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27.02.10 / Hacker statt Bomben / Experten warnen vor Terroranschlag über den Computer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-10 vom 27. Februar 2010

Hacker statt Bomben
Experten warnen vor Terroranschlag über den Computer

Der nächste Weltkrieg könnte eine Cyberspace-Schlacht sein. Niemand scheint gegen solche Attacken gefeit und das ist eine Katastrophe!“ So lautet die Überzeugung des Chefs der UN-Telekommunikationsagentur, Hamadoun Toure. Der Experte warnte während der kürzlich in Genf zu Ende gegangenen ITU-Telecom World-Ausstellung eindringlich vor den Gefahren einer mehr und mehr kritischen technologischen Abhängigkeit von Kommerz, Finanzsektor, Notdiensten, Gesundheits-, Energie- und Nahrungsmittelversorgung durch die Vernetzung von Computern, das Internet und den militärischen sowie politischen Missbrauch der immer vielfältigeren virtuellen Möglichkeiten.

Je mehr das Internet mit dem täglichen Leben vernetzt wird, desto mehr haben, so Toure, Hackerattacken und kriminelle Handlungen zugenommen. Mit „Phishing-Werkzeugen“ würden Passwörter erschlichen und Sicherheitsnetzwerke unterwandert. Die USA stellen aus diesem Grund, assistierte US-Heimatschutzministerin Janet Napolitano, gegenwärtig rund 1000 zusätzliche Experten zur Verteidigung ein. Vietnams Regierung beschloss zeitgleich, in den kommenden Jahren, rund 42 Millionen Dollar in die Sicherheit seiner Computernetze zu investieren. Grund dafür war ein Anstieg der Angriffe von 450 im Jahr 2008 auf 1050 ein Jahr später. Dabei wurden 47000 verschiedene Virentypen lanciert, 30 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Bundesrepublik steht vor ähnlichen Herausforderungen. Sowohl ihre politischen als auch ihre militärischen Institutionen waren bereits Attacken ausgesetzt, ganz zu schweigen von ökonomisch motivierten Zugriffen auf die Industrie.

Dave DeWalt, Präsident der Viren-Abwehr-Firma McAfee im kalifornischen Santa Clara, etwa weist immer wieder darauf hin, dass China, Frankreich, Israel, Russland und die Vereinigten Staaten an vorderster Front sogenannte „Cyber-Systeme“ entwickelt haben. „Die Waffe der Zukunft“, so der Manager, „ist nicht nuklear, sondern virtuell. Der Cyber-Krieg ist längst Realität.“ So wurden Internetseiten des chinesischen Verteidigungsministeriums in nur drei Monaten Millionen Mal von Hackern attackiert, allein in einem Monat nach Aussagen von Ji Guilin, dem Verantwortlichen für solche Webseiten, mehr als 2,3 Millionen Mal.

Nach dem jüngsten McAfee-Report sind Raffinerien, zentrale Einrichtungen der Trinkwasserversorgung und Kraftwerke die Hauptziele solcher Attacken. Die Spionage soll es ermöglichen, einen potenziellen Kriegsgegner schon vor Kriegsbeginn mit seiner Infrastruktur so lahmzulegen, dass er klein beigeben muss. Dazu gehören auch Attacken auf Computer der Flugsicherheit und Stromnetze. Und: Die Zugriffe erfolgen immer raffinierter. Craig Mundie von Microsoft hält nur zehn Nationen für fähig, solche „sophisticated attacks“ auszuführen und zudem so zu verschleiern, dass sie aus vielen anderen Ländern zu kommen scheinen. Ganz verheerend, darüber sind sich die Experten einig, wäre es, wenn Terroristen anstatt mit Bomben zu drohen, Hacker einsetzten, so Flugzeuge fehlleiteten, Stromnetze und Pipelines lahm legten oder Tanker auf Sandbänke krachen lassen würden.

Wie real die Gefahren bereits sind, zeigt sich derzeit mit der Aufdeckung einer Hackerattacke mit Zentrum in Deutschland: Innerhalb von 18 Monaten wur-den rund 47000 Computer in 196 Ländern geknackt. Joachim Feyerabend


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