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13.02.10 / Hat das Fass einen Boden? / Trotz Hilfe aus Berlin: Athens Sparziele sind kaum erreichbar

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-10 vom 13. Februar 2010

Hat das Fass einen Boden?
Trotz Hilfe aus Berlin: Athens Sparziele sind kaum erreichbar

Die Behauptung des griechischen Finanzministers Giorgos Papakonstantinou, der Euro-Raum habe die Pflicht, Griechenland zu helfen, indem er durch die Ausgabe einer gemeinsamen Staatsanleihe aller Euro-Staaten für Griechenlands Schulden geradestehe, stieß im hohen Norden auf Empörung. Finnlands Finanzminister Jyrki Katainen ist ob dieser Einlassungen regelrecht explodiert. In einer für das internationale Parkett  ungewöhnlichen Schärfe wies er die Forderung zurück. Er schließe „kategorisch aus, dass die Länder der Euro-Zone Griechenland helfen“, so der Finne gegenüber der „Welt“. Athen habe seine Partner „vorsätzlich über Jahre hinweg hintergangen und getäuscht“, er sei „enttäuscht und verärgert, was das Land dem Rest Europas angetan“ habe.

Kurz nach der Attacke aus Helsinki platzte indes die Nachricht herein, die alles änderte: Deutschland werde den Griechen helfen, am liebsten im Verein mit der EU, notfalls aber auch allein, hieß es aus Berlin. Voraussetzung bleibe jedoch die Einhaltung harter Sparmaßnahmen, vor allem die Rückführung der Neuverschuldung: Von 12,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im vergangenen Jahr soll Athen sein Defizit 2010 auf 8,7 reduzieren. Jene vier Prozentpunkte entsprächen auf deutsche Größenordnungen umgerechnet etwa 100 Milliarden Euro. Die von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) angestrebten Sparziele ab 2011 umfassen nur einen Bruchteil dieser Summe. Es stellt sich die Frage, ob die griechische Regierung die Kraft für solche Einschnitte aufbringen wird. Bis Ende 2012 soll Griechenland seine Neuverschuldung dann auf die im Stabilitätspakt festgelegte Obergrenze von drei Prozent des BIP herunterfahren. Wiederum auf deutsche Dimensionen hochgerechnet entspräche dies Gesamteinsparungen von knapp 250 Milliarden Euro.

Kein Wunder also, dass die Stimmen nicht verstummen, welche die angestebte Haushaltssanierung der Hellenen in diesem Umfang für unrealistisch halten.

Athen hat derweil einen neuen Schuldigen für seine Misere ausgemacht: Internationale Spekulanten redeten das Land schlecht und sorgten somit dafür, dass die Griechen für ihre Staatsverschuldung immer höhere Zinsen zahlen müssten. Die Mehrheit der Experten weist derlei als Ausflüchte zurück. Die „Spekulanten“ reagierten nur darauf, was sie sähen: die von den Griechen selbst verursachte Misere.

Eine Minderheit von Fachleuten gibt Athen zumindest insofern Recht, als sie die Mutmaßungen über einen griechischen Staatsbankrott als übertrieben abtut. Die Analysen, die solchen Bewertungen zugrunde liegen, weisen jedoch einen entscheidenden Schwachpunkt auf. Sie beziffern allein die (theoretisch in der Tat handhabbare) Staatsverschuldung, ignorieren aber deren tiefere Ursachen: ein von Korruption und Vetternwirtschaft zerfressenes Land, dessen Volk sich an die Früchte einer von Europa geliehenen Stabilität gewöhnt hat. Dieses Manko abzustreifen wird die eigentliche Herausforderung darstellen.                    Hans Heckel


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