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30.01.10 / »Ohne Herkunft keine Zukunft« / Im Gespräch: Schulbuchverlegerin Ruth Cornelsen rettet mit ihrer Kulturstiftung preußische Bauten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-10 vom 30. Januar 2010

»Ohne Herkunft keine Zukunft«
Im Gespräch: Schulbuchverlegerin Ruth Cornelsen rettet mit ihrer Kulturstiftung preußische Bauten

PAZ: Sehr geehrte Frau Cornelsen, Sie gelten heute in Berlin und Brandenburg als Grande Dame des Stiftungswesens. Ist Ihre Leidenschaft für geschichts­trächtige Bauten etwas, was Sie schon in jungen Jahren bewegt hat, oder hat sich diese erst mit den Jahren und der Erfahrung entwickelt?

Cornelsen: Mein großes Interesse für kulturhistorische Bauten hat sich seit dem Fall der Mauer vertieft, als ich unser reiches geschichtsträchtiges Erbe „so vereint“ erlebte.

PAZ: Wieso haben es Ihnen gerade preußische Gebäude und Kunstgegenstände angetan?

Cornelsen: Weil sie unsere Vergangenheit sichtbar machen und aufleben lassen, denn ohne Herkunft keine Zukunft! Dass es gerade preußische Denkmale sind, wird daran liegen, dass ich das Glück habe, in Berlin zu leben und das Umfeld von Potsdam, was wir ja auch fördern, gut zu kennen.

PAZ: Was war Ihr Hauptanliegen, als Sie 1996 zum 50-jährigen Bestehen des von Ihrem Mann gegründeten Schulbuchverlags Cornelsen die Stiftung gründeten?

Cornelsen: Mein Mann, Franz Cornelsen, war ein begnadeter Unternehmer, Verleger und Stifter. Er hatte bereits drei gemeinnützige Stiftungen gegründet, deren Satzung vornehmlich der Bildungsökonomie, dem Umweltgedanken und der Kultur ganz allgemein verschrieben war. So war meine Gründung der Cornelsen Kulturstiftung eine Hommage an ihn, der das 50-jährige Jubiläum seines Verlages für Bildungsmedien nicht mehr erlebt hat.

PAZ: Besteht das Hauptanliegen heute noch fort, oder hat es sich zugunsten anderer Ziele im Laufe der Jahre verschoben?

Cornelsen: Die von mir gestaltete Satzung der Cornelsen Kulturstiftung schreibt dauerhafte Denkmalpflege, weit über mein Leben hinaus, vor. Und zwar in Berlin, Potsdam und dessen nahem Umfeld.

PAZ: Die Beteiligung Ihrer Stiftung an der Renovierung von Schloss Caputh mit 1,2 Millionen Euro und Schloss Schönhausen mit 1,5 Millionen Euro ist zwar vermutlich eines der bekanntesten Förderprojekte Ihrer Cornelsen Kulturstiftung, doch haben Sie auch ein Lieblingsprojekt?

Cornelsen: Mein Lieblingsprojekt war bisher die Restaurierung aller noch vorhandenen originalen Tapeten in Königin Luises Sommerwohnsitz Schloss Paretz/Ketzin, auch deshalb, weil es von Besuchern und Anwohnern begeistert angenommen wird, und das erhoffe ich mir nun für Schloss Schönhausen, das 300 Jahre deutscher Geschichte optisch erfahrbar macht: Barock, Rokoko und DDR-Geschichte!

PAZ: Es heißt, die Stiftung habe jedes Jahr 750000 Euro zu vergeben. Gibt es schon Pläne für das Jahr 2010?

Cornelsen: Die Cornelsen Kulturstiftung hatte aus dem Stiftungskapital tatsächlich bis jetzt Zinserträge von zirka 750000 Euro pro Jahr. Das wird sich aber durch die stark reduzierten Zinse, seit der Wirtschaftskrise drastisch vermindern. Die Geldmittel sind jedenfalls auf Jahre hinaus verplant und Anträge zwecklos.

PAZ: Müssen Sie als Stifterin auch gegen Widerstände kämpfen, oder wird Ihr Engagement durchweg positiv bewertet und öffnet Ihnen Tür und Tor?

Cornelsen: „Durchweg positiv bewertet“, das wäre eine erstaunlich magere Resonanz. Es wird mir eher bestätigt, dass die Cornelsen Kulturstiftung Berlin und Potsdam „zum Leuchten“ bringt. Beispiele sind das Kreuz auf dem Berliner Dom sowie die zahlreichen restaurierten Schlösser in und um Potsdam.

PAZ: Sie gelten als Befürworterin des Wiederaufbaus des Berliner Stadtschlosses, auch wenn Ihre Stiftung sich bisher nicht finanziell beteiligt hat. Wie stark schätzen Sie die Kräfte gegen den Wiederaufbau ein? Können sie den Wiederaufbau noch verzögern oder gar verhindern?

Cornelsen: Zum Berliner Schloss: Stadtschloss heißt nur das Potsdamer Stadtschloss, hierzu kann ich nur sagen, dass ich mir den baldigen Wiederaufbau sehr wünsche.

Die Fragen stellte Rebecca Bellano.


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