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30.01.10 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-10 vom 30. Januar 2010

Wir sind schuld! / Warum die Deutschen den Griechen helfen müssen, wie man eine ordentliche Rente erlangt, und wie man an noble Preise kommt
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Hören Sie sich das mal an: „Die unterschiedliche Wettbewerbsfähigkeit der Mitgliedsländer und die daraus folgenden Ungleichgewichte geben Anlass zu ernster Besorgnis für die Euro-Zone als Ganzes.“ Frage: Von wem stammt das? Wer über 35 ist, der weiß die Antwort aus dem Stand. Mit solchen Losungen zeterten die Giftzwerge von der „Rettet die D-Mark“-Front in den 90ern gegen das wundervolle Werk der Gemeinschaftswährung. Das Zitat wurde wahrscheinlich in einem der alten Flugblätter gefunden, mit denen diese Europa-Feinde und Nationalisten damals den Gang der europäischen Integration aufhalten wollten, stimmt’s?

Weit gefehlt: Die Warnung hat der „Spiegel“ aus einer Vorlage der EU-Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen für die Finanzminister der Euro-Zone gefischt. „Besorgnis für die Euro-Zone als Ganzes“ – das klingt ganz schön übel nach Scheitern und Auseinanderbrechen. Und solche Töne dringen aus dem erlauchtesten politischen Expertenzirkel des Euro-Systems? Famos.

Die Veteranen der D-Mark-Bewegung schütteln sich müde den Schmauch der verlorenen Schlacht vom Revers und unken säuerlich, aber nicht ohne Triumph in der Stimme: „Da habt   ihr’s, ihr Idioten!“ Die Idioten versuchen unterdessen händeringend, Ruhe zu verbreiten: Alles halb so schlimm, das wird schon wieder. Aber wer lässt sich schon beruhigen von Leuten, die außer leiernden Beschwörungsformeln („Der Euro ist stabil!“) nichts zu bieten haben?

Zumal die, die uns den Euro immer noch als krisenfest verkaufen wollen, die letzten zu sein scheinen, die das drohende Fias­ko bemerkt haben. Als PAZ-Leser wären sie bereits im November 2008 auf die „Risse in der Euro-Zone“ (so der Titel des Wirtschaftsaufmachers vom 15. November jenes Jahres) aufmerksam geworden. Und hätten sie diese Zeitung schon vor 17, 18 Jahren gelesen, hätten sie von den Untiefen des Monsterprojekts Einheitswährung noch früher erfahren. Doch da waren sie längst von ihrer Wolkenkuckuckswährung derart verzaubert, dass sie nicht einmal Vorkehrungen trafen für den Fall, dass Länder wie Griechenland unsere Währung in ihren finanzpolitischen Treibsand reiten. Erst jetzt, da ihnen das Zelt wegfliegt und der Wind alle Illusionen von Stabilität davonträgt, fällt den Eurotikern auf, dass sie die Heringe vergessen haben.

Das geben sie natürlich nicht zu, das mit den Heringen: Nein, niemals würden wir mit deutschem Geld die griechischen Schlawiner aus ihrer selbstverschuldeten Patsche ziehen! So tönt es täglich tapferer vom Turm der Europäischen Zentralbank und aus den Mündern deutscher Politiker. Doch je öfter und je lauter wir das zu hören bekommen, desto weniger können wir es glauben.

Der designierte EU-Währungskommissar, der Finne Olli Rehn, befiehlt den Spaniern, Iren und insbesondere den Griechen, ihre Haushalte zu sanieren, Reformen anzugehen und ihre Löhne zu kappen. Die Griechen haben das sofort alles versprochen, und Brüssel tut angestrengt so, als glaube man ihnen, nach dem Motto: Wer sein Wort schon so oft gebrochen hat wie Athen, der muss es ja irgendwann mal halten, sonst ... ja, was sonst?

Es wird Zeit, die Deutschen auf die Wahrheit vorzubereiten, dachte sich eine große deutsche Tageszeitung und machte gleich mal den Anfang. Die Deutschen würden die Griechen sehr raushauen müssen, weil sie nämlich auch an deren Misere schuld seien. Wie bitte? Jawohl: Denn das Kräfteungleichgewicht in der EU liege auch daran, dass deutsche Unternehmen nicht zuletzt dank der jahrelangen Lohnzurückhaltung ihrer Beschäftigten weltweit wettbewerbsfähiger geworden seien, „auf Kosten von Ländern wie Griechenland“.

Dieser Gedankenblitz ist eine intellektuelle Meisterleistung: Die Deutschen sind an der griechischen Krise mit schuld, weil sie zehn Jahre lang geschuftet und  auf Lohnzuwachs verzichtet haben, während sich die Hellenen einen nach dem anderen genehmigten. Diese Schuld müssen die Deutschen nun gefälligst abtragen.

Das ist die Lösung! Und keineswegs nur für dieses Mal. Denn wie sollten die Deutschen ihrer moralischen Verpflichtung wohl nachkommen? Selbstverständlich, indem sie nochmal zehn Jahre schuften und auf Lohnzuwachs verzichten, während die Griechen weiterprassen. Danach hätten die Deutschen den armen Brüdern im Süden erneut ein „Ungleichgewicht“ aufgebürdet, das abermals abzutragen wäre. Auf dem Weg kann es dann immer weitergehen.

Sobald die Rechnungen aus Athen eintreffen, geht unter den Deutschen bestimmt wieder das alte Gemecker los: Ja, dafür haben sie Geld, aber für uns arme Studenten, Angestellte oder Rentner bleibt immer weniger! Na ja, zumindest, was die Rentner angeht, liegt das  auch an jedem selbst. Man sollte sich bei seiner Berufswahl frühzeitig danach richten, wie es später mit den Ruhestandsbezügen ausschaut. Wer das versäumt, hat selber schuld. Dabei sollte man nicht allzu konventionell denken. Auch ausgefallene Berufe bieten in unserer bunter gewordenen Arbeitswelt Perspektiven für einen sorgenfreien Lebensabend.

Warum werden Sie nicht Taliban? Den älteren unter den verwegenen „Gotteskriegern“ winkt die „internationale Staatengemeinschaft“ mit einer „Pension“, wie das tatsächlich schon genannt wurde. Dafür muss der Antragsteller allerdings ein paar schmerzliche Auflagen erfüllen. So soll er seinen bisherigen Beruf komplett an den Nagel hängen, steuerfreie Hinzumassakriermöglichkeiten sollen dem Taliban i. R. verwehrt bleiben.

Unbeantwortet ist noch, wie der berufsmüde Terrorist seine Beitragszeiten dokumentiert. Hoffentlich hat er sich die Namen seiner Opfer notiert, sonst könnte ja jeder kommen! Es besteht die Gefahr massenhafter Leistungserschleichung durch falsche Taliban. Etwa in Gestalt afghanischer Regierungssoldaten, die flugs ihre Uniform wegschmeißen und dann frech behaupten, die ganze Zeit auf der anderen Seite gekämpft zu haben. Ein Motiv zu der Maskerade hätten sie: Die Soldaten verdienen jetzt schon nur ein Drittel dessen, was die Partisanenhäuptlinge ihren Mitmarodeuren bieten. Und nun kriegen die Taliban auch noch Prämien? Die Soldaten dürften sich vor Wut in den Ärmel beißen, dass sie sich dermaßen haben veräppeln lassen. Ihre Chancen, sich den Ehrensold eines Taliban zu ergaunern, stehen allerdings schlecht: Ihre Gewehre sind viel älter als die der Aufständischen. Allein daran wird sie die Isaf-Rentenstelle erkennen.

500 Millionen Dollar wollen sich die Isaf-Staaten das Ruhestandsprogramm für die Taliban kosten lassen, verteilt über einen gemeinsamen „Fonds“. Solche Fonds sind etwas Wunderbares, vor allem so wunderbar undurchschaubar, weshalb Geld aus allen ihren Nähten quillt und in alle möglichen Taschen tropft. Überdies muss der Topf ja verwaltet werden, was neue schicke internationale Posten schafft.

Wer so einen Posten bei einer internationalen Organisation ergattert hat, ist aller Daseinssorgen ledig. Der kann sogar Blödsinn am Band produzieren, ohne dass ihm was passiert, und bekommt noch hochdotierte Preise dafür!

Der „Weltklimarat“ (IPCC) ist nun schon zum x-ten Male schräger Praktiken überführt worden. Kürzlich erst kam ja heraus, dass sich das UN-Gremium bei seiner Prognose fürs Abschmelzen der Himalaya-Gletscher um gut 300 Jahre vertan hatte. Jetzt flog auf, dass der Klimabericht, für den der Rat 2007 mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde, ebenfalls  bodenlose Dampfplauderei war, weil wissenschaftlich gar nicht hinreichend überprüft, wie die obersten Klimawarner selbst einräumen mussten. Und? Wurde der Laden aufgelöst? Oder flog wenigstens jemand raus? Natürlich nicht: Der Rat arbeite nämlich „immer noch sehr streng und wissenschaftlich“, belehrt uns sein Chef Jean-Pascal Ypersele – und kommt damit tatsächlich durch.


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