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27.02.10 / Zu einem Drittel ausgelöscht / 23./24. Februar 1945: Die Brandnacht von Pforzheim – Mörderischer Feuersturm

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-10 vom 27. Februar 2010

Zu einem Drittel ausgelöscht
23./24. Februar 1945: Die Brandnacht von Pforzheim – Mörderischer Feuersturm

Die badische Stadt Pforzheim – ein Zentrum der Uhren- und Schmuckindustrie – wurde in der Nacht vom 23. zum 24. Februar 1945 Ziel eines Großangriffs der britischen Bomberflotte. Das Ergebnis waren die völlige Zerstörung dieser mittelgroßen Stadt und mehr als 20000 zu Tode gekommene Zivilpersonen. Ein Drittel der Einwohner Pforzheims – Säuglinge, Kinder, Jugendliche, Frauen, Mütter, Greise – verloren in dieser Nacht ihr Leben.

Der Angriff auf Pforzheim war ein Kriegsverbrechen. Er wurde zur Katastrophe für die Menschen in der Stadt, da während und nach der Bombardierung der gefürchtete Feuersturm aufkam. Pforzheim brannte flächendeckend auf einem Gebiet von 4,5 Quadratkilometern. Auch in Hamburg, Kassel, Dresden und einem knappen Dutzend weiterer Städte entstand der gefürchtete Feuersturm nach der Bombardierung.

Dieser Feuersturm konnte zwar planerisch durch den Abwurf großer Mengen Brandbomben angestoßen werden. Die tatsächliche Ausbreitung eines Höllenfeuers am Boden hing jedoch von vielen örtlichen Zufällen ab. Jörg Fried­rich schreibt: „Beim Feuersturm paart sich menschliche Vernichtungswut mit dem Vulkanismus der Natur“ („Der Brand“, 2004, Seite 109).

In England waren während des Krieges Dutzende Wissenschaftler damit beschäftigt, die theoretischen Grundlagen für die gezielte Produktion eines Feuersturmes zu ermitteln. Den Briten war der Feuersturm eine willkommene Zugabe zum Zerstörungswerk der Bomben. Der Feuersturm entwickelt sich, wenn viele kleine Brandherde der bombardierten Stadt sich zu einem Großfeuer vereinen. „Die erhitzte Atmosphäre schießt wie ein Riesenkamin nach oben. Die längs dem Erdboden nachströmende Luft erzeugt den Feuersturm, der wiederum die kleinen Brände zur vollen Entfaltung bringt“ („Der Brand“, 2004, Seite 109).

Der Feuersturm entfacht Temperaturen von über 1000 Grad Celsius und er gilt ausschließlich der Vernichtung des menschlichen Lebens. Er ist das Fegefeuer der Moderne. Ein entstandener Feuersturm lässt die Opferzahlen in den fünfstelligen Bereich hochschnellen, in Dresden war sie aufgrund der dortigen Menschenkonzentration sechsstellig.

Ein einmal in Gang gekommener Feuersturm vernichtet gewissermaßen dreidimensional menschliches Leben. Durch die Erhitzung der Atmosphäre auf 1000 Grad Celsius ist kein Überleben möglich. Die Windgeschwindigkeit im Brandgebiet beträgt 15 Meter pro Sekunde. Damit einher geht ein Luftzug, der die Menschen buchstäblich in die Feuerbrunst hineinzieht. Der Luftstrom erlaubt kein Gehen oder Stehen, gleich einem Transportgebläse werden die Menschen in den Brandherd befördert. Darüber hinaus fehlt der stark erhitzten Luft der für das menschliche Leben notwendige Sauerstoff.

In Pforzheim wurde jeder dritte Einwohner in dieser Schreckensnacht Opfer des britischen Bombenterrors. Die militärische Niederlage des Deutschen Reiches war bereits besiegelt. Das Verbrechen von Pforzheim hat den Zweiten Weltkrieg nicht einen einzigen Tag eher zum Ende gebracht. Der britische Luftwaffenoffizier Swales, in jener Nacht Führungsnavigator des britischen Bomberverbandes, erfüllte seine Aufgabe exzellent. Dies war eine von mehreren Voraussetzungen für die Entstehung des Feuersturmes. Beim Rückflug wurde er durch einen deutschen Nachtjäger abgeschossen. Er erhielt posthum das Viktoriakreuz. Wilhelm v. Gottberg

Foto: Ort des Grauens: Das Zentrum von Pforzheim nach dem Angriff  Bild: pa


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