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06.02.10 / Motoren für Luft-, Land- und Wasserfahrzeuge / Vor 50 Jahren starb der Konstrukteur und Unternehmer Karl Maybach – Zeppelin und Daimler prägen sein Leben und Werk

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-10 vom 06. Februar 2010

Motoren für Luft-, Land- und Wasserfahrzeuge
Vor 50 Jahren starb der Konstrukteur und Unternehmer Karl Maybach – Zeppelin und Daimler prägen sein Leben und Werk

Karl Maybach war der älteste Sohn Wilhelm Maybachs und trat in mancherlei Hinsicht in dessen Fußstapfen. Wie sein Vater machte auch er sich als Konstrukteur und Unternehmer um den Motoren- und Automobilbau verdient. Konstruierte sein Vater den ersten schnelllaufenden Benzinmotor für Fahrzeuge aller Art, so schuf er den ersten raschlaufenden Dieselmotor. Und wie bei seinem Vater zieht sich auch durch sein Leben die Zusammenarbeit mit Daimler beziehungsweise Daimler-Benz. Schon bald nach dem Erwerb des Maschinenbaudiploms fand er wie sein Vater zu Daimler und wurde dessen Mitarbeiter. 1907 wechselte er allerdings nach Frankreich, in dessen Hauptstadt er einen Kraftwagen mit brandsicherem Vergaser konstruierte.

Eine ähnlich große Bedeutung wie Daimler hat Zeppelin für Maybachs Leben und Wirken. Als Ferdinand Graf von Zeppelin nach der Katastrophe von „LZ 4“ am 5. August 1908 den Mangel an leichten, leistungsstarken Motoren für seine Luftschiffe beklagte, konstruierte Maybach einen Motor mit einem sehr viel günstigeren Leistungsgewicht, unter drei Kilogramm pro PS statt fünf. Zur Herstellung dieses Motors gründeten sein Vater und Zeppelin 1909 die Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH. Technischer Direktor wurde Karl Maybach.

Maybachs Spezialhöhenmotor fand jedoch nicht nur beim Luftschiff-, sondern auch beim Flugzeugbau Verwendung. Im Ersten Weltkrieg gelang Maybach mit dem überverdichtenden Flugmotor MB IV a eine wichtige Innovation.

Als Folge des Versailler Vertrages lag in Deutschland nach dem Krieg die Luftfahrt erst einmal darnieder und Maybach wandte sich dem Dieselmotor zu. Nach Luftschiffen und Flugzeugen waren es nun Schienenfahrzeuge und Schiffe, in denen Maybachs Motoren Verwendung fanden. So wurde auch der „Fliegende Holländer“ von Maybach-Motoren angetrieben. Berühmt wurde Maybach in der Zwi­schen­kriegszeit auch für seinen gleichnamigen Personenwagen, der außer durch seinen Motor auch dadurch zu überzeugen wusste, dass er als erstes deutsches Auto eine ausgeglichene und betriebsfähige Vierradbremse besaß. Nachdem sich der Luftschiffbau in Deutschland berappelt hatte, baute Maybach für die Transatlantikroute dann auch wieder Luftschiffmotoren, doch gewann diese Sparte im Unternehmen nicht wieder ihr altes Gewicht. Diesem durch das Versailler Diktat erzwungenen Trend weg von Luft-, hin zu Land- und Seefahrzeugen trug das Unternehmen bereits 1918 mit der Umbenennung in „Maybach-Motorenbau GmbH“ Rechnung.

Nach der nationalsozia­lis­ti­schen „Macht­er­greifung“ kamen dann verstärkt Rüstungsaufträge hinzu. So trieben Maybach-Motoren Panzer und Zugmaschinen ebenso an wie U-Boote. Die Erfahrungen im Panzermotorenbau machten Maybach dann nach dem Weltkrieg für die Franzosen interessant. Das vor dem Ersten Weltkriege ganz bewusst beim damaligen Hauptkunden Zeppelin in Fried­richshafen errichtete Werk war nach dem Zweiten Weltkrieg zwar durch Bomben und Demontage verloren. Doch hatte Maybach die Möglichkeit, zumindest einen Kern des Mitarbeiterstammes über die Nachkriegszeit zu retten. Mit ihm ging er nach Frankreich, das er ja bereits aus den Anfängen seiner Berufstätigkeit kannte, um für die französische Armee Panzermotoren zu entwickeln.

Schließlich durfte er dann auch in Friedrichshafen wieder den Motorenbau aufnehmen. 1950 lief die Produktion von Dieselmotoren wieder an. Wie nach dem Ersten Weltkrieg fing es mit Motoren für zivile Fahrzeuge wie Polizei- und Zollboote, Fährschiffe, Diesellokomotiven und Triebwagen an. Nach Deutschlands Remilitarisierung kamen dann Schiffsmotoren für Einheiten der Bundesmarine hinzu.

1952 zog sich Maybach, mittlerweile weit über 70, aus seinem Unternehmen zurück. Vorher hatte er es an Daimler-Benz angebunden, den Nachfolger des Unternehmens, für das er zu Beginn seiner Berufslaufbahn gearbeitet hatte. 1960 starb Maybach bei einem Verwandtenbesuch in Friedrichshafen, seiner wichtigsten Wirkungsstätte.

Im selben Jahr übernahm Daimler-Benz sein Unternehmen und integrierte es so weit in seinen Konzern, dass es „Maybach-Motorenbau“ mittlerweile nicht mehr gibt. Daimler ließ den Namen „Maybach“ jedoch insofern wieder aufleben, als es seit 2002 seine nobelsten Karossen unter diesem Markennamen verkauft und damit an die große Pkw-Bau-Tradition von Maybach-Maschinenbau aus der Zwischenkriegszeit anknüpft.           Manuel Ruoff


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