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27.02.10 / »Ein später Rückkehrer« / Polnische Ausstellung über einen Deutschen in Polen wird in Deutschland gezeigt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-10 vom 27. Februar 2010

»Ein später Rückkehrer«
Polnische Ausstellung über einen Deutschen in Polen wird in Deutschland gezeigt

Die derzeit im Oberschlesischen Landesmuseum gezeigte Ausstellung des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit in Gleiwitz „Eduard Pant – ein später Rückkehrer“ stellt den „Politiker und Menschen einer deutsch-polnischen Grenzregion“, so der Untertitel, als einen Visionär und Verfechter der deutsch-polnischen Verständigung in den Mittelpunkt.

Pant gehörte zu den wenigen führenden Minderheitendeutschen in Polen und Ostmitteleuropa, die zu Beginn der 1930er Jahre öffentlich vor den Gefahren des Nationalsozialismus warnten und sich der (Selbst-)Gleich­schal­tung nach der „Machtergreifung“ und dem Ermächtigungsgesetz von 1933 widersetzten. 1887 in Witkowitz bei Mährisch-Ostrau geboren, wuchs Pant in einer katholischen Arbeiterfamilie auf. Dies wirkte sich prägend auf sein weiteres Leben und politisches Wirken aus.

Pant war promovierter Gymnasiallehrer und leidenschaftlicher gesellschaftlicher und politischer Aktivist. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Pant zur österreich-ungarischen Armee einberufen und erlebte an der italienischen und der russischen Front den grausamen Kriegs­alltag. Nach Kriegsende arbeitete er wieder als Lehrer in Bielitz. Gleichzeitig nahm er seine christdemokratischen politischen Aktivitäten auf: Zuerst engagierte er sich im Christlich-Sozialen politischen Verein, dessen Vorsitzender er von 1924 bis 1926 war, und dann in der Deutschen Katholischen Volkspartei (DKV).

Im Jahr 1926 verlegte er seinen Wohnsitz nach Kattowitz, wo er ein Jahr später zugleich DKV-Vorsitzender und Vertrauensperson aller Deutschen in Schlesien wurde. In den Jahren von 1928 bis 1935 war er Senator der Republik Polen und von 1922 bis 1935 Abgeordneter im Schlesischen Sejm.

Die Tafelausstellung widmet sich den verschiedenen Lebensabschnitten Pants, der von polnisch-nationalen Gruppen verfolgt und von deutschen Nationalsozialisten als Verräter angesehen wurde. Ein Schwerpunkt liegt auf dem politischen Engagement des oberschlesischen Politikers in den 1920er und 1930er Jahren.

Die deutschen Katholiken Polens gerieten nach der „Machtergreifung“ durch Adolf Hitler in eine heftige Auseinandersetzung über den Kurs gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschen Reich. Im Mittelpunkt des Konflikts stand die Frage, ob die deutsche Minderheit in Polen im Allgemeinen und deren katholischer Teil im Besonderen die verdeckte finanzielle Förderung durch das Reich verlieren würden, wenn sie sich vom Nationalsozialismus offen distanzierten. Die deutschen Katholiken Polens spalteten sich über diese Frage – die weit überwiegende Mehrheit kooperierte mit NS-nahen Institutionen und beugte sich dem Druck aus dem Reich. Sie hofften, mit einem solchen Verhalten auch die nationalsozialistische Führung als Fürsprecherin für die Interessen der deutschen Minderheit in Polen erhalten zu können.

Eduard Pant wehrte sich gegen die Entmachtung und Entrechtung der deutschen Katholiken wie auch der deutschen Minderheit in Polen. Er setzte sich für eine engere Zusammenarbeit mit Polen ein. Dazu gründete er auch die katholisch-konservative Wochenzeitung „Der Deutsche in Polen“ (1934–1939). Sie wurde weit über Polens Grenzen hinaus zu einem wichtigen Sprachrohr der christlichen Emigranten, der Opposition gegen den Nationalsozialismus und der nicht gleichgeschalteten Minderheiten in Ostmitteleuropa.

Den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und den Einmarsch der Deutschen in Polen hat Eduard Pant nicht mehr erlebt. Er starb 1937 in Kattowitz.         PAZ

Die Ausstellung ist vom 14. März bis 25. April 2010 im Oberschlesischen Landesmuseum, Bahnhofstraße 62, 40883 Ratingen (Hösel), Telefon (02102) 9650, Fax (02102) 965400, E-Mail: info@oslm.de, Internet: www.oslm.de, zu sehen. Das Museum ist mit Ausnahme des 2. und 3. April dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

Foto: Erfreut sich großen Interesses: Tafelausstellung über Eduard Pant (links oben).


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