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06.02.10 / Abitur nicht gleich Abitur / Studien lassen Hamburger unwissend aussehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-10 vom 06. Februar 2010

Abitur nicht gleich Abitur
Studien lassen Hamburger unwissend aussehen

Schon lange klagen Professoren über mangelhaft vorbereitete Abiturienten. Immer mehr Hochschulen führen eigene Zulassungstests ein, um das Können der zukünftigen Studenten festzustellen. Vor kurzem wurde zum ersten Mal die Vergleichbarkeit des Abiturs über verschiedene Bundesländer und Schulen hinweg untersucht.

Ulrich Trautmann und Marko Neumann, zwei Forscher der Universität Tübingen und des Berliner Max-Planck-Institutes für Bildungsforschung, verglichen die Abiturnoten-Vergabe zweier Bundesländer und fanden besonders in Mathematik große Bewertungsunterschiede. Zusammengefasst: Würde eine Universität die Mathe-Kenntnisse ihrer Bewerber unabhängig prüfen, dann müssten 85 Prozent der Studienplätze an die Abiturienten aus dem Süden und nur 15 Prozent an die aus dem Norden vergeben werden.

Das Projekt „Transformation des Sekundarschulsystems und akademische Karrieren“ (Tosca) des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung hat 2002 eine repräsentative Stichprobe von rund 4700 Abiturienten in Baden-Württemberg untersucht, im Rahmen der von der Stadt Hamburg in Auftrag gegebenen Studie „Lernausgangslagen und Lernentwicklung“ (LAU) wurden 2005 rund 5000 Abiturienten, praktisch der gesamte damalige Abschlussjahrgang, getestet.

Die Ergebnisse dieser beiden Studien waren ein Paukenschlag: Obwohl sich die Abiturienten hinsichtlich ihrer familiären Herkunft und ihrer Begabung in beiden Ländern kaum unterschieden, lag der Wissensstand der Abiturienten in Hamburg um ein bis zwei Schuljahre hinter dem in Baden-Württemberg zurück. Schlimmer noch: Mehr als die Hälfte der Hamburger Abiturienten verfehlte das Leistungsniveau, das von Experten eingefordert wird.

Die Botschaft dieser Bildungs-studie ist eindeutig: Während schwarz-grüne Politiker in Hamburg, wie Kritiker der derzeitigen Schulreform witzeln, den Wettbewerb um das schlechteste Schulsystem in Deutschland starten, haben die Baden-Württemberger Schüler schon lange die Nase vorn. In Hamburg gibt es „Schwierigkeiten bei der Qualitätssicherung“, formulieren die Forscher vornehm. Demnach hat auch die Einführung eines Zentralabiturs in der Hansestadt nicht viel genützt; und die geplante Verkürzung des Gymnasiums auf sechs Jahre wird das Niveau weiter absenken.

Eine gute Nachricht gibt es allerdings für die Nordlichter. In dem traditionell anglophilen Hamburg sind die Englischleistungen der Abiturienten fast gleich gut wie bei den Schülern aus dem Süden. In der Leistungsspitze hatten die Hamburger Abiturienten sogar geringe Vorteile: Ein Beleg dafür, dass die Qualität der Schulen nicht nur über die Länder unterschiedlich ausfällt, sondern auch von Fach zu Fach innerhalb eines Bundeslands.

Eine ergänzende Studie aus dem Jahr 2009 zeigt die Konsequenzen der Leistungsunterschiede auf. Für einen ingenieurwissenschaftlichen Studiengang würde die Gruppe der zugelassenen Bewerber zu fast 85 Prozent aus Baden-Württemberger Abiturienten bestehen.  H. E. Bues


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