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27.02.10 / Dialog der Interpreten / Historische Fotografie und Filmkunst treffen in einer Berliner Austellung auf zeitgenössische Fotoarbeiten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-10 vom 27. Februar 2010

Dialog der Interpreten
Historische Fotografie und Filmkunst treffen in einer Berliner Austellung auf zeitgenössische Fotoarbeiten

In einer Zeit, in der – nicht nur wirtschaftlich – die Orientierungsmaßstäbe zu einem großen Teil verlorengegangen sind, schien mir eine Rückbesinnung auf die Kraft der minimalistischen Fotografie mit ihrer Konzentration auf das Wesentliche ein mentaler Anker zu sein“ sagte Jens Ehrhardt, Vorstandsvorsitzender und Gründer der Alfred-Ehrhardt-Stiftung. Die Stiftung, die im Dezember von Köln nach Berlin gezogen ist, widmet sich der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Nachlasses von Alfred Ehrhardt (1901–1984). Der im thüringischen Triptis geborene Fotograf und Kulturfilmer gilt als einer der herausragenden Vertreter der Neuen Sachlichkeit.

Christiane Stahl, Leiterin der Alfred-Ehrhardt-Stiftung, sieht in der Gegenüberstellung von zeitgenössischen Fotografen und Fotografinnen, die sich mit dem Begriff der „Natur“ und den „Konstruktionen des Natürlichen“ auseinandersetzen, und historischer Fotografie und Filmkunst von Alfred Ehrhardt den besonderen dialogischen Ansatz der Ausstellungstätigkeit in Berlin.

Zur Zeit sind die Serie „Paradise Now“ von Peter Bialobrzeski und Fotografien und Filme zum Themenkomplex der „Naturdinge“ von Alfred Ehrhardt zu sehen.

In „Paradise Now“ thematisiert der 1961 in Wolfsburg geborene Bialobrzeski die sowohl vom Menschen gepflanzte als auch vom Stadtwachstum unberührt gelassene, urwaldartige Natur in den asiatischen Metropolen Jakarta, Singapur, Bangkok und Kuala Lumpur.

Der Betrachter fühlt sich an eine ferne Zukunft erinnert, in welcher der Mensch von der Erde wieder verschwunden sein wird und sich die Natur ihren Platz zurück erobert.

Alfred Ehrhardt stellt die Natur als eine den Menschen überdauernde, überzeitliche Kraft dar. „Gewiss, die Welt ist schön“, hat er einmal gesagt, „aber sie ist noch viel, viel mehr, und auf dieses ‚Viel mehr‘ sollte es uns ankommen, nämlich auf die Erscheinung der Welt als unvergängliche Lebendigkeit...“ Der Schüler von Josef Albers, Oskar Schlemmer und Wassily Kandinsky am Dessauer Bauhaus ist auch für seine 1934 entstandenen Fotografien von der Kurischen Nehrung bekannt. Im März 1937 stellte er die dort entstandenen Fotos unter dem Titel „Wind und Sand“ im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe aus. 1938 erschien auch ein Bildband „Kurische Nehrung“.

Ehrhardts in Berlin gezeigte Studien von Naturdingen, von Korallen, Schwämmen, Muscheln, Schnecken, Seeigeln, Seesternen, Kristallen und Gesteinen, zeugen von einem großen Respekt vor den vielfältigen Formen der Natur. Der Dialog mit Peter Bialobrzeskis „Paradise Now“ verdeutlicht, dass die Natur den Kampf gegen die vom Menschen geschaffenen Welten aufzunehmen und sich zu behaupten weiß.

Die fotografische Ausstellung wird ergänzt durch die Vorführung der drei preisgekrönten Dokumentarfilme „Spiel der Spiralen“ (1951), „Tanz der Muscheln“ (1956) und „Korallen, Skulpturen der Meere“ (1964). Silke Osman

Die Ausstellung in der Alfred-Ehrhardt-Stiftung, Auguststraße 75, Berlin, ist bis zum 18. April dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr geöffnet.

Foto: Gegenübergestellt: Alfred Ehrhardt (Hornkoralle / Südsee, 1940er Jahre), Peter Bialobrzeski (Paradise Now, 2005)            Bild: VG-Bild-Kunst Bonn, Peter Bialobrzeski, LA Galerie Frankfurt /  Robert Morat Galerie Hamburg


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