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13.02.10 / Nicht vergleichbar / Keine Sühne für den Deutsch-Französischen Krieg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-10 vom 13. Februar 2010

Nicht vergleichbar
Keine Sühne für den Deutsch-Französischen Krieg

Manchen genügt nicht die Behauptung, zweimal hätten die Franzosen durch Deutsche in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts leiden müssen. Sie setzen eins drauf und schließen den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 in die deutschen „Überfälle“ ein.

Da dient es der Aufklärung, dass für alle, die die Schuldbekenntnisse nachprüfen wollen, ein von deutschen und österreichischen Historikern geschriebenes Handbuch „Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 – Vorgeschichte, Verlauf, Folgen“ erschienen ist, das in leicht lesbarer Form die wichtigen Aspekte dieser militärischen Auseinandersetzung darstellt, in dessen Folge es dann den Deutschen gelang, ein lang ersehntes Ziel zu erreichen: einen eigenen Nationalstaat, wie er sich in jenen Jahrzehnten in fast allen Teilen Europas durchgesetzt hatte.

Der längste Aufsatz befasst sich mit den politischen und militärischen Ereignissen und mit den Ursachen, die zum Konflikt führten. Hier könnten die deutschen Schuldspezialisten erfahren, dass diesmal die Deutschen wirklich nicht die Bösewichte waren. Als der Kaiser der Franzosen, Napoleon III. den Krieg erklärte, hatte er gedacht, es allein mit Preußen zu tun zu bekommen. Aber die deutschen Fürsten, auch unter dem Druck der Volksmeinung, hatten die Zeichen der Zeit begriffen und sich zusammengetan. Das militärische Genie, der Chef des preußischen Generalstabes Helmuth von Moltke, zusammen mit dem Todesmut der Soldaten, brachte den Deutschen den Sieg. Nicht zu vergessen ist, dass schon damals in Deutschland nach der „Auftragstaktik“ ausgebildet wurde, das heißt den Soldaten wurde nur das Ziel vorgegeben, doch überließ man es den jeweiligen Vorgesetzten, den Weg, der dorthin führte, selbst zu bestimmen. Von wegen Untertanengesinnung oder Kadavergehorsam! Das gegenteilige Prinzip beherrschte die deutsche Armee und brachte ihr den Sieg. Das politische Ergebnis war die Kaiserproklamation am 18. Januar 1871 im eroberten Schloss von Versailles. Als dann einige Monate später die republikanische Regierung nach Absetzung des französischen Kaisers kapitulierte, musste Frankreich vier Millionen Francs Reparationen zahlen. Vorwiegend aus militärischen Gründen wurden Elsass und Lothringen dem neu entstandenen Reich angeschlossen.

Das alles sowie die Veränderungen, die der Krieg in Wirtschaft und Gesellschaft bewirkte, werden in dem Buch knapp und einleuchtend geschildert, aber auch die teils neuen Waffen und die neue Taktik, die sie bewirkten. Ein Kapitel befasst sich mit dem damaligen Stand des Völkerrechts, ein anderes mit der Wirkung der Ereignisse auf die Studenten, die damals mehrheitlich Korporierte waren. Und auch die Mini-Marine der deutschen Staaten wird nicht vergessen.

Ein erfreuliches Buch, das jedem historisch interessierten Leser ans Herz gelegt sei. H.-J. von Leesen

Jan Ganschow, Olaf Haselhorst, Maik Ohnezeit (Herausgeber): „Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 – Vorgeschichte, Verlauf, Folgen“, Ares, Graz 2009, geb., 472 Seiten, 29,90 Euro


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