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13.03.10 / Das Massaker von Swinemünde / Noch kurz vor Kriegsende wurde die von Flüchtlingen volle Stadt Ziel eines US-Bombenangriffs

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-10 vom 13. März 2010

Das Massaker von Swinemünde
Noch kurz vor Kriegsende wurde die von Flüchtlingen volle Stadt Ziel eines US-Bombenangriffs

Am 12. März 1945 wurde die pommersche Hafenstadt Swinemünde – nordwestlich von Stettin gelegen – Opfer eines Angriffs der achten US-Bomberflotte. Bei diesem Tagesangriff, der mittags gegen 12 Uhr begann und nur rund 60 Minuten andauerte, setzten die Amerikaner 642 Bomber ein.

Zielpunkte für die Bombardierung Swinemündes waren der Hafen, der Bahnhof und die Kurparkanlagen. Das Ostseebad war an jenem Tag im März 1945 voller Flüchtlinge aus Ostpreußen, Danzig, Westpreußen und Hinterpommern. Die meisten kamen über See und hatten Schreckliches durchgemacht. Mit dem Landgang in Swinemünde war zwar die Flucht noch nicht zu Ende, die Menschen meinten jedoch, das Schlimmste überstanden zu haben. Sie waren der Roten Armee der Sowjets entronnen.

Der Bombenkrieg der Westalliierten gegen die Städte in West- und Mitteldeutschland war den Menschen des Ostens nur unzureichend bekannt. Diesbezüglich eigene Erfahrungen hatten die allermeisten nicht.

Die Amerikaner und Briten waren über die Infrastruktur der Halbinsel Usedom, an deren östlichem Ende Swinemünde liegt, bestens informiert. Peenemünde, ebenfalls auf Usedom gelegen, wegen der dortigen Raketenversuchsanstalt für die Alliierten ein wichtiges militärisches Ziel, wurde immer wieder durch Luftaufklärer ausgespäht. Diese Aufklärung erstreckte sich auf die ganze Insel. Peenemünde wurde in den Jahren 1942 bis 1944 wiederholt bombardiert.

Erster Zielpunkt der Bomber beim Tagesangriff am 12. März 1945 war der Hafen. Sechs große Handelsschiffe, die seit Januar als Flüchtlingsschiffe im Pendelverkehr zwischen Pillau und Danzig nach Swinemünde oder Kiel eingesetzt waren, sanken. Einige der Schiffe hatten die „Menschenfracht“ noch an Bord. Das Schiff „Andros“ war am 5. März in Pillau mit 2000 Menschen in Richtung Dänemark in See gestochen. Stürmische See behinderte die Überfahrt. Unplanmäßig legte die „Andros“ am Morgen des 12. März in Swinemünde an. Das Schiff kam in den Bombenhagel, brach auseinander und ging mitsamt seiner „Menschenfracht“ zugrunde. Im Kurpark von Swinemünde warteten Tausende auf ihren Weitertransport nach Westen. Die Markierer der Bomberverbände hatte den Park genau gekennzeichnet. „Der Bombenteppich fiel besonders eng, so dass es kein Entrinnen gab. Die Lage im Kurpark war den Amerikanern bekannt, weshalb sie reichlich ,Baumkrepierer‘ geladen hatten, Bomben mit Berührungszündern, die detonierten, sobald sie mit Ästen in Berührung kamen“, schreibt Jörg Friedrich („Der Brand“, 2004, S. 172). Die Flüchtlinge im Kurpark Swinemünde waren am 12. März 1945 wehr- und schutzlos.

Die Amerikaner wussten um die Folgen der Bombardierung Swinemündes. Der Angriff war ein Verbrechen, bei dem rund 23000 Menschen zu Tode kamen. Das Massaker von Swinemünde steht in den Annalen der achten US-Flotte nicht als Massaker verzeichnet, ebenso nicht in den Annalen der Zeitgeschichte. Die US Air Force verbuchte es als Verkehrsangriff auf Rangierbahnhöfe („Der Brand“, 2004, S. 176). Für die Toten von Swinemünde wurde auf dem Golm – ein Höhenzug westlich von Swinemünde gelegen – eine würdige Gedenkstätte geschaffen. Das dort jährlich am 12. März stattfindende Totengedenken erzeugt bis heute bei vielen Unmut, weil die historische Wahrheit – wie in diesem Bericht geschildert – unausgesprochen bleibt.         Wilhelm v. Gottberg


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