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27.02.10 / »Es gibt Wichtigeres als den Frieden«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-10 vom 27. Februar 2010

»Es gibt Wichtigeres als den Frieden«

Nach der Schulausbildung absolvierte der am 2. Dezember 1924 als Sohn eines Juristen in Philadelphia zur Welt gekommene Alexander M. Haig junior eine militärische Ausbildung in West Point und eine zivile, akademische an der Georgetown University in Washington. Nach Auslandseinsätzen in Japan, Korea und Vietnam kehrte der Soldat 1969 in die USA zurück, um erst als militärischer Assistent und ab 1970 als Stellvertreter im Team von US-Sicherheitsberater Henry Kissinger mitzuarbeiten.

Nachdem US-Präsident Richard Nixon Bob Halderman wegen dessen Verwicklung in die Watergate-Affäre entlassen hatte, wurde Haig 1973 dessen Nachfolger als Stabschef des Weißen Hauses. Dort versuchte er sich im Krisenmanagement und übernahm in den letzten Amtsmonaten Nixons die Rolle einer „grauen Eminenz“.

Nach Nixons Rücktritt wurde Haig von dessen Nachfolger Gerald Ford 1974 als Nato-Oberbefehlshaber nach Europa geschickt. Aus Unzufriedenheit mit der Politik des demokratischen US-Präsidenten Jimmy Carter nahm er 1979 seinen Abschied und wechselte in den Vorstand eines Rüstungskonzerns. Zum Ende seiner Amtszeit war er durch ein auf ihn verübtes erfolgloses Attentat auch der militärisch nicht interessierten Öffentlichkeit in Europa bekannt geworden.

Als Carter 1981 vom Republikaner Ronald Reagan abgelöst wurde, machte dieser ihn zu seinem Außenminister. Neben dem Präsidenten selber wurde Haig zu einem der bekanntesten „Falken“ der Reagan-Ära. Empörung löste Haig in einer friedensbewegten mitteleuropäischen Öffentlichkeit mit der Behauptung aus, es gäbe Wichtigeres als den Frieden. In einer Gesellschaft, in der „Nie wieder Krieg!“ ebenso zum Grundkonsens gehörte wie die Überzeugung, dass ein Krieg der Systeme angesichts der Fähigkeit zum nuklearen Overkill das Ende der Menschheit bedeute, wurden solche Worte unabhängig von allen theoretischen philosophischen Erörterungen als Zündeln empfunden. Hier fand das hässliche Bild einer chauvinistischen Nation von Kriegsgewinnlern und Kriegsexporteuren, die gar nicht mehr weiß, was Krieg auf eigenem Boden bedeutet und zwei Weltkriegen ihren Supermachtstatus verdankt, neue Nahrung.

Im eigenen Land zog Haig die Kritik auf sich, als er sich 1981 nach dem Attentat auf Reagan den Medien als neuer starker Mann präsentierte. Im darauffolgenden Jahr trennten sich die Wege der beiden Politiker. 1982 wechselte Haig aus dem Außenministerium in die Wirtschaft und Wissenschaft. Seine Hoffnung, als Präsidentenkandidat der Republikaner auf die politische Bühne zurückkehren zu können, erfüllte sich nicht. Letzten Sonnabend, am 20. Februar, verstarb Alexander Haig an den Folgen einer Infektion.        M.R.


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