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06.03.10 / Gegen das Leistungsprinzip / Wie ein subventioniertes Jugendtheater den Lauf der Zeit verschläft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-10 vom 06. März 2010

Gegen das Leistungsprinzip
Wie ein subventioniertes Jugendtheater den Lauf der Zeit verschläft

Seit Jahren diskutieren deutsche Bildungspolitiker über die unzureichenden Leistungen deutscher Schüler im internationalen Vergleich. Sie wurde durch die sogenannte „Pisa“-Studie an das Licht der Öffentlichkeit gebracht.

Auf linkskonventionelle Weise hat sich nun das Berliner „Grips-Theater“ dieses Problems angenommen und Dirk Lauckes Stück „Stress! Der Rest ist Leben“ auf die Bühne gebracht.

Für „Stress!“ besuchte Laucke zwei Berliner Schulen, eine in Kaulsdorf Nord, eine in Zehlendorf. Dort traf er Schüler, die im Rahmen eines Pilotprojekts am Rechner lernen.

Es war alles genauso, wie sich Laucke den heutigen Schul­alltag vorstellt: „Notenstress, unglückliche Liebe, Angst vor Amokläufen“ habe er dort empfunden – frei nach Erich Kästner also ein „fliehendes Klassenzimmer“, und eben kein „selbstbestimmtes“ Lernen (darstellendes Spiel statt Latein). Dazu diagnostiziert Laucke eine wachsende Ökonomisierung des Bildungswesens: Das Lernen sei auf die Erfordernisse des Kapitals und der Großkonzerne zugeschnitten. Das wollte er auf der Bühne anprangern.

Heraus kam „Stress!“. Das Stück erzählt von zwei konkurrierenden Gruppen von Neuntklässlern: „Es geht um Noten und gute Ideen, persönlicher Ehrgeiz geht gegen Teamwork, Stress bricht aus, Chaos und Verweigerung folgen.“

Gut und Böse sind exakt zugeordnet: Während sich die eine Gruppe an die Entwicklung des koffeinhaltigen Getränks „Energy!“ macht, also einen gesundheitsschädlichen Profitmotor für das böse Kapital, hat die andere, die gute Gruppe, keine Lust auf „Konkurrenz“ und Noten: Sie spielt lieber Rock’n’Roll. Und bleibt am Schluss, wie kaum anders zu erwarten, moralischer Sieger.

Das „Grips“ erhält für jede verkaufte Theaterkarte 32 Euro vom überschuldeten Land Berlin. Gleichzeitig führen Lehrer und Politiker einen verzweifelten und teuren Kampf gegen Schulschwänzer und Leistungsverweigerer. Im „Grips“ allein lebt eine Welt weiter, in der „Leistung“ als Schimpfwort galt. Nunmehr 40 Jahre alt, hat sich das Theater in seinen Stereotypen festgefressen, wird von Politikern von Grünen bis CDU dafür als „kritisch“ gefeiert. „Stress!“ wird überwiegend vormittags gezeigt, damit Schulklassen während der Schulzeiten von ihren Lehrern in das Stück gebracht werden können.   H.L./H.H.


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