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20.02.10 / Sürücü-Straße gefordert / Fünf Jahre nach ihrem Tod soll »Ehrenmord«-Opfer geehrt werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-10 vom 20. Februar 2010

Sürücü-Straße gefordert
Fünf Jahre nach ihrem Tod soll »Ehrenmord«-Opfer geehrt werden

Im Randbereich der beiden Berliner Bezirke Tempelhof und Neukölln verläuft die Oberlandstraße – ein kaum bevorzugtes Wohnquartier. An einer Bushaltestelle dieser Straße versammelten sich am vergangenen Sonntag rund 100 Politiker, Prominente und „normale“ Bürger, um der dort vor fünf Jahren ermordeten Kurdin Hatun Sürücü zu gedenken.

Mit drei Schüssen in den Kopf hatte sie ihr eigener Bruder niedergestreckt. Die 23-Jährige weigerte sich, ein Kopftuch zu tragen, und wollte ihrer eigenen Wege gehen. Das war das Todesurteil für die junge Frau.

Mittlerweile erinnert eine Gedenktafel an die Mordtat. Dort niedergelegte Blumen verschwinden indes meist über Nacht. Unter gewissen Bewohnern der kurdisch-türkisch dominierten Nachbarschaft stößt die Ermordete offenbar noch immer auf harsche Ablehnung.

Auch René Stadtkewitz, durch Austritt mittlerweile parteiloses Mitglied der CDU-Landtagsfraktion, legte Blumen nieder. Er schloss sich bei dieser Gelegenheit der neuerdings erhobenen Forderung nach der Benennung einer Straße nach Sürücü an.

Das Bundeskriminalamt geht von 70 „Ehrenmorden“ pro Jahr in Deutschland aus. Nach Einschätzung von Experten werden in der Türkei jährlich etwa 200 solche Verbrechen begangen. Weltweit dürften es demnach an die 5000 sein. Türkische Medien bezichtigen indes das Ausland, vorschnell von Ehrenmorden zu sprechen, wo auch andere Ursachen in Betracht kämen. So wie unlängst im Falle einer ermordeten 16-Jährigen in Ostanatolien (siehe Seite 6).

„Ehrenmord“ war auch ein Thema der diesjährigen Berlinale. Sibel Kekilli – zunächst durch Pornofilme bekannt gewordene türkische Schauspielerin mit deutschem Pass – spielt in „Die Fremde“ die Hauptrolle. In dem Streifen wurde das Entstehen und der Ablauf eines solchen Verbrechens nachgezeichnet. Der Film wird auch außerhalb der Berlinale zu sehen sein, er kommt am 11. März bundesweit in die Kinos.

Sürücüs Bruder Ayhan verbüßt seine neunjährige Freiheitsstrafe in der Jugendstrafanstalt Berlin-Plötzensee. Er genießt Berichten zufolge höchstes Ansehen bei einem Teil seiner Mithäftlinge. Die beiden anderen Brüder Alpaslan (24) und Mutlu (26) – mutmaßliche Mittäter – sind in Istanbul untergetaucht, seit ihre Freisprüche vom Bundesgerichtshof aufgehoben wurden.             Hans Lody


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