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30.01.10 / Hoffnung durch den Glauben / Ostpreußin erinnert sich an ihre schöne, wenn auch harte Kindheit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-10 vom 30. Januar 2010

Hoffnung durch den Glauben
Ostpreußin erinnert sich an ihre schöne, wenn auch harte Kindheit

„Tausend und abermals tausend Bilder sind gespeichert im Gedächtnis. So sind sie auch bei mir aufbewahrt wie in einem Album. Ja, aus allem, was ich gesehn, gehört, was mir geschehn und was ich empfunden, wurden Bilder. Jetzt nehme ich mein Album in die Hand, sehe und spüre: Leben ist in ihm. Leben geht auch von Menschen aus, die nicht mehr auf dieser Erde sind.“ Diesen Bildern und Menschen haucht Irmgard Powierski in „Heimat in mir – Geliebtes Masuren und die Flucht 1945“ Leben ein. Die christliche Autorin schildert die Jahre ihrer Kindheit als eines von sechs Kindern einer Bauersfamilie.

Die viele Arbeit, das häufige Verzichten müssen, die Einsamkeit beim Kühe hüten, all das wird erträglich durch die schweigende Liebe der Oma, die Schlitzohrigkeit des Vaters, die Beharrlichkeit der Mutter und die Gemeinsamkeiten mit den Geschwistern. Zwar erwähnt die 1931 Geborene, wie hart die Eltern sie als Kind schon auf dem Felde haben arbeiten lassen, doch „ihnen verdanke ich mein Leben. Und sie haben mich auf einen guten Weg gebracht, ins Leben eingeführt, ein Ziel gezeigt: Ich habe meinen Grund im Leben selbst. Sicher, sie hatten Fehler. Doch vergesse ich nicht. Was vergeben heißt, habe ich von meinen Eltern gelernt.“

Eine der schönsten Erinnerungen der Autorin ist die Hochzeitsfeier einer Cousine im Spätsommer 1944. Es war das letzte Mal, dass die gesamte Familie und ihre Freunde in Masuren zusammenkamen, bevor sie aus ihrer Heimat flüchten mussten und in alle Winde verstreut wurden. Selbst der engste Familienkreis erreichte nicht gemeinsam den Westen. Zwei Schwestern gingen verloren, der Vater blieb zurück, die Oma starb während der Flucht. Doch stets strahlte die Mutter die Hoffnung aus, ihren Mann und alle ihre Kinder bald wieder bei sich zu haben. Diese Hoffnung, die der Mutter Kraft gab, den Verlust der Heimat sowie alle Gefahren und Demütigungen zu ertragen, bewundert Irmgard Powierski noch heute.

„Mir wird auch deutlich: Alles Verdrängen ist nur eine Scheinlösung. Und wenn ich die Flucht gar vergessen wollte, könnte ich nicht zu mir finden.“ Mit dem vorliegenden Buch hat die Autorin zu sich gefunden und lässt den Leser an ihrer sehr emotionalen, persönlichen Aufarbeitung ihrer Vergangenheit teilhaben.           Rebecca Bellano

Irmgard Powierski: „Heimat in mir – Geliebtes Masuren und die Flucht 1945“, Freimund, Neuendettelsau 2009, geb., 145 Seiten, 13,80 Euro


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