23.04.2024

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13.02.10 / Zwiegespalten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-10 vom 13. Februar 2010

Zwiegespalten
von Rebecca Bellano

Zwei Herzen schlagen bezüglich des Mindestlohn in der Brust der Konservativen. Einerseits passen unfaire Löhne nicht in das christliche Menschenbild. Andererseits spricht die wirtschaftliche Vernunft gegen einen einheitlichen Mindestlohn, wie ihn Gewerkschaften fordern.

Die nun anstehende Hartz-IV-Reform lässt zumindest branchenbezogene Mindestlöhne sinnvoll erscheinen, da Arbeit sich auch für den Arbeitnehmer lohnen soll und daher über den staatlichen Sozialleistungen liegen muss. Doch die Forderungen der Gewerkschaften liegen über dem, was sich mehrere Hunderttausend Arbeitgeber leisten können und eben nicht nur leisten wollen. Allerdings ist es nicht nachvollziehbar, dass der Gesetzgeber bestimmte Formen der Ausbeutung zulässt. Wenn Zimmermädchen auf einen Stundenlohn von 2,80 Euro kommen oder Schlecker-Verkäuferinnen angeblich auf 6,78 Euro in der Stunde, muss der Staat dem einen Riegel vorschieben. Ob sich das Ergebnis dann Mindestlohn nennt oder irgendwie anders gesetzlich reguliert wird, ist den betroffenen Arbeitnehmern egal.

Allerdings sollten auch die Konsumenten nicht überrascht sein, wenn sie aus den Medien erfahren, dass Textilketten, die T-Shirts für 1,99 Euro anbieten, ihre Mitarbeiter ausbeuten. Hier bedarf es keiner großen Rechenkünste, um zu erahnen, dass nicht viel für Verkäufer oder gar asiatische Näherin übrigbleibt. In diesem Fall die Käufer jedoch zum moralisch motivierten Boykott aufzurufen ist naiv, da jene häufig auch der Gruppe der Niedriglöhner angehören.


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