19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
23.01.10 / Unverseucht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-10 vom 23. Januar 2010

Konrad Badenheuer:
Unverseucht

Nicht immer unumstrittene Ergebnisse brachte die Wahl zum „Unwort des Jahres“ in der Vergangenheit. Mehrfach ließ die Entscheidung der Jury nicht etwa Sprachverhunzung erkennen, sondern Kritik aus linker Sicht an Verhältnissen, die gar keine Kritik verdienen. Ein Beispiel dafür war im Jahre 2004 das angebliche Unwort „Humankapital“, das aber Wirtschaftsexperten seit Jahrzehnten mit allem Respekt etwa für die Bildunganstrengungen von Lehrlingen verwenden. Es lässt sich nämlich zeigen, dass die Entscheidung, zu lernen oder Sport zu treiben, ganz ähnlichen Regeln folgt wie die Entscheidung über eine Investition.

Während damals zurecht Kritik geübt wurde, verdient die aktuelle Entscheidung Zustimmung: Wenn Manager Teile ihres eigenen Unternehmens als „betriebsratsverseucht“ bezeichnen, dann spricht daraus Zynismus und tiefes Unverständnis über die legitime    Vertretung von Arbeitnehmerinteressen. Es gab zwar immer wieder Gründe für Einwände gegen die Politik der Gewerkschaften und ihrer Führungen: Überzogene Lohnforderungen und Starrheit beim Thema Kündigungsschutz etwa kosten in großem Stil Beschäftigung und schaden deswegen der Allgemeinheit und letztlich auch den Arbeitnehmern selbst. Doch die Arbeit der Betriebsräte vor Ort folgt anderen Regeln. Die weitaus meisten Betriebsräte arbeiten ehrenamtlich und völlig integer für die Belange ihrer Kollegen, oft mit viel Augenmaß für das, was Firmen leisten können und was nicht. Hier von „Verseuchung“ zu sprechen ist menschenverachtend und hat mit sozialer Marktwirtschaft nichts zu tun.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren