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23.01.10 / Kampf um die Arktis / Das Interesse an dem Öl unter dem Eis wächst

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-10 vom 23. Januar 2010

Kampf um die Arktis
Das Interesse an dem Öl unter dem Eis wächst

Beim Monopoly versuchen die Spieler ein Grundstücksimperium aufzubauen und die Konkurrenz in die Insolvenz zu treiben. Während die Schlossallee das große Los bedeutet, ist die Badstraße eher ein Trostpreis. Die Brettschlacht entscheidet sich in einem Mix aus Strategie und Zufall, aber letztlich gilt auch hier wie im realen Leben: Geld regiert die Welt. Dass sich diese Spielregeln nicht ganz so einfach auf den Rohstoffpoker am Nordpol übertragen lassen, zeigt Wissenschaftsredakteur Christoph Seidler von „Spiegel Online“ in seinem neuen Buch „Arktisches Monopoly“.

Hier spielen neben Gebietsansprüchen und nationaler Ressourcensicherheit auch Grenzstreitigkeiten, völkerrechtliche und historische Überlegungen sowie globale Umweltrisiken eine Rolle. Im „Großen Spiel“ um die Arktis treten gleich mehrere Anrainerstaaten an: Russland, Norwegen, Grönland (vertreten durch Dänemark), Kanada und die USA. Dem Gewinner winken knapp ein Viertel aller Öl- und Gasreserven der Welt.

Die Nase vorn im Wettlauf hat nach Seidler Russland. Das Land sei mit tiefseefähigen Tauchbooten und einem halben Dutzend großer Eisbrecher hervorragend für arktische Patrouillenfahrten gerüstet. Dazu kommen in den nächsten Jahren drei bis vier atombetriebene Schiffe. Die Region verfüge ferner über eine gut ausgebaute Infrastruktur. Trotz Abwanderungen seien die Hafenstädte entlang der Nordküste besiedelt und per Bahn oder schiffbarer Flüsse mit dem Binnenland verbunden. Allerdings hätten die Staatskonzerne Gasprom und Rosneft enorme Defizite bei der Gas- und Ölfördertechnik und seien durch die Finanzkrise betroffen.

Die Norweger hoffen aufgrund ihrer exzellenten Öl- und Meerestechnikfirmen von einem möglichen Arktisboom in Russland zu profitieren. Die Grönländer sehen den sich abzeichnenden Ölreichtum mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Einerseits haben sie die Chance zur Eigenständigkeit nach jahrhundertelanger Fremdherrschaft, andererseits drohen massive Umweltschäden.

Kanada verschenkt laut Seidel sein Potential in der Arktis. Obwohl der Klimawandel den Rohstoffabbau in immer nördlicheren Regionen erlaubt, hinkt das Land Russland in puncto Besiedelung und Infrastruktur hinterher. Schlusslicht seien die USA, die über nur drei Eisbrecher verfügen und kaum in die Errichtung arktischer Förderanlagen investieren. Dabei könnten das Öl und Gas aus der Nordpolregion den USA helfen, ökonomisch unabhängiger vom politisch instabilen Nahen und Mittleren Osten zu werden.

In „Arktisches Monopoly“ nimmt sich Seidler einem aktuellen geopolitischen Thema an. Anschaulich analysiert er die Möglichkeiten rund um den Nordpol und lotet die Chancen der Kontrahenten aus. Dabei weist der Autor auf die politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Gefahren des weltweiten Rohstoffhungers hin und warnt vor militärischen Auseinandersetzungen. Letztlich müssten die Länder sich auf erneuerbare Energien umstellen, denn auch die arktischen Ressourcen seien endlich.             Sophia E. Gerber

Christoph Seidler: „Arktisches Monopoly – Der Kampf um die Rohstoffe der Polarregion“, DVA, München 2009, kartoniert, 288 Seiten, 19,95 Euro


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