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16.01.2010 / Israels letzte Tage / Thriller: Tel Aviv im Jahr 2024

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-10 vom 16. Januar 2010

Israels letzte Tage
Thriller: Tel Aviv im Jahr 2024

Das Tel Aviv des Jahres 2024 ist der Hauptschauplatz von Leon de Winters neuem Roman „Das Recht auf Rückkehr“. De Winter, geboren 1954 als Sohn einer niederländisch-jüdischen Familie, geht es in seinen Büchern um jüdische Identität, den israelisch-arabischen Konflikt im Nahen Osten und um die wesentlichen Dinge im menschlichen Leben. Im Mittelpunkt seines neuen Romans steht das Verschwinden eines Kindes und damit ein schuldhaft empfundener Verlust, der einen Menschen in einen andauernden Konflikt stürzt.
Der Protagonist Bram Mannheim, geboren 1981, ist der Sohn eines niederländisch-jüdischen Nobelpreisträgers für Biochemie. Sein Vater Hartog Mannheim, ein Holocaust-Überlebender, war mit seiner Familie in den 1980er Jahren nach Israel ausgewandert. Bram ist ehrenamtlich als Rettungssanitäter tätig und betreibt, gemeinsam mit seinem Kompagnon Ikki, hauptberuflich eine Agentur, die auf die Suche nach verschwundenen Kindern spezialisiert ist. Die Handlung spielt vor der Kulisse eines düsteren Zukunftsszenarios. Infolge des Bevölkerungsdrucks der Palästinenser und einer großen Auswanderungswelle ist Israel auf einen fragil gewordenen Rumpfstaat zusammengeschmolzen. Geblieben sind vor allem Rentner und Menschen, denen die Ausreise nicht möglich ist oder verboten wurde, darunter viele Kleinkriminelle. Aufgrund der andauernden Bedrohung durch palästinensische Selbstmordattentäter überwacht der Staat alle Lebensbereiche. Tel Aviv ist durch Kontrollposten, an denen ein DNA-Abgleich durchgeführt wird, hermetisch abgeriegelt.

Nicht von ungefähr ist Bram Spezialist auf diesem Feld geworden. Die eingeschobene, etappenweise erzählte Vorgeschichte, beginnend mit dem Jahr 2004, erbringt Aufschluss über seinen gebrochenen Lebenslauf. Damals war Bram, ein Historiker, einem Ruf an die Princeton-Universität gefolgt und mit seiner schwangeren Ehefrau Rachel nach New Jersey übergesiedelt. Jäh enden sein Familienleben und seine berufliche Karriere im August 2008, als ihr mittlerweile vierjähriger Sohn Bennie eines Nachmittags verschwindet. Rachel gibt ihrem Mann die Schuld am Verlust ihres Sohnes und verlässt ihn. Erst im Jahr 2024 kann Bram das Verschwinden seines Sohnes klären.

Mit seinem temporeichen, hintergründigen Thriller erfreut de Winter nicht nur seine Stammleser. Das Buch ist voll von Doppeldeutigkeiten, so hinsichtlich der Namen der wichtigsten Personen (einschließlich des Hundenamens Hendrikus): Bram ist die niederländische Kurzform von Abraham, Bennie die Kurzform von Benjamin; beides vermutlich Anspielungen auf den biblischen Erzvater Abraham und auf Benjamin, den jüngsten Bruder des Patriarchen Josef. Dazu kommt die Vermutung, dass auf eine dunkle Prophezeiung aus dem ersten Buch Mose über Benjamin Bezug genommen wurde.             Dagmar Jestrzemski

Leon de Winter: „Das Recht auf Rückkehr“, Diogenes Verlag, Zürich 2009, geb., 550 Seiten, 22,90 Euro


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