© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-10 vom 23. Januar 2010

Erst die Arbeit, dann die Liebe

Sie kamen in der Hoffnung auf Arbeit und auf ein besseres Leben nach Deutschland. Im letzten Drittel des 19. Jahrhundert zogen Zehntausende Polen aus ihrer agrarisch geprägten ostmitteleuropäischen Heimat vor allem in den Westen des deutschen Kaiserreiches. Ein erhöhter Arbeitskräftebedarf im Steinkohlebergbau lockte viele Polen in das Ruhrgebiet. Aber auch in der blühenden deutschen Industrie fanden sie Beschäftigung. Bis zum Ersten Weltkrieg erreichte der Anteil der polnischen Bevölkerung in manchen Kreisen beachtliche Werte, beispielsweise in Recklinghausen 13,8 Prozent. Hinzu kamen kleinere, autochthone polnische Gruppen in den bei Deutschland verbliebenen Ostgebieten.

In der Weimarer Republik als nationale Minderheit anerkannt, war ihre Position während des Zweiten Weltkrieges als Angehörige einer Feindnation auf deutschem Boden nicht konfliktfrei, doch eine Verfolgung im großen Ausmaß gab es nicht. Dazu waren die Polen auch schon zu gut integriert. Viele von ihnen hatten Deutsche geheiratet und mit ihnen Familien gegründet.

Noch heute sind polnische Frauen bei deutschen Männern begehrt. Seit Jahren führen bei den binationalen Eheschließungen die Polinnen die Liste nichtdeutscher Partnerinnen an, denn nur einige Jahrzehnte hatte der Kalte Krieg Polen die Einwanderung nach Deutschland verhindert. Seit dem Ende des Ostblocks gibt es trotz EU-Auflagen wieder Gastarbeiter aus Polen, von denen viele in Deutschland dauerhaft sesshaft wurden. Über eine Million der in Deutschland lebenden Bevölkerung soll polnisch beziehungsweise polnischstämmig sein. Ihre Integration verläuft meist problemlos. Und Polen der zweiten Generation sollen höhere Abiturientenquoten als die Deutschen aufweisen.             Bel