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16.01.2010 / Sind Schwiegermütter Monster? / Eine Umfrage ergab, dass viele einen negativen Einfluss auf die Partnerschaft ausüben – Es gibt aber Lösungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-10 vom 16. Januar 2010

Sind Schwiegermütter Monster?
Eine Umfrage ergab, dass viele einen negativen Einfluss auf die Partnerschaft ausüben – Es gibt aber Lösungen

Mama ist die Beste, das weiß jedes Kind. Und was das Beste fürs Kind ist, weiß Mama. Was aber, wenn Mama der Partner oder die Partnerin des inzwischen erwachsen gewordenen Kindes nicht passt? Dann kämpft Mama, jedes Mittel scheint ihr recht: Anschuldigungen, Sticheleien, Verleumdungen. Insbesondere Frauen leiden massiv unter der beschriebenen Problematik: In einer repräsentativen Umfrage gaben 28 Prozent der interviewten Frauen an, dass die Schwiegermutter auf die Beziehung einen negativen Einfluss ausübe. Stellt sich die Frage, warum es gerade Frauen so häufig trifft.

„Auch wenn es unbewusst ist, treten die beiden Frauen in Konkurrenz“, erklärt Psychologin Felicitas Heyne. „Schließlich war die Mutter das erste weibliche Wesen, zu dem der Sohn eine Beziehung hatte“, ergänzt Paarberaterin Claudia Viganske, „die eigene Mutter prägt also immer die Erwartungen an die Partnerin mit. Aus Sicht der Schwiegermutter stellen sich insbesondere zwei Fragen: Ist sie auch wirklich die Richtige für ihn? Konsequenz hieraus ist, dass sie besonders kritisch hinschaut, was vor allem dann zu Konflikten führen kann, wenn bei Schwiegermutter und Partnerin sehr unterschiedliche Lebensentwürfe und Wertvorstellungen aufeinanderprallen. Und: Wird sie ihn mir wegnehmen? Die Ängste sind oft nicht bewusst, werden dafür aber umso größere Wirkung entfalten, wenn die Schwiegermutter alleinstehend ist.“

In der Regel ist die Partnerin nicht gut genug. Viele Ehen leiden nicht etwa an falscher Partnerwahl, sondern weil der Mann in den Augen seiner Mutter nicht die Richtige ausgesucht hat. Sie passt aus ihrer Sicht nicht zu ihm – und natürlich erst recht nicht zu ihr, der Schwiegermutter. Oft stecken auch falsche Ideale und Vorstellungen dahinter, die niemand auf der Welt erfüllen kann. Gefangen in derartigem Wunschdenken, finden sie bei sämtlichen Kandidatinnen unzählige Gründe, warum diese nicht die Richtige ist.

„Meistens tragen die Frauen noch immer die Hauptlast beim Thema Haushalt und Kindererziehung. Damit bewegt sich die Partnerin auf demselben Terrain wie die Schwiegermutter, und so gibt es viel Konfliktpotenzial“, erklärt Heyne, „das Harmoniebedürfnis von Frauen sorgt zusätzlich dafür, dass Probleme nicht offen angesprochen werden, sondern im Verborgenen weiter schwelen“, fährt die Psychologin fort, „eines der häufigsten ist die komplette Ablehnung. Sehr verbreitet ist auch das ständige Herumkritisieren daran, was die Schwiegertochter tut und wie sie es tut. Wenn sie arbeiten geht, ist sie eine Rabenmutter, wenn sie nicht arbeiten geht, ist sie eine faule Zecke. Sie kann es im Grunde gar nicht richtig machen.“

Der Mann spielt in der Beziehung zwischen Partnerin und Schwiegermutter eine ganz zentrale Rolle. „Er kann, wenn er dazu bereit ist, Konflikte im frühen Stadium mit relativ wenig Aufwand so weit entschärfen, dass zumindest die Luft gereinigt ist. Danach kann man schauen, wie man das Verhältnis neu gestaltet, so dass es für alle Beteiligten angenehm und tragbar ist“, erklärt Heyne. „Konflikte können sich nur aufschaukeln, wenn der Sohn sich heraushält, oder wenn er – was schlimmer ist – ganz offensichtlich die Partei seiner Mutter ergreift. Das ist Verrat“, mahnt sie. „Oftmals traut sich der Mann aber nicht, zu seiner Partnerin zu stehen und der eigenen Mutter zu sagen, bis hierher und nicht weiter. Bei einigen drängt sich gar der Eindruck auf, ihnen sei das Gemecker der Mutter insgeheim recht, zum Beispiel wenn sie bemängelt, dass er seine Hemden selber bügeln muss. Eine solch versteckte Allianz zwischen Mutter und Sohn kann zerstörerisch sein“, weiß Viganske, „weil das Paar an dieser Stelle einen Paarkonflikt nicht miteinander austrägt, sondern weil sich hier der Mann hinter den Erwartungen seiner Mutter versteckt.“

Was raten die Expertinnen nun Frauen, damit die Schwiegermutter nicht zu einem „Schwiegermonster“ mutiert? „Wenn sich die ersten Begegnungen schwierig gestalten, sollte die Schwiegertochter auf keinen Fall die Flinte ins Korn werfen, sondern Ruhe bewahren und versuchen, Informationen über die Schwiegermutter zu sammeln. Denn außer, dass sich beide für denselben Mann interessieren, haben Schwiegermutter und -tochter ja nicht unbedingt viel gemeinsam. Wenn die Schwiegertochter herausbekommt, wie die Schwiegermutter tickt, was ihr wichtig ist und wo die Fettnäpfchen liegen, kann sie schon besser mit ihr umgehen“, empfiehlt Heyne.

„Die Frauen müssen sich darüber im Klaren sein, dass die Schwiegermutter einer anderen Generation angehört, oftmals mit anderen Werten. Tolerante Zurückhaltung und sich auch mal für ungefragten Rat zu bedanken erscheint gerade am Anfang hilfreich“, so Heyne weiter.

Bei hartnäckigen Nervensägen kann es auch wirksam sein, diese mit Freundlichkeit zu erschlagen, wie es beispielsweise eine Klientin der Psychologin tat, indem sie am Geburtstag ihres Ehegatten Blumen an die Schwiegermutter schickte mit dem Gruß „Danke für den tollen Mann“. Zuvor hatte die Schwiegermutter keine Gelegenheit ausgelassen, der Schwiegertochter immer wieder vor Augen zu führen, mit was für einem großartigen Menschen sie den Bund der Ehe eingegangen war.

Nach Ansicht der Expertinnen ist es aber auch wichtig, sich von Anfang an abzugrenzen. „Die Schwiegertochter ist nicht dafür zuständig, dass in der Familie Harmonie herrscht und jeder sich wohl fühlt“, meint Viganske.

„Versucht nicht, um Anerkennung und Sympathie zu buhlen. Die Schwiegermutter muss Euch nicht lieben, und ihr sie nicht! Ein höflicher Umgang reicht völlig aus bei dieser Zwangsverwandtschaft“, empfiehlt die Paarberaterin.

„Und wenn es gar nicht klappt mit der Schwiegermutter, muss man die Kontaktpflege ausschließlich dem Partner beziehungsweise der Partnerin überlassen“, meint Heyne, „grundsätzlich sind die Kinder in der Pflicht, und nicht die Schwiegerkinder.“
            Corinna Weinert

Foto: Schlechtes Image: Die Schwiegermutter als Monster


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