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13.03.10 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-10 vom 13. März 2010

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

als ich nach Krieg und Flucht ein neues Arbeitsleben in einer norddeutschen Redaktion begann, hing über jedem Schreibtisch die Karikatur eines Mannes, die jeden Schönheitschirurgen geradezu entzückt hätte, weil ihm eine sichere Pfründe für lange Jahre sicher gewesen wäre – hätte sich der Abgebildete unter sein Messer begeben. Trotzdem strahlte dieses von der Natur so sträflich vernachlässigte Männerantlitz eine tröstliche Zufriedenheit und Heiterkeit aus, wohl aufgrund einer Erkenntnis, die der darunter stehende Spruch erklärte: Nobody is perfect! (Niemand ist perfekt!) Sie tröstete doch sehr über manchen Fehler hinweg, den man im stressigen Reporterleben an einer Tageszeitung schon begehen konnte. Ich wünschte, diese Karikatur würde noch immer über meinem Schreibtisch hängen – sie hätte mir auch heute noch Trost gespendet, denn ich war anscheinend für einige Leser nicht „perfect“ gewesen, als ich in Folge 8 unserer Kolumne mit einer wunderschönen Radierung schmückte, die ein Stadtpanorama zeigte und es mit der Frage versah: „Wer kennt diese ostdeutsche Stadt?“ Die Erklärungen kamen prompt und in Fülle, und es wurde auch wieder der Zeigefinger gehoben, ob ich nicht gewusst hätte, dass es Breslau sei und das Bild den berühmten Blick auf die Dominsel zeige, ob ich meine Leser testen wolle, ob in unserer Redaktion wirklich niemand einen Schimmer hätte, na, und so weiter und nicht immer heiter.

Dabei hatte ich es so gut gemeint, als ich diese handkolorierte Radierung wählte, denn nach den letzten Veröffentlichungen – vor allem Fotos von gesuchten Personen – wollte ich unsere Kolumne mit einem Bild illustrieren, das besonders unsere älteren Leser erfreuen sollte, weil es eine geradezu anrührende Beschaulichkeit ausstrahlt. So empfand ich es jedenfalls, als ich es von einem Leser erhielt mit der Bezeichnung „Radierung einer Stadt aus Ostpreußen, handkoloriert, gerahmt“, und mit der knappen Frage: „Wer kann mir sagen, wo es ist?“ Also so „perfect“ war ich jedenfalls, dass ich sofort erkannte, dass es keine ostpreußische Stadt sein konnte, aber doch eine Stadt aus dem alten deutschen Osten, zweifellos hatte ich das Motiv schon gesehen. Aber wann und wo? Die treuen Leserinnen und Leser unserer Ostpreußischen Familie wissen, welch eine Fülle von zumeist schwerwiegenden Fragen in jeder Woche zu bearbeiten sind – die meisten auf dem direkten Wege –, und dass sehr viel Zeit für das Recherchieren dieser Fälle benötigt wird. Also lautete Motiv Nr. 2: Familie hilf!

Sie hat also geholfen, und ganz besonders möchte ich da unseren Lesern Peter Perrey und Heinz Czallner danken, die mir – ohne erhobenen Zeigefinger – eine klare Erklärung abgaben: „Das Bild zeigt Breslau. Die beiden Türme rechts sind die des Breslauer Doms. Direkt davor ist die Bischöfliche Residenz zu sehen. Die Kirche links mit der spitzen Turmhaube ist die Kreuzkirche. Das Gebäude ist so hoch, weil es zwei Kirchen übereinander beherbergt. Bei dem Gewässer handelt es sich um die Oder, die von rechts nach links durch das Bild fließt. Der Maler hat hier einen recht berühmten Blick gewählt. Sein Standort war die Promenade am südlichen Oderufer zwischen der Sandbrücke und dem Schiffsanleger.“ Diesen Blick zeigen auch drei Ansichtskarten, die Herr Czallner uns übersandte und von denen wir eine heute zeigen wollen. Als kleines Dankeschön für alle Schreiber – besonders für die schlesischen! – und als Hommage an die „größte Stadt des Deutschen Ostens“, die ich sträflicherweise nicht erkannt hatte. Obgleich ich da einmal in meiner – nun so fernen Jugend – sehr schöne Stunden erlebt habe. Aber da war es bitterkalter Winter gewesen, und ich habe mit Sicherheit nicht an der Promenade gestanden, um den beschaulichen Blick zu genießen.

Leider hat die Sache noch ein Nachspiel. Der Fragesteller gab als Anschrift für die Beantwortung den Namen der Besitzerin des Bildes an, wovon diese nichts wusste. Sie war natürlich unangenehm überrascht, als sie plötzlich Anrufe und E-Mails mit Erklärungen zu der ihr durchaus wohlbekannten Stadt erhielt, zumal sie die PAZ nicht kannte. Das hat sich nun geändert, und es wurde in einem versöhnlichen Gespräch der Irrtum aufgeklärt. Das veranlasst mich aber, erneut auf ein Kardinalproblem unserer Wochenkolumne einzugehen. Da unsere PAZ auch im Internet zu lesen ist, muss zu jeder Veröffentlichung, also bei der Befragung unserer Leserschaft, eine zustimmende Erklärung des Adressaten vorgelegt werden. Da dies nicht immer der Fall ist, weil viele Fragenden dies für unnötig halten, müssen wir nachfassen, was eine erhebliche Verzögerung bedeutet, vor allem, wenn keine Telefonnummer oder E-Mail-Adresse angegeben ist, die Nachfrage also auf postalischem Wege erfolgen muss. Bei Online-Anfragen fehlen wiederum Postanschrift und Telefonnummer, diese Angaben sind aber wichtig für mögliche ältere Informanten, die sich nur brieflich oder telefonisch melden können.

Das hat unser Leser Andreas Braun aus Meißen geradezu vorbildlich getan. Mit der Bitte, seine Suchfrage in einer der nächsten PAZ-Ausgaben in unserer Kolumne zu veröffentlichen, übermittelte er zugleich sein Einverständnis für die Bekanntgabe von Adresse und Telefonnummer. Auch seine Angaben waren präzise, wenn auch sehr knapp, aber deshalb wendet er sich ja an unsere Ostpreußische Familie. Aufgrund der Erzählungen seines 1917 in Schillupönen, Kreis Stallupönen geborenen Vaters Willy Braun nimmt er an, dass die Familie Salzburger Abstammung ist. Seitdem er im Internet auf die Webseite des Salzburger Vereins gestoßen ist, beschäftigt er sich intensiver mit seiner Familiengeschichte. Leider brachten seine Nachforschungen bisher wenig ein. Die wichtigsten Ergebnisse: Im Gebiet des Kirchspiels Enzuhnen kommt der Name Braun zwischen 1800 und 1874 bei Hochzeiten und Taufen öfters vor. Leider ist aus dem Gebiet des zuständigen Standesamtes Enzuhnen, später Rodebach, kein Archivmaterial vorhanden. Herrn Brauns Suche konzentriert sich auf seinen Großvater, den Landarbeiter Johann Braun, * 3. November 1891 in Schillupönen, später Stolzenau, dort auch wohnhaft bis zur Flucht, dann vermisst. Er war verheiratet mit Magdalene geborene S(ch)la­witzky, * 25. Oktober 1885 in Kalvari, Litauen. Johann Braun war evangelischer, seine Frau katholischer Konfession. Außer dem Vater des Suchenden, Willy, hatte das Ehepaar noch einen weiteren Sohn Emil und eine Tochter Helene, später verehelichte Lobinski. Magdalene Braun verstarb nach der Rückkehr aus russischer Gefangenschaft am 4. Juli 1946 in Lommatzsch/Sachsen. Die Hauptfrage von Andreas Braun lautet nun: Wer weiß etwas über die Familien Braun, Schlawitzky oder Lobinski? Vielleicht – so hofft er – gibt es Nachforschungen von Landsleuten, an die er anknüpfen kann. Für jeden Hinweis wäre er dankbar, will auch gerne seine verfügbaren Unterlagen interessierten Lesern zur Verfügung stellen. (Andreas Braun, Kurt-Hein-Straße 2 in 01662 Meißen, Telefon/Fax 03521/728043.)

In dem Ende des vergangenen Jahres veröffentlichen Suchwunsch des Franzosen Camille Stein nach seinen westpreußischen Vorfahren, der ja so schnell und glücklich erfüllt wurde, tauchte der Name Janowski auf. Der stieß bei Herrn Horst Janow­ski aus Neubrandenburg auf verständliches Interesse, denn er bemüht sich schon lange, etwas über seine Großeltern zu erfahren, bisher leider vergeblich. Auch seine väterliche Linie führt zurück nach Westpreußen. Sein Vater Gustav Richard Janowski wurde am 30. April 1892 in Ruden, Kreis Marienwerder, Standesamt Sodlinen, geboren. Bis 1945 wohnte er in Elbing, Diet­rich-Eckart-Straße 11. Die Eltern von Gustav Janowski sollen ein Restgut gehabt haben, das sich wahrscheinlich in oder bei Ruden befand. Dieser Teil Westpreußens kam nach dem Ersten Weltkrieg zu Ostpreußen. Die Familie war evangelisch. Vielleicht führt diese kleine Suchanzeige ja auch zu einem ähnlichen Erfolg wie im Fall Stein. (Horst Janowski, Treptower Straße 6 in 17033 Neubrandenburg, Telefon 0395/5824554.)

Unser Landsmann Knut Walter Perkuhn, ein eifriger und engagierter Leser unserer Ostpreußischen Familie, hat wieder ein Anliegen und verbindet es mit einem älteren Suchwunsch, der leider zu keinem Erfolg geführt hat. Zur aktuellen Frage: Es geht um einen in der PAZ Folge 6 vom 13. Februar veröffentlichen Glückwunsch zum 90. Geburtstag. Diesen konnte Frau Edith Leidig, geborene Perkuhn, aus Kuckerneese begehen. Sofort wurde Herr Perkuhn hellhörig, denn er bemüht sich, die Familiengeschichte dieser alten Prussensippe so genau wie möglich zu erforschen, und schrieb sofort an die angegebene Adresse der Jubilarin in 40764 Langenfeld. Leider kam die Post mit dem Vermerk „unzustellbar“ zurück. Herr Perkuhn nimmt an, dass die alte Dame wohl inzwischen in ein Seniorenheim gezogen ist, und bittet deshalb die Verwandten oder Bekannten, die diesen Glückwunsch veranlasst haben, ihm die neue Anschrift der Jubilarin zu übermitteln. Aber vielleicht erfährt sie selber von der Suche und meldet sich bei ihrem Namensvetter. Für Knut Walter Perkuhn ist diese hoch betagte Ostpreußin deshalb so wichtig, weil er – und damit kommen wir zur Frage 2 – schon lange eine Verbindung zu Namensträgern aus der Elchniederung sucht. Auch die Ostpreußische Familie hat da leider nicht gespurt, obgleich wir schon zweimal nach der Familie Rudolf Perkuhn gesucht haben, die zu Beginn der 30er Jahre einen Hof in Skuldeinen bewirtschaftete. Und dieser Ort liegt ja dicht bei Kuckerneese, dem früheren Kaukehmen. Es könnte sogar sein, dass die Jubilarin aus dieser Familie stammt. Manchmal kommt man eben auch über einen Umweg zum Ziel. Das wünschen wir jedenfalls dem unermüdlichen Familienforscher, der den Namen des alten Prussengottes Pärkunos trägt. Wohlgemerkt ohne „h“ – und dazu muss ich nun eine eigene kleine Geschichte beisteuern, die gerade in diese Märztage passt. Ich war noch sehr jung und hatte eine Erzählung geschrieben, in der eine „Hanne Perkuhn“ die Hauptrolle spielt. Agnes Miegel hatte sie gelesen, und als ich die Dichterin am 9. März in ihrer Wohnung in der Königsberger Hornstraße besuchte, um ihr mit einem Strauß lila Tulpen – ihren Lieblingsblumen – zum Geburtstag zu gratulieren, meinte sie: „Ihre Geschichte ist gut, ich habe sie gerne gelesen, aber Perkuhn schreibt sich ohne h!“ Erinnerungen, die man nie vergisst, auch wenn inzwischen 70 Jahre vergangen sind! Ob mit oder ohne h: Unser Landsmann würde sich über eine Antwort freuen. (Knut Walter Perkuhn, Bergstraße 25 in 29565 Wriedel/Brockhöfe, Telefon 05829/1668.)

Die Suchfrage von Herrn Ulrich Ehorn ist so kurz und knapp gehalten, dass ich sie im Wortlaut wiedergeben kann: „Bei Nachforschungen über meine eigenen Familienangehörigen aus Ostpreußen bin ich auf die Geschwister Elsbeth und Karl Lange aus Thulpörschken, Kreis Wehlau aufmerksam gemacht worden. Deren Bemühungen, die seit dem Kriege vermisste Mitbewohnerin Hannelore Weichhaus, * 1934 in Thulpörschken, ausfindig zu machen, sind leider vergeblich geblieben. Da es sich bei den Geschwistern Lange um bereits betagte Menschen handelt, bitte ich Sie in deren Namen, ihnen bei der Suche nach Hannelore Weichhaus behilflich zu sein.“ Was wir hiermit gerne tun mit der Hoffnung, dass sich jemand aus dem zur Gemeinde Bartenhof im Kirchspiel Kremitten gelegenen kleinen Ort am Pregel an die Gesuchte erinnert und etwas über ihr Schicksal berichten kann. (Ulrich Ehorn, Clayallee 232 in 14195 Berlin, Telefon 030/8329541.)

Eure Ruth Geede


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