbundene Menschen auseinander gerissen, sondern auch die Nachkriegsjahre, als heimatlos gewordene Vertriebene Deutschland verließen, um irgendwo in der Welt ein neues Leben zu beginnen. Bei Frauen geschah dies oft durch Heirat, das besagen viele Briefe, die an unsere Ostpreußische Familie gerichtet sind, weil die Schreiberinnen Kontakt zu ehemaligen Bekannten und Freunden suchen. In dem Fall von Frau Waltraut Wilson aus Texas ist es sogar der eigene Bruder, Ernst Röhl, den sie sucht. Die Försterskinder aus Danielsruh, Kreis Mohrungen wurden nicht etwa durch die Flucht auseinander gerissen, sondern sehr viel später, etwa in den 70er Jahren, als Waltraut Röhl geheiratet hatte und mit ihrem Mann nach Amerika ging. Von da an hat sie keine Verbindung mehr zu ihrem Bruder, er ist „wie vom Erdboden verschwunden“. Auch sein alter Schulfreund Siegfried Krause aus Berlin, der mit Ernst zusammen die Schulbank in Preußisch Holland gedrückt hatte, weiß nichts über seinen Verbleib. Er hatte sich auf der Suche nach ehemaligen Schulkameraden an Mrs. Wilson gewandt, und so kam eigentlich der Stein ins Rollen. Als Mittlerin schaltete sich dann meine „Schwester von der Feder“, die Schriftstellerin Elisabeth Krahn aus Celle ein, die meinte, dass dieser Fall doch etwas für unsere Ostpreußische Familie sei, und das ist ja auch richtig. Da mir keine näheren Angaben vorliegen, müssen wir die Suchfrage vorerst auf das Wesentliche beschränken: Wer kennt Ernst Röhl, Försterssohn aus Danielsruh bei Preußisch Mark, Kreis Mohrungen und weiß, ob und wo der Endsiebziger heute lebt? Falls er selber diese Zeilen lesen sollte, bitten wir ihn, sich bei seiner Schwester oder seinem Schulkameraden zu melden. Das gilt auch für alle Leserinnen und Leser, die Hinweise geben wollen. Die Anschriften: Mrs. Waltraut Wilson, 3100 Lena Court, Wylie, Texas 75098 USA / Siegfried Krause, Rudolstädter Straße 91 in 10713 Berlin, Telefon (030) 8235955.

Kürzlich drückte mir auf einer Lesung ein Königsberger Landsmann einen Zettel in die Hand und bat: „Suchen Sie bitte meine alten Freunde und Kameraden.“ Allerdings waren auf dem Blatt lediglich die Namen und Heimatadressen der Gesuchten verzeichnet, so dass ich nachfassen musste. Aus dem Telefongespräch ergaben sich dann wichtige Informationen, so dass wir schon auf Erfolge hoffen können. Der Suchende ist Herr Heinz Plewka aus Großhansdorf, der in Königsberg geboren wurde und dort am Nadrauer Weg 16 in der Nähe der Samitter Allee aufwuchs. Da er sich als Junge für den Flugzeugmodellbau interessierte, kam er als Zwölfjähriger zum Fliegerjungvolk und fand dort Gleichgesinnte, mit denen ihn eine enge Jugendfreundschaft verband. Zehn Jungen waren zusammen im Baudienst in ihrem Heim Hintertragheim 18 tätig und bauten Flugzeugmodelle mit gutem Erfolg. Auf Wettkämpfen schnitten die ostpreußischen Teilnehmer immer sehr gut ab, selbst beim Reichswettkampf in Quedlinburg, an dem auch Heinz Plewka teilnahm, kamen sie in die Spitzengruppe. Krieg und Flucht ließen diese Jugendfreundschaft zerbrechen. Heinz Plewka hat bis heute nie etwas von seinen besten Freunden Hans Joachim Knoop und Werner Zelczinski gehört. Er hofft, dass sie heil durch all die furchtbaren Geschehnisse gekommen sind und heute noch leben. Hans Joachim Knoop ist Jahrgang 1929 und wohnte am Nachtigallensteig 23. Der ein Jahr ältere Werner Zelczinski aus der Cranzer Allee 108 wurde zuletzt als Luftwaffenhelfer eingesetzt. Herr Plewka würde sich freuen, wenn er etwas über das Schicksal seiner Jugendfreunde erfahren könnte oder wenn sich sogar einer von ihnen bei ihm melden würde. (Heinz Plewka, Neuer Achterkamp 38 in 22927 Großhansdorf, Telefon 04102 / 61678.)

Eure Ruth Geede

Foto: Wahrscheinlich in Angermühle aufgenommen: Das letzte Foto von Franz Grübner mit seinem Sohn Hans-Dieter


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