19.04.2024

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20.02.10 / Enttäuschend kitschig

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-10 vom 20. Februar 2010

Enttäuschend kitschig
von Harald Fourier

Die gute Nachricht zuerst: Die deutsche Filmindustrie entwickelt sich allem Krisengerede zum Trotz recht gut. 2009 wurden in Deutschland 513 Filme uraufgeführt. Davon stammten 216 aus heimischer Produktion, 159 aus den USA, 92 aus weiteren EU-Staaten und 46 aus dem Rest der Welt.

Trotzdem ist auf der Berlinale mal wieder wenig zu holen für die Deutschen. Und damit sind gar nicht so sehr die Bären gemeint, die an diesem Wochenende von der politisch überkorrekten Jury verliehen werden. Deren oft absurdes Urteil ist sowieso meist schnell vergessen. Nein, auch für das normale Publikum ist kein Kassenschlager in Sicht,  jedenfalls nicht bei den deutschen Filmen im Wettbewerb.

Zwar haben die Deutschen auch außer Komödien einige gute Streifen produziert.  Aber bei den politisch-sozialen Filmen –  und die Berlinale versteht sich als „politisches Filmfestival“ – sind die Deutschen in diesem Jahr mal wieder enttäuschend kitschig. Nehmen wir nur mal die spannenden Krimis, neuerdings auch Thriller genannt. Solche Filme gibt es im deutschen Kino nicht, und der Grund heißt: „Tatort“. Es lohnt sich für Kinoproduzenten nicht, aufwendige Werke zu drehen, wenn jeden Sonntagabend ein vergleichsweise hochwertiger Krimi im Fernsehen ausgestrahlt wird. Die meisten „Tatorte“ sind gut, aber sie erreichen, weil sie „nur“ Fernsehfilme sind, kein Kinoniveau.

Dagegen punktet Roman Polanski bei der Berlinale mit seinem Polit-Thriller „Ghostwriter“, bei dem es um einen britischen Premierminister, der stark an Tony Blair erinnert, und ein Geflecht aus Geheimdienstaktivitäten geht. Die Amerikaner schicken mit „Shutter Island“ einen weiteren Krimi mit Starbesetzung ins Rennen.

Und was setzen die Deutschen gegen diesen Film? Sie haben eine Art Bonnie-und-Clyde-Geschichte über einen Marathon laufenden Bankräuber („Der Räuber“) und die erwartungsgemäße NS-Vergangenheits­bewältigung im Programm: ein Epos über Ferdinand Marian, der in dem NS-Propagandafilm „Jud Süß“ die Hauptrolle  übernahm und damit seine Karriere zerstörte. Ach ja, und dann ist da noch „Shahada“, ein deutscher Multikulti-Film, der in Berlin spielt und von drei Muslimen handelt. Zu befürchten steht, dass sich von solchen Produktionen vielleicht die Jury begeistern lässt, die einen Bären als Trostpreis serviert. Aber das Geschäft an den Kinokassen – das machen dann doch wieder die Amerikaner.


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