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20.02.10 / System vor dem Kollaps? / Überalterung gefährdet gesetzliche wie private Kassen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-10 vom 20. Februar 2010

System vor dem Kollaps?
Überalterung gefährdet gesetzliche wie private Kassen

Mit Sachpreisen und Rabatten versuchen jene gesetzlichen Krankenkassen, die Zusatzbeiträge erheben müssen, ihren Mitgliedern diesen bitteren Umstand zu versüßen. Wer den Jahres-Zusatzbeitrag in einer Summe abbuchen lässt beziehungsweise überweist, kann sich über Nachlässe von fünf Prozent der Gesamtsumme „freuen“.

Währenddessen freuen sich die Sozialdemokraten erstmals darüber, derzeit nicht das Amt des Gesundheitsministers zu besetzen, da sie so mit den steigenden Kosten weniger in Verbindung gebracht werden. „Diese Zusatzbeiträge sind ein bitterer Vorgeschmack auf die von Schwarz-Gelb geplante Kopfpauschale: Höhere Einkommen und niedrigere Einkommen zahlen denselben Betrag“, warnt SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier bereits und verschweigt, dass die Zusatzbeiträge eine Folge der Gesundheitspolitik sind, die seine Parteikollegin Ulla Schmidt acht Jahre lang betrieben hat.

Mit einer gewissen Schadenfreude nehmen derzeit die seit Jahren geschröpften Mitglieder der gesetzlichen Kasse zur Kenntnis, dass auch die oft beneideten Mitglieder von privaten Krankenkassen mehr zahlen müssen. Und zwar ziemlich drastisch. Preissteigerungen von 20 bis 30 Prozent müssen die Privatversicherten verkraften, ohne auf mehr Leistungen hoffen zu können. Diese ist auch schon seit einiger Zeit nicht mehr das, was ihnen den Neid der gesetzlich Versicherten einbrachte.

Bereits seit Jahren überlegen sich die rund 50 privaten Krankenkassen ganz genau, welche Kosten sie übernehmen und welche nicht. Der demographische Wandel hat auch sie erreicht. So stiegen in den Jahren 1997 bis 2008 ihre Ausgaben um 49 Prozent. Die gesetzlichen Krankenkassen hatten in dem selben Zeitraum Ausgabensteigerungen in Höhe von „nur“ 31 Prozent. Das führt zu Kürzungen bei den Leistungen und Beitragserhöhungen, was wiederum die Attraktivität des Wechsels für gesetzlich Versicherte in die private Versicherung mindert. Doch die benötigt dringend Nachwuchs, um die steigenden Kosten ihrer älter werdenden Versicherten zu schultern.

Hatten die privaten Krankenversicherer sich nach Jahren der Angriffe von Ulla Schmidt von der neuen schwarz-gelben Regierung  eine Stärkung ihres Geschäftsmodells erhofft, müssen sie erkennen, dass das Gegenteil der Fall zu sein scheint. Denn sollte es zur Einführung der Gesundheitsprämie kommen, droht der benötigte Nachwuchs auszubleiben: Bei einer Kopfpauschale von 200 bis 300 Euro ist die gesetzliche Kasse für gutverdienende Singles günstiger als die private, deren Leistungen sich auch immer mehr denen der gesetzlichen Kassen anzugleichen drohen.

Experten weisen immer wieder darauf hin, dass eine völlige Überarbeitung des Gesundheitswesens nötig sei. Doch die Politik scheut sich, die damit verbundene schmerzliche Wahrheit auszusprechen: Es wird entweder deutlich teurer oder die Leistungen müssen eingeschränkt werden.            Rebecca Bellano


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