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13.03.10 / Er wählte Ungnade, wo Gehorsam nicht Ehre brachte / Friedrich Christoph von Saldern weigerte sich wie Johann Friedrich Adolph von der Marwitz, Hubertusburg zu plündern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-10 vom 13. März 2010

Er wählte Ungnade, wo Gehorsam nicht Ehre brachte
Friedrich Christoph von Saldern weigerte sich wie Johann Friedrich Adolph von der Marwitz, Hubertusburg zu plündern

Das Ehrgefühl des preußischen Offizierskorps war unter Friedrich dem Großen derart ausgeprägt, dass die Beschreibung „Wählte Ungnade, wo Gehorsam nicht Ehre brachte“ mit Friedrich Christoph von Saldern und Johann Friedrich Adolph von der Marwitz (1723–1781) gleich auf zwei friderizianischen Generäle gemünzt ist. Die Frage, wem von beiden diese Beschreibung als erstes galt, hat auch eine Untersuchung aus dem Jahre 2008 nicht endgültig beantworten können. Doch wahrscheinlich gebührt Saldern der Vorzug. Denn die Quelle, die dieses geflügelte Wort mit Bezug auf ihn überliefert, der Autor der 1793 in Berlin erschienenen Biographie „Cha­rac­terzüge des Preußischen General-Lieutnants von Saldern mit practischen Bemerkungen über seine militairische Thaten und über sein Privatleben. Mit einem Titelkupfer“ Feldprediger Carl Daniel Küster, ist zeitlich näher dem Geschehen, der verweigerten Plünderung von Schloss Hubertusburg im Jahre 1761.

Saldern wurde am 2. Juni 1719 in Carmzow (Kreis Prenzlau) geboren. 1735 trat er als Fähnrich in das Infanterieregiment No. 8 des Fürsten Christian August von Anhalt-Zerbst (1690–1747) ein, des Vaters der späteren Zarin Katharina II. (1729–1796). Wegen seiner beeindruckenden Körperlänge von um die zwei Meter wurde er 1739 als Sekondeleutnant in die Garde (No. 6) von König Friedrich Wilhelm I. (1688–1740), also zu den „Langen Kerls“ versetzt. Bei der Aufteilung und Neugrup­pie­rung des Regiments durch Fried­rich II. im Jahre 1740 kam er als Premierleutnant zum 2. Bataillon des Garderegiments (No. 15) des jungen Königs. Er kämpfte für Preußen im Ersten Schlesischen Krieg (1740–1742), wurde Kompaniechef und nahm im Zweiten Schlesischen Krieg (1744–1745) unter anderem an der erfolgreichen Belagerung Prags (1744) sowie den Schlachten von Hohenfriedberg (1745) und Soor (1745) teil. Häufig war er als Werbeoffizier in Süddeutschland und in der Schweiz unterwegs.

Am 1. Juni 1748 heiratete Saldern das Fräulein Sophie Antoinette Katharina von Tettau (1720–1759), eine Hofdame von Königin Elisabeth Christine (1715–1797). Später war Saldern noch zweimal verheiratet: ab 5. Januar 1763 mit Wilhelmine von Borcke (1742–1766) und ab 22. November 1767 mit Helene Wilhelmine von Borcke (1743–1831). Saldern hatte zwei Kinder, die vor ihm starben.

Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) war er Teilnehmer der wichtigsten Schlachten. Für seine militärischen Verdienste erhielt er nach der Schlacht bei Leuthen (1757) den „Pour le mérite“ und avancierte 1758 wegen seiner soldatischen Leistungen während des Krieges vom Oberstleutnant direkt zum Generalmajor. Nach den Schlachten bei Liegnitz (1760) und Torgau (1760), an denen er erfolgreich mitwirkte, erhielt er das Infanterie-Regiment No. 6.

Im Januar 1761 geschah das Ereignis, dessentwegen hier über ihn berichtet wird: Der König gab ihm den Befehl, als Vergeltung für die Plünderung seines Schlosses Charlottenburg durch Russen, Österreicher und Sachsen im Jahre 1760, bei der er seine schöne Antikensammlung verlor, das sächsische Schloss Hubertusburg bei Dresden auszuräumen. Fried­rich soll gesagt haben: „Ich will nichts davon haben; ich werde das daraus gelöste Geld dem Lazarett assignieren und ihn nicht vergessen.“ Saldern weigerte sich jedoch mit der Begründung, dieser Befehl gereiche einem preußischen General zur Unehre und möge von dem Kommandanten eines Frei-Regiments ausgeführt werden. Das Ereignis zeugt von dem damals bereits ausgeprägten Ehrgefühl der preußischen militärischen Führer – aber auch davon, dass der König diese Haltung (zumindest längerfristig) akzeptiert hat, da er ebenso wie Saldern auch Marwitz, der den Befehl ebenfalls erhalten und dessen Ausführung gleichfalls verweigert hatte, nach dem Krieg seine Gunst bezeugt hat: Der zwischenzeitlich zum Oberst beförderte Marwitz erhielt 1764 das Kommando über das Regiment Gens d’armes.

Und Saldern, der nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges bei der Armee blieb, wurde noch im Jahre des Friedensschlusses von Hubertusburg Gouverneur von Magdeburg und Inspekteur der in der Stadt und der Altmark stationierten Infanterie-Regimenter. 1766 wurde er zum Generalleutnant befördert und erhielt das Regiment No. 5, das der Herzog Ferdinand von Braunschweig (1721–1792) bis zu seiner Demission innegehabt hatte. Außerdem wurde ihm der „Hohe Orden vom Schwarzen Adler“ verliehen. Wegen seines mittlerweile hohen Alters nahm Saldern am Bayerischen Erbfolgekrieg (1778/1779) nicht mehr teil. Statt dessen wurde er mit der Aufgabe betraut, Rekruten aus den Reihen der an England verkauften Landeskinder kleinerer Territorialstaaten bei ihrem Durchmarsch durch oder Transport über preußisches Gebiet, abzuwerben. Saldern starb am 14. März 1785 in Magdeburg. Jürgen Ziechmann


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