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06.02.10 / Grenzen überwunden / Schweizer Ausstellung zeigt Henri Rousseau als Pionier der Moderne

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-10 vom 06. Februar 2010

Grenzen überwunden
Schweizer Ausstellung zeigt Henri Rousseau als Pionier der Moderne

Sie sind Hausfrauen, Landwirte, Handwerker, Beamte und Ärzte. Sie malen aus Liebe zur Kunst, haben allerdings nie Kunstunterricht gehabt, und ihre Arbeiten entstehen ohne Kenntnisse von Anatomie und Perspektive. Die Themen sind Familienleben, Darstellungen des Alltags und des Berufs, biblische Szenen. Mensch, Tier und Pflanze, Stadt und Land sind die Motive. Die künstlerischen Stile gleichen sich. Sie zählen sich zu den „naiven Künstlern“ und beziehen sich auf Henri Rousseau, den Zöllner. Ob der Franzose tatsächlich in diese Kategorie einzuordnen ist, dieser Frage geht im 100. Todesjahr des Künstlers eine Ausstellung der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel nach. Etwa um 1900 wurde die Kunst der Laien in Paris zuerst von modernen Künstlern entdeckt. Heute weiß man, dass Henri Rousseau (1844–1910) mit seiner Malerei Grenzen überwunden und neues Terrain betreten hat. Er, der keine Kunstschule besucht hatte und zunächst nur in seiner Freizeit Bilder malte, die außerhalb der akademischen Tradition lagen, schaffte den Durchbruch in den Pariser Salons erst spät. Dichter wie Apollinaire und Künstler wie Picasso, Léger und Delaunay erkannten als erste seine herausragende Begabung. Die Baseler Ausstellung mit rund 40 seiner Meisterwerke zeigt die Bedeutung des Pioniers der klassischen Moderne. Neben Porträts und poetischen Bildern französischer Stadtlandschaften sind es vor allem die Dschungelbilder, die faszinieren. Auch wenn Rousseau nie einen Urwald gesehen hat (er malte im zoologischen Garten, auch diente ihm  ein Tierbilderbuch als willkommene Vorlage), so hat er sich den Dschungel und seine Bewohner in seiner Malerei erschaffen. Philipp Büttner, Kurator der Fondation Beyeler, sieht in Rousseau alles andere als einen naiven Künstler: „Rousseau negierte die Fläche nicht, er gestaltete sie. Er malte die Dinge nicht ab, sondern ließ sie auf seinen Leinwänden neu entstehen...Keiner gestaltete den Raum so bedingungslos wie Rousseau. Das ist sein Verdienst, und das hat rein gar nichts mit Naivität zu tun.“             os

Die Ausstellung im Beyeler Museum, Baselstraße 101, Riehen / Schweiz, ist vom 7. Februar bis 9. Mai täglich von 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr geöffnet.

Foto: Henri Rousseau: Urwaldlandschaft mit untergehender Sonne (Öl, um 1910)      Bild: Kunstmuseum Basel


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