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13.02.10 / Patienten: Zur Kasse bitte!

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-10 vom 13. Februar 2010

Patienten: Zur Kasse bitte!
von Hinrich E. Bues

Der normale Patient macht derzeit eine einfache Beobachtung: Die Kassenbeiträge steigen, die Leistungen sinken. Viele Medikamente muss der Kranke inzwischen selbst bezahlen; Praxisgebühren werden fällig und jetzt höhere Zusatzbeiträge bei vielen Krankenkassen.

Immer mehr Geld im Gesundheitssystem scheint aber keinesfalls für mehr Gesundheit zu sorgen. Die Reformen der letzten Jahre haben wenig gebracht. Der bayrische Gesundheitsminister Markus Söder kritisierte unlängst das „Gewurstel der letzten Jahre“, an dem nicht nur Ulla Schmidt (SPD), sondern auch Söders eigener Parteichef Horst Seehofer maßgeblich beteiligt war.

Nun will die FDP einen neuen Anlauf wagen. Doch bevor der neue Bundesgesundheitsminister Philip Rösler (FDP) überhaupt eine Reform begonnen hat, werfen ihm die Christsozialen aus Bayern Steine in den Weg. „Tagträumerei“ nennt CSU-Generalsekretär Dobrindt die liberalen Pläne zur geplanten Gesundheitsprämie. Laut und vernehmlich krachte es in der Talkshow „Maybrit Illner“ im ZDF zwischen Söder und Daniel Bahr (FDP), dem zuständigen Staatssekretär im Gesundheitsministerium. Söder betonte, er stehe den Reformvorstellungen „grundlegend skeptisch“ gegenüber. Wenn das so sei, konterte Bahr, dann müsse man eben auch andere Punkte des Koaltionsvertrages „noch mal neu diskutieren“. Eine Kampfansage der beiden Koalitionäre vor einem Millionenpublikum.

Das hinterlässt nicht nur einen verheerenden Eindruck von der schwarz-gelben Koalition, sondern die Gesundheit der Patienten bleibt wohl zunehmend auf der Strecke. Die Leistungen werden schlechter und die Patienten zahlen mehr. Die Lobbyverbände der Pharmaindustrie, Ärzte und Krankenhausbetreiber sind mächtig. Insbesondere die Krankenkassen haben riesige Verwaltungen aufgebaut. Eine „Komplett-Sanierung“ des Gesundheitssystems, wie sie der Mediziner, Journalist und Autor Werner Bartens fordert, liegt in weiter Ferne.

Eins ist sicher: Die Reform wird für alle schmerzlich sein, wenn das Gesundheitssystem finanzierbar bleiben soll. Von der Vollkasko-Mentalität wird der Bürger Abschied nehmen müssen. Das Gleichgewicht zwischen solidarischen und subsidiären Leistungen muss neu austariert werden. Einfacher gesagt: Jeder wird sich wohl in Zukunft genau überlegen müssen, für welche gesundheitlichen Risiken er eine solidarische Versicherung wirklich braucht und welche Gesundheitsdienste er selbst bezahlen kann und will.

Ein erster Schritt dafür wäre, dass jeder Patient eine Kostenaufstellung erhält, sodass jeder Kranke genau weiß, wie viel Geld eine bestimmte Behandlung tatsächlich kostet oder gekostet hat.

Foto: Und die Ausgaben steigen weiter: Bereits 2006 investierte Deutschland 10,6 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes in die Gesundheit seiner Bürger. Doch je älter die Menschen werden, desto höher die Ausgaben in diesem Bereich, so dass sich die Frage stellt, wie viel Gesundheit sich Deutschland in Zukunft noch leisten kann und will. Bild: pa


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