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13.03.10 / Lithium – Boliviens »Öl« / Die reichsten Vorkommen lagern in dem armen Andenstaat

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-10 vom 13. März 2010

Lithium – Boliviens »Öl«
Die reichsten Vorkommen lagern in dem armen Andenstaat

Dem Elektroauto – so verkündeten die Hersteller unisono auf dem Genfer Salon – gehört die Zukunft; es soll Umwelt und Klima retten und zugleich vom Öl aus politisch unsicheren Regionen unabhängiger machen. Auf dem Weg dahin sind allerdings noch einige Stolpersteine beiseite zu räumen.

Wo soll eigentlich der Strom für die Elektroautos herkommen, zumal wenn man die Kernkraftwerke abschaltet? Und: Um an der Steckdose Strom „tanken“ zu können, braucht man leistungsfähige Batterien. Die sind derzeit noch zu schwer und zu teuer. Die Industrie setzt auf Lithium-Ionen-Akkus, die sich durch deutlich höhere Energiedichte gegenüber herkömmlichen Batterien auszeichnen.

Doch mit den Lithium-Ionen-Akkus hätte man ein Problem gelöst, aber gleich ein neues geschaffen. Das Leichtmetall Lithium, Nummer 3 im Periodensystem der Elemente, ist nämlich ungleich verteilt. Weltweit werden die Vorräte auf 13 Millionen Tonnen geschätzt. In reiner Form kommt der reaktionsfreudige Stoff nicht vor, er ist in Mineralien oder Salzen gebunden.

Die Gewinnung aus Mineralien ist zu aufwändig und teuer. Zukunftsträchtig ist hingegen die Gewinnung aus Salzlaugen, insbesondere aus Salzseen. Neuerdings fokussiert sich der Blick auf den Salar de Uyuni, mit 12000 Quadratkilometern der größte ausgetrocknete Salzsee der Welt, 4000 Meter hoch auf dem bolivianischen Altiplano. Hier und in anderen Salzwüsten des Andenstaates lagern nach US-amerikanischen Erkundungen etwa neun Millionen Tonnen Lithium, also drei Viertel der weltweiten Vorkommen. Und immerhin 5,5 Millionen Tonnen der bolivianischen Lithiumsalze gelten nach heutigen Maßstäben als abbauwürdig.

Damit gerät das von Armut und politischer Instabilität geprägte Land unverhofft in eine Schlüsselrolle. Präsident Evo Morales hat bereits in der ihm eigenen Lautstärke verkündet, er wolle eine erneute Ausplünderung wie einst im 16. Jahrhundert beim Silberraub der spanischen Konquis-tadoren mit allen Mitteln verhindern. Offenbar sieht Morales sein Land bereits als „Saudi-Arabien des Lithiums“. Förderlizenzen will er nur gegen angemessene Gewinnbeteiligung vergeben, ausländische Investoren sollen verpflichtet werden, Boliviens Straßen- und Stromnetz auszubauen. Und um die extrem hohe Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, sollen die Batterien, für die man das bolivianische Lithium braucht, in neu zu errichtenden Fabriken im Lande produziert werden.

US-Konzerne wie FMC – mit Lizenzen in Argentinien und auch am bolivianischen Lithium stark interessiert – lehnen Morales’ Geschäftsmodell strikt ab. Hingegen macht die Automobilindustrie Druck. So bekräftigt das Management von Mitsubishi: „Ohne das Lithium aus Bolivien können wir unsere Autos nicht produzieren.“ Der japanische Konzern will natürlich seine serienreifen Elektro- und Hybridautos vermarkten – auch um den Preis der Abhängigkeit von umstrittenen Politikern à la Morales.             Hans-Jürgen Mahlitz


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