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27.02.10 / Zwei deutsche Jubiläen in Siebenbürgen / Bürgermeister Klaus Johannis als Gastgeber der 20-Jahr-Feier des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-10 vom 27. Februar 2010

Zwei deutsche Jubiläen in Siebenbürgen
Bürgermeister Klaus Johannis als Gastgeber der 20-Jahr-Feier des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien

In Hermannstadt (Sibiu) wurden am 23. Januar gleich zwei Jubiläen gefeiert: der 40. Geburtstag der Deutschen Sendung im rumänischen Staatsfernsehen und die Gründung des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) vor 20 Jahren.

Das jeden Sonnabendnachmittag ausgestrahlte halbstündige deutsche TV-Programm, das zu kommunistischen Zeiten vor allem propagandistischen Charakter hatte, erfreut sich heute breiter Unterstützung offizieller Stellen. Klaus Johannis, der Landesvorsitzende des DFDR und Bürgermeister von Hermannstadt, bezeichnete die deutsche Presse des Landes als „nicht nur wichtig, sondern lebenswichtig“. Seitens des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland lobte dessen Bundesvorsitzender Bernd Fabritius die Deutsche Sendung als „Plattform, über welche unser längst selbstbewusstes Sein sich der ganzen Gesellschaft im Staate Rumänien präsentieren kann“.

Auf der DFDR-Festveranstaltung wies man stolz auf die außergewöhnlichen politischen Erfolge des Forums hin. So wurde bei den rumänischen Kommunalwahlen im Juni 2008 in Hermannstadt Klaus Johannis trotz des minimalen Bevölkerungsanteils der deutschen Minderheit in der 170000-Einwohner-Stadt mit 83 Prozent für eine dritte Amtszeit bestätigt. Im Kreis Hermannstadt amtiert seither mit Martin Bortesch erstmals ein Deutscher als Präfekt. Insgesamt gibt es in Rumänien heute über 40 Deutsche, die auf der Liste des Forums in Kommunalparlamenten sitzen. In keiner anderen Region der Erde existiert eine ethnische Minderheitenpartei, die von der Mehrheitsbevölkerung an den Wahlurnen derart großes politisches Vertrauen zugebilligt bekommt.

Gastgeber Klaus Johannis begrüßte anlässlich des Gründungsjubiläums die zahlreichen Anwesenden und betonte, dass das Erreichte nur möglich geworden sei, weil Rumänien eine offene Minderheitenpolitik betreibe. Der Vorsitzende des Hermannstädter Forums, Stadtrat Hans Klein, stellte einen Jubiläumsband zum 20. Geburtstag der Minderheitenvertretung vor. In rund 35 Beiträgen werden darin das Forum und seine Einrichtungen vorgestellt, aber auch andere deutschsprachige Institutionen wie beispielsweise die Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Rumänien, die Evangelische Akademie Siebenbürgen, das Deutsche Generalkonsulat oder die Brukenthalschule.

Auf dem Fest waren aber auch nachdenkliche Stimmen wie die des Ehrenvorsitzenden Paul Philippi zu hören: „War das, so wie wir es damals wollten, der Auftakt für eine neue Zukunft rumäniendeutscher Existenz im Hause Europa – oder war es das verspätete Aufbäumen einer unwiederbringbaren Vergangenheit, angefacht nur von dem Aufruhr auf den Straßen, der eben dabei war, das Joch des Kommunismus abzuschütteln? War, was wir damals anstießen, Zukunftsperspektive oder war es Vergangenheitsbeschwörung? Die Antwort auf diese Frage hat weder die Gründungsversammlung des Forums gegeben, die am 27. Dezember 1989 stattfand …, noch werden wir sie eindeutig geben können, die wir heute auf 20 Jahre ziemlich erfolgreicher Entwicklung dankbar zurückblicken – und gespannt nach vorne Ausschau halten.“ Philippi schloss seine Festrede mit einem Appell: „Um in diesem Land Zukunft zu haben, müssen wir eine solche Zukunft wirklich gemeinsam wollen. Wir müssen sie wollen als ein Wir rumäniendeutscher Gemeinschaften, die geschichtlich zu diesem Land gehören; und zwar nicht weniger zum geschichtlichen Bestand dieses Landes gehören als dessen ethnische Mehrheitsbevölkerung und als manche andere ethnische Gruppe oder Nationalität. Wir Rumäniendeutschen wollen für dieses europäische Land Rumänien ein integrierender, ein aufbauender Faktor sein und bleiben; und wir wollen das bleiben als politisch profilierte Gemeinschaften deutscher Sprache und Kultur. 1989 waren die Rumäniendeutschen seit 50 Jahren ein passives Objekt geworden – das Objekt von Entscheidungen, die ohne uns gefasst wurden, in europäischen Hauptstädten, für welche wir eine verhandelbare Verfügungsmasse waren. Wir haben das Forum gegründet, weil wir wieder zum aktiven Subjekt werden wollten, zu einem Subjekt, das sich zwar seiner sehr begrenzten Möglichkeiten bewusst bleibt, das, um zu wirken, starker Freunde bedarf, das darum auch Augenmaß behält, das sich den europäischen Hauptstädten trotzdem anbietet als ein Partner, der dem Lande Rumänien nützt und der europäischen Integration dieses Landes förderlich ist.“  Martin Schmidt


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