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13.03.10 / Versöhnung verbaut / »Israelisches Kulturerbe« sorgt für Proteste

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-10 vom 13. März 2010

Versöhnung verbaut
»Israelisches Kulturerbe« sorgt für Proteste

Seit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Ende Februar ankündigte, zwei religiöse Stätten im besetzten Westjordanland zum „israelischen Kulturerbe“ zu erklären, kommt es dort täglich zu heftigen Protesten und Ausschreitungen. Proteste kommen aber auch von außerhalb Palästinas, vor allem von arabischer und islamischer Seite sowie von der Unesco. Es geht um die Ibrahimi-Moschee in Hebron, wo in den sogenannten Patriarchengräbern die „Erzväter“ Abraham, Isaak und Jakob begraben sein sollen, und um das sogenannte Rachel-Grab bei Bethlehem in einer ehemaligen Moschee, die heute durch eine hohe Mauer umgeben und für Araber unzugänglich ist.

In Hebron gehen die Wogen besonders hoch. Ein „Dauerbrenner“ ist dort die Anwesenheit von etwa 400 jüdischen Siedlern mitten in der arabischen Altstadt, wo sie von einem Vielfachen an Soldaten geschützt werden. Die rund 160000 Palästinenser sind in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt, denn ihr Gebiet ist in mehrere von einander getrennte „Ghettos“ zersplittert. In der Ibrahimi-Moschee hatte 1994 der israelische Major Baruch Goldstein auf die Betenden von hinten das Feuer eröffnet, wobei er 29 Palästinenser ermordete und über 150 verletzte. Bei den folgenden Ausschreitungen wurden zahlreiche weitere Araber und einige Israelis getötet. Goldstein wird von der extremistischen Kach-Bewegung als Held verehrt.

Emotional noch brisanter ist aber, dass Abraham, arabisch Ibrahim, auch für Muslime ein Prophet ist, und dass ihn die Araber als ihren Stammvater betrachten, nämlich über dessen ersten Sohn Ismael, der laut Koran auf einer Reise nach Südarabien geboren, aber nicht vom Vater verstoßen, sondern bei der Rückkehr zusammen mit seiner Mutter auf Befehl Allahs dort zurückgelassen worden sei, wo sich heute Mekka befindet.

Mit der Kulturerbe-Erklärung unterstreicht Netanjahu jedenfalls, dass er trotz der Völkerrechtswidrigkeit, trotz der lokalen und internationalen Proteste und trotz der Bemühungen von Friedensvermittlern die Politik seiner Amtsvorgänger konsequent fortsetzen wird, in den besetzten Gebieten vollendete Tatsachen zu schaffen – materiell durch weiteren Ausbau der Siedlungen und eben auch ideologisch.             R. G. Kerschhofer


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