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27.02.10 / Vom Saulus zum Paulus / Pakistan: Festnahme hoher Taliban-Funktionäre geglückt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-10 vom 27. Februar 2010

Vom Saulus zum Paulus
Pakistan: Festnahme hoher Taliban-Funktionäre geglückt

Pakistanischen und US-Geheimdienstmitarbeitern sind in den vergangenen Wochen ein paar dicke Fische ins Netz gegangen. Mitte Februar fassten sie in der pakistanischen Hafenstadt Karachi Mullah Baradar. Der Militärchef der radikalen Islamisten gilt als Nummer zwei nach Taliban-Anführer Mullah Omar sowie als Vertrauter von Al-Kaida-Chef Osama Bin Laden.

Wenige Tage später wurde die Ergreifung zweier weiterer ranghoher Taliban-Funktionäre bekannt. Es handelte sich dabei um die Schatten-Gouverneure der nordafghanischen Provinzen Kundus und Baghlan: Mullah Abdul Salam und Mullah Mohammed. Salam ist für mehrere Angriffe auf die Bundeswehr in Nordafghanistan verantwortlich und steht ganz oben auf der Fahndungsliste der internationalen Schutztruppe Isaf. Robin Gibbs, Sprecher des Weißen Hauses, wertete die Festnahmen als „großen Erfolg für unsere gemeinsamen Anstrengungen in der Region“. US-Außenministerin Hillary Clinton pflichtete ihm bei und sagte, endlich hätten die Pakistaner die Taliban als eine Gefahr für ihr Land erkannt.

Vertreter der pakistanischen Regierung und Armee zeigten sich darauf verstimmt. „Das ist schon eine sehr verwunderliche Bewertung unserer Politik. Wer derlei behauptet, ignoriert unsere Bemühungen in den vergangenen zwölf Monaten“, bemerkte ein hochrangiger General.

Im Frühjahr und im Herbst 2009 startete Pakistan zwei erfolgreiche Militäroffensiven gegen die Taliban. Nach Angaben des Militärs sind rund 150000 pakistanische Soldaten im inländischen Anti-Terror-Krieg eingesetzt – fünfmal so viel wie die internationalen Alliierten derzeit für die Isaf-Schutztruppe in Afghanistan bereitstellen. Täglich kommen Soldaten bei Schusswechseln und Bombenexplosionen ums Leben und auch die Zivilbevölkerung beklagt Hunderte von Opfern. Die Regierung in Islamabad wirft dem Westen vor, diese Leistungen bislang nur ungenügend gewürdigt und ihr als Verbündeter misstraut zu haben.

Dabei verschweigt Pakistan, wie es nach den Anschlägen vom 11. September 2001 und der US-Invasion in Afghanistan zahlreichen Extremisten Unterschlupf gewährte, um bei einem erneuten Machtaufstieg der Taliban Einfluss auszuüben. Spekulationen, Bin Laden und Mullah Omar hielten sich bis heute im Land auf, weist die Regierung entschieden zurück. Pakistan will bei der Gestaltung der politischen Zukunft Afghanistans mitreden. Dazu könnte es eine Schlüsselrolle als Vermittler zwischen den USA und ihren Nato-Verbündeten einerseits und der Taliban andererseits einnehmen. Radikale Taliban-Vertreter seien jedoch nicht dazu eingeladen, wie es aus Regierungskreisen hieß: „Wir gehen davon aus, dass es bald Gespräche mit den Taliban geben wird. Da müssen wir verhindern, dass bestimmte Leute als Verhandlungspartner am Tisch sitzen.“             Sophia E. Gerber


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