20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
23.01.10 / Machtwort des Patriarchen / Vier »Nikoläuse« markieren jetzt die russischen Grenzen – Der westliche wurde im »Fischdorf« aufgestellt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-10 vom 23. Januar 2010

Machtwort des Patriarchen
Vier »Nikoläuse« markieren jetzt die russischen Grenzen – Der westliche wurde im »Fischdorf« aufgestellt

Königsberg hat seit Anfang Januar eine neue Sehenswürdigkeit: ein Denkmal zu Ehren des Heiligen Nikolaus. Nach langem Hin und Her, an welchem Ort die Plastik aufgestellt werden soll, fand sie am Pregelufer ihren endgültigen Standort.

Der Heilige Nikolaus wird in der russisch-orthodoxen Kirche mehr noch als in der abendländischen Christenheit als Wundertäter verehrt. Er wurde in der griechischen Kolonie Patara in der römischen Provinz Lykien in Kleinasien geboren. Der Heilige Nikolaus gilt als Patron der Seefahrer und Kaufleute. Er lebte vermutlich von 275 bis 345 und war Erzbischof von Lykien. Im Gegensatz zur katholischen Kirche, die den Nikolaustag am 6. Dezember begeht, feiert die russisch-orthodoxe Kirche ihn am 19. Dezember. Grund der Termin-Differenz ist die gregorianische Kalenderreform von 1582.

Fünf Jahre hat es gedauert, bis für das Denkmal zu Ehren des Heiligen Nikolaus ein geeigneter Platz gefunden war. Die Bronzeplastik war der Stadt bereits 2004 von der Königsberger Stiftung des Heiligen Nikolaus geschenkt worden. Ähnliche Denkmäler gibt es im hohen Norden, im Süden und im Osten. Nach der Idee der Stifter werden diese nun, nachdem das Denkmal im äußersten Westen der Russischen Föderation aufgestellt ist, symbolisch für die „heilige Einheit Russlands“ stehen.

Die Plastik wurde von der Gesellschaft „Mäzene Russlands“ finanziert. Das acht Meter hohe und sechs Tonnen schwere Denkmal hat über 35 Millionen Rubel (822000 Euro) gekostet.

Im Frühjahr 2005 hatte der damalige Gouverneur Wladimir Jegorow einen Beschluss zur Aufstellung des Denkmals am Pregelkai neben dem Denkmal für die Meeresfischer unterschrieben. Gegen diese Nachbarschaft wehrte sich jedoch die Kapitäns-Vereinigung, so dass nach Alternativen gesucht wurde. Als nächster Aufstellungsort wurde die Insel Kosse im Hafenbecken der Königsberger Bucht vorgeschlagen. Jedoch stellte sich heraus, dass die Insel auf Schwemmgrund liegt und die schwere Plastik mit ihren sechs Tonnen Gewicht womöglich nicht auf Dauer tragen würde. Dann plante man, die Plastik zum Jubiläum 60 Jahre Oblast aufzustellen, doch gelang es wieder nicht, sich auf einen Ort für das Denkmal zu einigen. Nach langen Überlegungen schlug der Künstlerrat im Bürgermeisteramt den heutigen Standort, das „Fischdorf“, vor.

Zuvor waren noch unter anderem die Oktjabrskij Straße (im Bereich der ehemaligen Straßen Münchenhofplatz, Lindenstraße, Weidendamm, Brückenstraße, Viehmarkt, Brismannstraße), die Portowoj und der Kneiphof als Orte für das Denkmal im Gespräch gewesen. Darüber hinaus gab es Ideen, es in einer anderen Stadt aufzustellen, zum Beispiel in Neukuhren oder Pillau.

Im Frühjahr 2009 hatte der Patriarch des Königsberger Gebiets und von ganz Russland Kyrill während seiner Visite das Ozeanmuseum besucht. Er machte Bekanntschaft mit der Plastik und ordnete an, sie am Pregelufer „Peter der Große“ neben dem Denkmal für die Fischer aufzustellen, das nun zum Bestand des Ozeanmuseums gehört.

Dieses weiße Monument aus Zement wird im Volksmund „zerschlagene Flasche“ genannt. Es erinnert an zwei Segelschiffe und wurde 1978 im Zentrum aufgestellt.

Nun stehen die beiden Sehenswürdigkeiten jedes für sich im Stadtzentrum und sind für alle Vorbeifahrenden von der Pregelbrücke aus gut zu sehen. Für viele Königsberger war das Auftauchen dieser Sehenswürdigkeit eine durchaus große Überraschung, viele Vorübergehende fragten sich bereits, was es wohl darstellen solle.

Einige vermuteten, dass es sich um irgendeinen Zar oder König handele. Tatsächlich ähnelt die Mitra auf dem Kopf des Heiligen Nikolaus von ferne einer Krone. In den Händen hält er ein Schwert und eine Kirche, die von weitem für ein Zepter, eine Krone oder einen Reichsapfel gehalten werden könnte.

Beide Denkmäler bilden nun einen einheitlichen Skulpturen-Komplex und ergänzen einander. Das „Drama“ nach der Suche eines geeigneten Platzes für das Denkmal hat nun ein Ende, der Streit über die Zweckmäßigkeit dieser Wahl hält indessen an. Jurij Tschernyschew

Foto: Zwei Sehenswürdigkeiten im Königsbergs Stadtzentrum: Der Heilige Nikolaus vor dem Denkmal für die Fischer


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren