28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
06.03.10 / Perspektive in Cent-Stücken / Putzfrau gründete Kinderheim

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-10 vom 06. März 2010

Perspektive in Cent-Stücken
Putzfrau gründete Kinderheim

Was denken Sie, wird die freundlich lächelnde, afroamerikanische Frau mit den 50 Cent, die Sie ihr nach dem Toilettengang auf einer Öffentlichen Toilette in die Schale für das Kleingeld legen, wohl tun? Dass diese Frau unter anderem mit Ihren 50 Cent vielleicht ein ganzes Kinderheim in Ghana unterhält, auf diese Idee wären Sie doch sicher nicht gekommen, oder? So macht es jedoch die Ghanaerin Harriet Bruce-Annan, die aus Liebe zu ihrem Mann Anthony ihren gut bezahlten Job als Computerfachfrau in Ghana kündigte, um mit ihm in Deutschland zu leben. Seine vielen Versprechen, ihr zum Beispiel eine Fortbildung zu ermöglichen, um auch in Deutschland einen gut bezahlten Job auszuüben, hielt er jedoch nicht, sondern begann statt dessen, seine Frau zu schlagen und zu unterdrücken.

In „African Angel“ berichtet Harriet Bruce-Annan ihre Lebensgeschichte. Sie erzählt von ihrer Erkrankung, die bei ihr epileptische Anfälle verursachte und wegen der ihre Mutter sie häufig zur Pflege zu ihrer Großmutter nach Bukom, der ärmsten Gegend von Accra (Hauptstadt von Ghana), brachte. Die treu sorgende Großmutter pflegte das Mädchen und bestärkte es in dem Glauben, dass eines Tages alles gut werden würde.

Dieser Glaube verließ Harriet nie. Auch nicht, als sie vor ihrem Mann in ein Frauenhaus flüchten und erkennen musste, dass sie trotz ihrer Computerkenntnisse auf dem deutschen Arbeitsmarkt bestenfalls als Putzfrau ihren Lebensunterhalt verdienen konnte.

Und so begann sie als Putzfrau bei den Düsseldorfer Messehallen und arbeitete abends als Toilettenfrau in Restaurants. Was sie in diesen dunklen Tagen aufrechterhielt, war der Wille, den armen Kindern aus Bukom zu helfen, und der Glaube, dies mit Gottes Hilfe auch schaffen zu können.

„Als Toilettenfrau verdiente ich im Schnitt umgerechnet 400 Euro pro Monat. 50 Cent für 50 Cent sammelte ich Geld für die Kinder in Bukom. Wo andere Menschen nur eine Münze sahen, sah ich Schulbücher, Schuluniformen, Schulgebühren … Ein Jahr nachdem ich meinen Messejob begonnen hatte, konnte mein Onkel in Accra das erste Kind aufnehmen.“

Dank eines glücklichen Zufalles gelang es Harriet nicht nur den Verein „African Angel“ zu gründen, sondern auch mit mehreren Fernsehübertragungen eine beträchtliche Summe an Spendengeldern und Patenschaften für ihr Projekt zusammen zu bekommen.

Harriet Bruce-Annans Biographie ist eine wunderschöne Geschichte von Mut, Stärke und aufrechtem Glauben an das Gute. Doch es ist auch eine Geschichte, die noch lange nicht zu Ende ist, denn Bruce-Annan möchte noch vielen anderen Kindern Bukoms helfen und die Anzahl „ihrer“ Kinder von 56 weiter aufstocken. Der Erlös ihres Buches „African Angel – Mit 50 Cent die Welt verändern“ wird in ihr Projekt fließen, das Projekt ihres Lebens.      A. Ney

Harriet Bruce-Annan: „African Angel – Mit 50 Cent die Welt verändern“, Lübbe, Bergisch Gladbach 2009, geb., 236 Seiten, 19,99 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren